Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
gewohnten Zeit zu Hause bist.«
Jetzt seufzte ich. »Ja. Der Herr General weiß Bescheid, und ich habe Anweisung, ihn sofort anzurufen, wenn ich hier fertig bin.«
Sie lachte schalkhaft. »Ich auch. Herr General, hm? Hat was.« Der schalkhafte Ausdruck verschwand, als Mrs Collins sich an Dr. Reed wandte. »Wir wären dann so weit.«
Ich schüttelte das Kissen auf, schnappte mir die Decke und kuschelte mich darunter wie ein Bär, der sich in den Winterschlaf verzieht. Konnte ja nicht schaden, wenn ich es zumindest schön warm hatte.
Dr. Reed begann mit ein paar Atem- und Entspannungsübungen. Seine Stimme nahm einen besänftigenden, einlullenden Klang an, und nach einer Weile fingen meine Gedanken an zu wandern. »Sag mir, wann du dich das letzte Mal geborgen gefühlt hast, Echo. Ganz geborgen und sicher.«
»Bei Noah fühle ich mich geborgen.«
Ich überließ mich dieser sanften, beruhigenden Stimme, während ich mir vorstellte, wie mich Noahs warmer, starker Körper und sein herbsüßer Duft in einen schützenden Mantel hüllten.
»Geh tiefer, Echo, ganz tief.« Er sprach in ruhigem Ton weiter. Ich kuschelte mich tiefer unter die Decke und lauschte dieser Stimme, die mich ermunterte, das eine Mal wieder auszugraben, wo ich mich ganz geborgen gefühlt hatte. Erinnerungen zogen wie eine Diashow vor meinem inneren Auge vorbei, bis ich auf eine stieß, bei der mir warm ums Herz wurde.
»Bei Aires habe ich mich geborgen gefühlt.« Er hatte sich immer mit mir im Schrank versteckt, wenn meine Mutter mal wieder eine besonders heftige manische Phase durchlebte. Wenn Aires mich dann im Schrank entdeckte, hatte mein Vater sich bereits um meine Mutter gekümmert, aber ich wagte mich noch immer nicht aus dem Schrank hervor. Dann setzte er sich zu mir und las mir im Licht der Taschenlampe Geschichten vor, bis ich einschlief.
»Ashley.« Komisch, meine Stimme klang wie meine eigene, und die Welt schien weit weg zu sein. Als Kind bedeutete der Anblick von Ashley für mich Spielen, schöne warme Bäder, Abendessen, ganz normale Gutenachtgeschichten und Schlaflieder.
»Daddy.« Mein Beschützer. Mein Retter. Er redete meiner Mutter ins Gewissen, dass sie ihre Medikamente nehmen musste, und sie tat es. Ihm zuliebe. Sie liebte ihn. Er hielt unsere Familie zusammen, und in den dunklen Momenten, wenn die Krankheit meiner Mutter uns auseinanderzureißen drohte, hielt er mich fest. So wie im Krankenhaus, als ich nicht schlafen konnte angesichts der ersten Flut von Albträumen: Er legte sich neben mich ins Bett, hielt mich fest und flüsterte mir immer und immer wieder zu, wie lieb er mich hatte.
Die Szene in meinem Kopf verwandelte sich. Ich war in Sicherheit, das wusste ich irgendwoher, aber jetzt … irgendwas stimmte nicht …
Das Wohnzimmer meiner Mutter war in Mondlicht getaucht, das von den Tausenden Glasscherben auf dem Boden reflektiert wurde.
Etwas Warmes floss an meinen Armen hinunter, und ich rang unter Schluchzern und Schmerzen nach Luft. Brennende, reißende, pochende Schmerzen. Jede Faser meines Körpers schrie, und meine Kehle war ganz wund. Ich versuchte, mich auf allen vieren zu halten, und zwang mich vorwärts. Ich durfte die Augen nicht zufallen lassen, auf keinen Fall.
Aber meine Lider waren so schwer, und auch meine Gliedmaßen. Ich könnte doch einen Moment ausruhen. Nur ein paar Sekunden. Ja, ich würde mich ausruhen.
Ich gab dem Gewicht meines Körpers nach und brach auf dem scherbenübersäten Boden zusammen. Wenn ich mich nicht bewegte, konnten die Scherben mich nicht mehr zerschneiden. Ich atmete in dem langsamen, stetigen Rhythmus meines Herzschlags und ließ die Gedanken zu Dingen jenseits von Blut und Schmerz wandern. Ja. Ich musste schlafen.
Nein! Ich zwang mich, die Augen wieder aufzuschlagen, und blinzelte, um meinen Blick zu fokussieren. Die Ränder der Glasscherben glänzten jetzt rot – blutrot. Mein Blut.
»Daddy!«, flüsterte ich. Daddy sollte längst hier sein. Ich flehte ihn im Geiste an, hoffte, dass er mich irgendwie hören würde …
Ich fixierte die Tür, aber es war ausgeschlossen, dass ich es bis dahin schaffte. Jetzt nicht mehr. Ich spürte meine Beine nicht mehr – keine Kontrolle, keine Bewegung.
Meine Arme. Ich konnte immer noch die Arme bewegen, aber die Schmerzen! »Oh Gott!« Die Schmerzen.
»Es tut mir so leid, Echo. Ich hätte dich nicht aufstehen lassen dürfen. Aber es wird bald nicht mehr wehtun.« Ohne die Scherben zu beachten, legte sich meine
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