Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
Wie ich mich entschloss, zu bleiben, weil ich dachte, ich könnte sie vielleicht dazu bringen, ihren Therapeuten aufzusuchen. Wie ich den Eistee trank und mir übel wurde.
Wie ich ins Badezimmer ging, die leere Schlaftablettendose auf dem Waschbecken stehen sah und meinen Vater anrief, aber nur seine Mailbox erreichte. Der Schock, als mir dämmerte, dass meine Mutter sich umbringen wollte und dann beschlossen hatte, mich ohne mein Wissen in ihren Selbstmord mit einzuschließen. Wie mir schwindlig wurde und ich in das Glasbild stürzte. Die Zeit, die ich auf dem Boden lag, meine Mutter anflehte, mir Hilfe zu holen, und dann … die Augen schloss.
Kein Wunder, dass der Schlaf mein Feind war.
Ich putzte mir erneut die Nase. »Und, darf ich jetzt nach Hause?«
Der Psychiater beugte sich vor und tätschelte mir das Knie. »Ja. Ich empfehle aber eine Fortsetzung der Therapie, um die Gefühle, die eventuell in nächster Zeit noch hochkommen, zu bearbeiten. Wie ich höre, nimmt Mrs Collins auch private Patienten. Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit.«
Mrs Collins strahlte von einem Ohr zum anderen. »Meine Tür steht dir immer offen.«
»Ich glaube, das würde mir gefallen.« Wer hätte das gedacht? Aber die Frau, von der ich angenommen hatte, dass sie mir das Leben endgültig zur Hölle machen würde, hatte mich in Wirklichkeit aus dieser befreit.
Lila hatte mir in typischer Gute-Fee-Manier ein paar Sachen von zu Hause gebracht. Angesichts der Aussicht auf frische Kleider gönnte ich mir eine lange, heiße Dusche. Als ich aus dem Badezimmer kam, stand Noah am Fenster.
»Hey«, sagte ich.
»Hey.« Sein verschmitztes Grinsen blitzte auf. »Hab gehört, dass sie dich rauslassen.«
»Ja.« Ich ging zu der kleinen Tasche und stopfte meine Sachen hinein, um mich irgendwie zu beschäftigen.
Er hatte mich zusammenbrechen sehen. Und war die ganze Zeit bei mir geblieben. Vielleicht tat ich ihm ja leid. Aber er war auch in Mrs Collins’ Büro eingebrochen, um meine Akte zu bekommen, laut Beth, weil er mich zurückhaben wollte.
»Noah.« Er sagte in genau demselben Augenblick meinen Namen. Er schob die Daumen in seine Hosentaschen, während ich mit den Fingern auf den Nachttisch trommelte.
»Wie geht es dir?«, fragte er.
Fragte er das, um Zeit zu schinden, bevor er endgültig mit mir Schluss machte? Wer wollte schon mit einer Verrückten zusammen sein? Ich zuckte mit den Schultern und sah meinen nervösen Fingern zu. »Gut.«
Noah kratzte sich am Kopf, eine untypische Geste für ihn. Er wirkte fast … unsicher? Blödsinn, nach meiner Darbietung von gestern Abend gruselte ihm so vor mir, dass er Angst hatte, mit mir im selben Zimmer zu sein.
»Du hast mir letzte Nacht eine Höllenangst eingejagt, also sei mir nicht böse, wenn ich ›gut‹ als Antwort nicht hinnehme.«
Ich rieb mir die brennenden Augen, um nicht schon wieder losheulen zu müssen. Die warme Dusche hatte meine Nerven endlich ein wenig beruhigt, aber die Vorstellung, dass Noah mich verlassen würde, brachte die Tränen zurück. »Was willst du denn hören? Dass ich erschöpft bin? Angst habe? Durcheinander bin? Dass ich am liebsten einfach den Kopf an deine Brust legen und stundenlang schlafen würde, aber das nicht passieren wird, weil du mich verlässt?«
»Genau«, sagte er und fügte dann sofort hinzu, »das heißt alles außer dem letzten Teil.« Er schwieg einen Moment. »Echo, wie kannst du bloß denken, dass ich dich verlassen würde? Wie kannst du an meinen Gefühlen für dich zweifeln?«
»Weil«, sagte ich, während ich wieder dieses flaue Gefühl in der Magengegend spürte, »du gesehen hast, wie ich zusammengeklappt bin. Wie ich fast durchgedreht bin.«
Man konnte sehen, wie sich seine Schultern verkrampften. »Ich habe gesehen, wie du gegen die schlimmste Erinnerung deines Lebens kämpfst und wie du gewonnen hast. Täusch dich nicht, Echo. Ich habe an deiner Seite gekämpft. Du musst schon ein wenig Vertrauen haben, in mich … in uns.«
Noah holte Luft und atmete dann ganz langsam aus. Er entspannte sich wieder ein wenig, und sein Ton wurde milder. »Wenn du Angst hast, sag es mir. Wenn du heulen und schreien willst, dann tu es. Und auf keinen Fall wirst du mit mir Schluss machen, weil du meinst, es wäre besser für mich. Willst du die Wahrheit wissen, Echo? Ich will an deiner Seite sein. Wenn du splitterfasernackt durch die Straßen rennen willst, um der ganzen Welt deine Narben zu zeigen, dann lass mich dabei deine
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