Noah: Thriller (German Edition)
erneut sagen, nur dass diesmal die Stimme leicht blechern aus dem Telefon kam. »Wir haben diese Unterhaltung schon Hunderte Male geführt, aber das ist dir nicht mehr bewusst, John.«
»John?«, fragte Noah und sah sich selbst. Die Kamera, die ihn und Zaphire aufzeichnete, hatte ganz nah an sein Gesicht gezoomt.
»So lautet dein richtiger Name. John Morten, achtunddreißig Jahre alt, wohnhaft in einem Zwei-Zimmer-Apartment in der Nähe des Campus einer meiner Privatkliniken in Chicago. Ledig, beziehungsgestört, Einzelgänger.«
Zaphire klappte das Handy wieder zusammen. »Und das Amnestische Syndrom hat nicht nur dein Langzeitgedächtnis ausradiert, es verhindert auch, dass du dir persönliche Erlebnisse länger als drei, maximal vier Wochen merken kannst.«
Zaphire rutschte auf dem Sessel nach vorne.
»Deswegen habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dich zu finden. Deswegen habe ich dafür gesorgt, dass du noch einmal deinen toten Bruder hier im Kühlfach siehst.«
»Wozu?«
»Um dein Gedächtnis zu aktivieren.« Er sah ihn an. Enttäuschung sprach aus seinem Blick. »Bis zuletzt hatte ich die Hoffnung, dass die Frist noch nicht abgelaufen ist. Dass die Erlebnisse in den letzten Wochen so einschneidend waren, dass du dich auch nach so langer Zeit, in der wir keinen Kontakt mehr hatten, an alles erinnern kannst, sobald du auf David triffst. Oder auf mich.«
»Woran?«, fragte Noah laut, beinahe brüllend. » Woran soll ich mich erinnern?«
»An das Video, das dir David kurz vor seinem Tod gegeben hat.«
16. Kapitel
Noah sah zu Altmann am Boden und meinte für einen Moment, den Klang zersplitternden Glases zu hören. Er fühlte sich in die Suite im Adlon zurückversetzt, in der vor seinen Augen ein Mann mit Kopfschuss vor dem Kamin zusammenbrach, kurz bevor eine zweite Kugel seinen eigenen Körper traf.
Er griff sich an die Schulter und meinte den Schmerz noch einmal zu spüren.
»Dann ist es also wahr? Die Verschwörung gibt es wirklich?«
Die Manila-Grippe? Die Pandemie?
Zaphire verzog den Mund zu einer bedauernden Grimasse, als wollte er sagen: »Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders.«
»Du bist einer von ihnen«, stöhnte Noah fassungslos. »Einer von diesen Bilderbergern.«
»Bilderberger?«
Zaphire winkte ab und wirkte für einen Moment sogar etwas belustigt. »Ich bitte dich, John. Diese Idioten sind nichts weiter als hohle Laberköpfe. Mein linker Hoden ist handlungsfähiger als all diese Feiglinge zusammen. Das Einzige, was denen überhaupt Bedeutung verleiht, sind die albernen Verschwörungstheorien, die sich um sie ranken.«
Hinter Noah öffnete sich die Tür des Chefarztbüros.
»Ich weiß, Cezet«, sagte Zaphire zu der Frau im Schutzanzug, die mit ihrer Waffe Noah in Schach hielt und dabei stumm mit zwei Fingern auf eine imaginäre Uhr an ihrem Handgelenk tippte.
»Gib mir noch zehn Minuten.«
Die Frau seufzte, schloss aber die Tür hinter sich. Noah, Zaphire und Altmann waren wieder allein.
»Anfangs habe ich die Bilderberger unterstützt«, knüpfte der Mann, der behauptete, sein Vater zu sein, nahtlos an seine Ausführungen an. »Aber schnell merkte ich, dass diese Weicheier ihren großen Worten keine Taten folgen lassen wollten, obwohl uns der Club of Rome seit den siebziger Jahren die unabwendbare Wahrheit präsentiert, nämlich dass die gesamte Menschheit sich ausrotten wird, wenn wir das Problem der Überbevölkerung nicht in den Griff bekommen.«
Zaphire beugte sich auf dem Sessel etwas zur Seite, um an seine Hosentasche zu gelangen, aus der er ein Taschentuch hervornestelte, mit dem er sich feine Schweißperlen von der Stirn wischte. Da Noah nicht länger fror, musste der Raum für einen vollständig bekleideten Menschen unangenehm überhitzt sein.
»Allen war klar, dass unser Planet dem Kollaps entgegensteuert. Alle redeten nur, aber niemand handelte. Niemand, bis auf eine kleine Splittergruppe.«
»Room 17?«, fragte Altmann. Seine Stimme war kaum mehr ein Röcheln.
»So nannten wir uns. Wir waren anfangs nicht einmal zwanzig Männer, doch gemeinsam besaßen wir schon am Gründungstag etliche Milliarden. Heute kontrollieren wir über 60 Prozent der westlichen Medien, leiten vier der zehn größten Pharmaunternehmen und haben persönliche Kontakte zu fast allen Entscheidern dieser Welt. Und wir nutzen diese Ressourcen, um den Planeten wieder ins Gleichgewicht zu bekommen.«
»Indem ihr einen Herpes-Pest-Erreger mit Flugzeugabgasen in der
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