Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
er mich benutzt, um Deanna zurückzuerobern?
Deanna bemerkte, dass ich zu ihnen hersah. Sie kniff die Augen zusammen. Luke lächelte mir halbherzig zu, während er Deannas Hand ergriff. Nun, falls er mich wirklich nur benutzt hatte, dann störte es mich nicht. Dann ergaben eben zwei Fehler einen Volltreffer. »Lass mich raten: Die letzte Gruppe besteht aus dir und Natalie?«
»Wir sind doch sowieso die Einzigen, die zählen, oder?«
Ich folgte Lila zur Besteckausgabe. »Wenn die Mehrheit der Schule mich sowieso schon für durchgeknallt hält, wieso ist dann das Mittagessen noch von Bedeutung?«
Lila presste eine Riesenladung Senf mit Honig über ihre Pommes. »Grace.« Sie saß zwischen Natalie und einer anderen ihrer Freundinnen und rührte ununterbrochen ihren Joghurt um.
»Es überrascht mich, dass sie sich noch nicht entschieden hat. Ruf versus Freundschaft. Das ist doch keine Frage für sie, oder? Der Ruf geht für sie immer vor.«
»Sie gibt sich Mühe. Sobald sich der Klatsch ein wenig gelegt hat, kratzt sie die Kurve, glaub mir.«
Ja, vielleicht. Ich ließ mein leeres Tablett auf der Ablage stehen. »Sag Natalie einen Gruß von mir, ja?«
»Wo gehst du hin?«
»Malen.«
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Noah
»Was geht, Mrs Collins.« Ich marschierte geradewegs in ihr Büro und ließ mich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, bevor meine Freitagsnachtschicht begann. Dampf und der Geruch von billigem Kaffee stiegen von der unberührten Tasse am Rand ihres Schreibtischs auf.
Sie blickte von einer Akte auf und lächelte abwesend. »Ich bin beeindruckt. Dass du dich noch am selben Tag auf eine Nachricht von mir meldest! Ich hätte angenommen, nicht vor nächster Woche von dir zu hören.«
»Sie haben die Zauberworte geschrieben: Jacob und Tyler.«
»Hm.« Mrs Collins’ Augen wanderten zu der Akte zurück. Die feinen Fältchen um ihre Augen vertieften sich, und ihr üblicher Welpen-Enthusiasmus schien sie heute verlassen zu haben.
»Ist alles okay mit meinen Brüdern?«
Sie rieb sich die Stirn und wirkte auf einmal erschöpft. Ich rutschte auf dem Stuhl ganz nach vorn. Wenn diese Schweine meinen Brüdern etwas angetan hatten … »Mrs Collins, sind meine Brüder okay?«
»Ja. Ja, deinen Brüdern geht es gut. Entschuldige.« Sie wedelte mit der Hand über dem Ordner und schlug ihn zu. »Ich war gerade mit den Gedanken woanders und bin ein bisschen müde. Gott sei Dank ist Freitag, was?«
Mrs Collins rang sich ein müdes Lächeln ab und legte die Hand auf die zehn Zentimeter dicke Akte. Da fiel mir der Name ins Auge. Es war Echos Akte. Mein Magen krampfte sich zusammen. Irgendwas stimmte nicht.
»Du weißt ja, dass Tylers fünfter Geburtstag vor der Tür steht, und ich habe Carrie und Joe überredet, dir einen zusätzlichen Besuchstag einzuräumen.«
»Ohne Scheiß?«
Etwas von der Anspannung in ihrem Gesicht verschwand, als sie leise lachte. »Ohne Scheiß, aber es wäre mir recht, wenn du das in meiner Gegenwart oder in der deiner Brüder nicht mehr sagen würdest.« Sie griff nach einem kleinen weißen Umschlag, der am Tischrand lag, und reichte ihn mir. »Die Partyeinladung. Die Jungs sind schon ganz aufgeregt. Eine exklusive Party im Besuchszentrum mit dir als einzigem Gast. Oh, und mir. Vielleicht könntest du ein paar Luftballons als Zimmerdeko mitbringen. Ich kümmere mich um Papierschlangen. Das wird ein Fest werden!«
Jacob hatte in seiner krakeligen Kinderschrift meinen Namen auf den Umschlag gemalt. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, je noch einmal einen besonderen Tag mit meinen Brüdern feiern zu können. »Wie haben Sie das hingekriegt?«
»Ich habe dir doch gesagt, wenn du dich um deine Angelegenheiten kümmerst, kümmere ich mich um die Situation mit deinen Brüdern. Und wenn ich jemandem mein Wort gebe, habe ich auch vor, es zu halten.« Sie legte die flache Hand auf Echos Akte ab und blickte erneut darauf hinunter. Was war los? Hatte sie Echo ein Versprechen gegeben, das sie nicht halten konnte?
Ich versuchte es auf gut Glück. »Echo will wissen, was ihr zugestoßen ist. Glauben Sie, Sie können ihr auch helfen?«
»Ich kann mit dir nicht über Echo sprechen, genauso wie ich mit ihr nicht über dich sprechen werde.«
Wo sie recht hat, hat sie recht
. Zweiter Versuch. »Sie hat mir erzählt, was mit ihrer Mutter passiert ist. Genau genommen hat sie mir erzählt, was andere Leute
ihr
darüber erzählt haben, was natürlich nicht das Gleiche ist. Ehrlich
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