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Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie McGarry
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Du weißt doch besser als ich, was für eine Kämpferin sie ist.«
    Ich lehnte mich erleichtert zurück. Es tat gut, das von jemand anderem zu hören. Trotzdem, wenn man mit angesehen hatte, wie sie letzte Nacht um ihren Verstand gekämpft hatte … Wie viel konnte ein Mensch aushalten?
    »Wusstest du, dass sie sich gestern mit ihrer Mutter getroffen hat?«, fragte Mrs Collins.
    Ich blickte erschrocken auf. »Was?«
    »Genau. Hat mich auch vollkommen überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie den Mut hat, sich ihrem Vater zu widersetzen. Vielleicht war dein Einfluss noch größer, als ich dachte. Sie hat ihre Besuche in den Kunstgalerien genutzt, um ihre Mutter zu kontaktieren. Hat ihr überall Briefe hinterlassen und sie gebeten, sich mit ihr zu treffen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Offenbar ist das Treffen nicht sonderlich gut gelaufen. Ihre Mutter hat danach Echos Vater angerufen und ihm geraten, nach ihr zu suchen.«
    Verdammt. Und sie hatte versucht, mich vor Schlimmerem zu bewahren. Echo wollte herausfinden, was ihr zugestoßen war, aber ihre Angst vor der Erinnerung war zu groß gewesen. Ich hatte das nie wirklich kapiert. Gestern muss dann wohl alles zu viel geworden sein – ihre Mutter wiederzusehen, Aires’ Auto fertig, und dann auch noch beinahe wegen Einbruchs gefasst zu werden. Ich verschränkte meine Finger mit ihren.
Ich verspreche dir, Echo, ich kümmere mich um dich, für immer
.
    »Du hast es wirklich nicht gewusst, oder?«
    »Ich hatte keinen Schimmer.« Ich dachte über das nach, was sie gesagt hatte. »Mr Emerson hat aber nicht nach ihr gesucht, oder?«
    Mrs Collins steckte die Decke um Echo fest. »Direkt nach dem Anruf haben bei Ashley die Wehen eingesetzt. Das Baby kam vor dem Termin.«
    Wieder mal war Echo nur an zweiter Stelle gekommen. Die Geschichte ihres Lebens. Irgendwie schaffte sie es immer, dass ich mir im Vergleich zu ihr wie eine Niete vorkam, und das würde diesmal nicht anders sein. Sie hatte mich verlassen, damit ich eine Familie gründen konnte, während sie selbst – allein blieb. Wie hatte ich sie nur gehen lassen können?
    »Ich bin stolz auf dich, Noah.«
    Die letzten vierundzwanzig Stunden waren ein einziger Albtraum gewesen. Ich hatte auf meine Brüder verzichtet. Echo hätte beinahe den Verstand verloren. »Warum kriege ich das immer zu hören, wenn es mir total beschissen geht?«
    »Weil Erwachsenwerden bedeutet, schwierige Entscheidungen zu treffen, aber die richtigen Entscheidungen sind nicht immer die, die sich am besten anfühlen.«
    Wir saßen eine Weile schweigend und lauschten Echos gleichmäßigen Atemzügen und dem Piepsen des Herzmonitors. Mein Herz war übervoll von den vielen Versprechen, die ich ihr im Geiste gegeben hatte und die zu erfüllen ich gar nicht erwarten konnte. Echo sollte nie wieder allein sein.
    »Bevor sie einschlief«, sagte ich, »hatte sie einen klaren Augenblick. Sie sagte, ihre Mutter hätte sie mit Schlaftabletten betäubt. Echo hat eine Menge geschrien während ihrer Halluzinationen oder wie auch immer Sie das nennen wollen. Es klang so, als ob ihre Mutter eine Depression hatte, sich umbringen wollte, und dann tauchte Echo auf. Und die durchgeknallte Mom beschließt kurzerhand, Echo gleich mit ins Jenseits zu nehmen.«
    Mrs Collins seufzte und tätschelte Echos Hand. »Dann hat sie sich erinnert.«

[zurück]
Echo
    Mrs Collins lächelte mir aufmunternd zu, als Taschentuchfetzen auf meine Bettdecke fielen. »Tut mir leid«, sagte ich. Ich setzte mich in meinem Krankenhausbett um und seufzte, als noch mehr zerknüllte Taschentücher zu Boden fielen.
    Der Krankenhaus-Psychiater, Ende vierzig und mit beginnender Glatze, lachte. »Keine Sorge, dazu sind Taschentücher ja da.«
    Ich hatte das Gefühl, seit meinem Aufwachen heute Morgen nur geheult zu haben. Ich hatte geheult, als ich die Augen aufschlug und Noah an meiner Seite fand. Ich hatte geheult, als die Ärzte reinkamen und Noah baten, zu gehen, damit sie mich untersuchen konnten. Ich hatte geheult, als ich dem Psychiater und Mrs Collins erzählte, woran ich mich erinnert hatte. Ich hatte geheult, als sie mit mir alles durchsprachen, was passiert war.
    Und Stunden später saß ich immer noch hier und heulte – ein jämmerlicher, nicht enden wollender Tränenfluss.
    Ich zog das nächste Taschentuch aus der Box und putzte mir so dezent wie möglich die Nase. Ich erinnerte mich. An alles. Wie ich bei meiner Mutter ankam und sie in einer tiefen Depression vorfand.

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