Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
gesellschaftliche Regeln ihres eingebildeten Freundinnen-Clans.
»Nein, meine
Freunde
warten auf mich.« Sie betonte das Wort und warf einen demonstrativen Blick zu den Mädchen hinüber, die uns fassungslos anstarrten.
Eins zu null für Echo
. Ich hatte es Samstagabend so kräftig vergeigt, dass sie nicht mal erwog, mich zu ihren Freunden zu zählen. Beth lächelte und winkte frech zum Tisch von Echos Clique hinüber. Echo duckte sich unwillkürlich und schien innerlich zusammenzuzucken.
»Was gibt’s denn, Noah?«, fragte sie. Sie starrte Beth an, dann kehrte ihr Blick zu mir zurück.
»Das ist Isaiah.«
Sie zog die Brauen hoch. »Okay.«
»Er wird sich nach der Schule mal Aires’ Auto ansehen. Wir könnten die Mathe-Nachhilfe bei dir zu Hause machen, während er guckt, was da zu tun ist.«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Wirklich?«
»Was wirklich?«, fragte eine vertraute Stimme. Verdammt – der überdimensionierte Affe. Gerade, wo ich es geschafft hatte, Echo in meine Ecke zu locken, musste ihr beknackter Typ auftauchen. Er legte einen Arm um ihre Schulter.
Echo strahlte immer noch. »Isaiah wird sich Aires’ Auto ansehen.«
Meine Mundwinkel gingen nach oben, die von Luke nach unten.
»Wann denn?«, fragte er.
»Heute nach der Schule«, antwortete Isaiah. Er rutschte ein Stück auf seinem Stuhl nach vorn, damit Luke ihn auch in seiner ganzen Punker-Pracht sehen konnte, inklusive Ohrringen und Tattoos.
»Echo!«, rief eine ihrer Freundinnen.
Sie warf einen Blick über ihre Schulter und fing an, in ihrem Rucksack zu kramen. »Ich muss heute nach der Mittagspause gleich weg und komme nicht zum Unterricht zurück, aber nach der Schule passt prima.«
Sie beugte sich über den Tisch und kritzelte ihre Telefonnummer auf eine Papierserviette. Ihr T-Shirt hing ein wenig herunter und gab etwas von ihrem Ausschnitt frei. Ich verbot Isaiah mit einem Blick, hinzuschauen, und grinste den Affen an, als Echo mir die Serviette zuschob. Er ballte die Fäuste.
»Ich hab das Handy nicht an«, sagte Echo. »Aber du kannst mir eine SMS mit deiner Nummer schicken, dann sage ich euch, wie ihr zu mir nach Hause findet. Bis nach der Schule dann.« Sie wandte sich zum Gehen, doch der Affe reagierte nicht. »Kommst du?«
»Ich hole mir erst was zu essen.«
Echo biss sich auf die Lippe und warf mir noch einen raschen Blick zu, bevor sie wegging. Also hatte ich doch nicht alles vergeigt. Eine Chance hatte ich noch bei ihr.
Stuhlbeine kratzten auf dem Boden, und Luke setzte sich zu uns.
»Was ist denn auf einmal mit euch Musterschülern los? Könnt ihr uns Loser nicht wenigstens in Ruhe lassen?«, murmelte Beth.
Luke ging nicht darauf ein. »Wir haben in der Neunten mal gegeneinander Basketball gespielt.«
Beths und Isaiahs Köpfe schnellten zu mir herum. Über mein Leben vor den Pflegefamilien redete ich nie. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Stimmt.«
»Ich musste dich decken, und du hast mir ganz schön Saures gegeben. Ihr habt gewonnen.«
Er erzählte von diesem Spiel, als wäre es gestern gewesen. Für mich war es eine Ewigkeit her. Diese Erinnerungen gehörten zu einem Jungen, der zusammen mit seinen Eltern bei einem Hausbrand ums Leben gekommen war.
Als ich nichts erwiderte, fuhr er fort: »Damals hast du gewonnen, aber diesmal wirst du das nicht. Sie gehört mir, nicht dir. Ist das klar, Amigo?«
Ich lachte durch die Nase. »Wie ich höre, ist sie nicht vergeben. Wenn du es nicht schaffst, sie zufriedenzustellen, nun, dann …« Ich hob die Hände und ließ meinen Ruf für mich sprechen.
Luke sprang von seinem Stuhl auf. Er war knallrot angelaufen. »Wenn du ihr zu nahe kommst, schlag ich dich kurz und klein.«
Schwer vorstellbar, dass der Lackaffe sich je schon mal geprügelt hatte. Er zitterte ja jetzt schon. Ich blieb einfach sitzen, wohl wissend, dass meine Gelassenheit ihm noch mehr Angst machen würde. »Nur zu. Ich mach dich fertig wie damals beim Basketball. Diesmal wird dich allerdings kein Schiri retten.«
Luke rammte den Stuhl in unseren Tisch und dampfte ab. Beth und Isaiah brachen in Gelächter aus. Ich stimmte ein, bis ich Echos entsetztes Gesicht sah. Bevor ich noch irgendwie reagieren konnte, rannte sie aus der Cafeteria. Verdammt.
Echos Adresse lag in einer schönen Wohngegend. Keins von den schnieken, reichen Vierteln, sondern so eines mit hohen Bäumen, hübschen Vorgärtchen und einstöckigen Backsteinhäuschen mit Veranda und Schwingtüren. Ich hatte auch mal in so
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