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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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strecken die Beine aus und sinken tief in unsere Sitze. Ich lege meinen Arm um seine Schultern und er seinen Arm um meine. Wir schließen die Augen und spüren die Sonne auf unseren Gesichtern. Ich öffne die Augen wieder und betrachte sein Kinn, seine Wangen, seine Haare. Mein Schatten bedeckt sein Gesicht, als ich mich über ihn beuge. Ich komme näher. Ich küsse ihn. Nur ein Mal, aber dafür lang.
    Auch so feiern wir beide einen neuen Anfang.
    Es ist schon spät. Die Sonne geht gleich unter, und wir kehren in die Zeit zurück. Wir gleiten ein letztes Mal über den See. Am Bootssteg nickt uns der Bootsverleiher zu, weil wir ihm Adaline sicher zurückgebracht haben.
    Als wir in umgekehrter Richtung durch den Park spazieren, sind dort mehr Leute als vorher zu sehen, die meisten davon alte Bekannte. Old Queen sitzt auf seiner Bank und schwärmt von den großen Zeiten des Broadway in den 1920 er Jahren. Zwei Bänke weiter palavert Young Punk laut über Sid und Nancy und die Geburt der Revolte. Beide haben meistens eine bereitwillige Zuhörerschaft, aber wenn der Spaziergängerstrom nachlässt, dann sitzen sie einträchtig nebeneinander und teilen die Erinnerungen an Ereignisse, die sich lange vor ihrer Geburt zugetragen haben.
    Ich erkläre Noah das alles und würde ihn am liebsten auf seine staunenden Augen küssen. Wir setzen unsere gemeinsame Runde durch unsere kleine Stadt fort, und alles ist für ihn neu: der I Scream Parlor, wo man Horrorvideos gucken kann, während man in der Schlange steht und auf sein XXL-Schokoladeneis mit Sahne wartet; die Grundschule mit ihrem Spielplatz, wo ich dem Klettergerüst alle meine frühen Geheimnisse anvertraut habe; der Pink-Floyd-Schrein im Hinterhof des Friseurladens. Ich weiß, dass viele Leute häufig sagen, sie würden mitten im Nirgendwo leben– als gäbe es immer einen anderen Ort (irgendeine große Stadt, irgendein fremdes Land), wo sie viel lieber wären. Aber in solchen Momenten habe ich das Gefühl, als würde ich mittendrin leben. Mittendrin in meinem eigenen Leben.
    Wir ziehen Kreise um Noahs Wohnviertel, bis wir schließlich den Ring durchstoßen und Kreise um die unmittelbare Nachbarschaft ziehen. Er muss zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Hause sein, und mir ist nicht ganz klar, ob ich zum Abendessen eingeladen bin.
    » Meine Eltern werden alle beide da sein«, sagt er, um sein Zögern zu erklären.
    » Damit kann ich umgehen«, antworte ich.
    Er zögert immer noch.
    » Sie sind nicht wie deine Eltern«, warnt er.
    » Gute Nachricht!«, finde ich.
    » Glaub ich eher nicht.«
    Plötzlich habe ich Tonys Eltern vor Augen, die es für ihr Seelenheil nötig haben, daran zu glauben, dass Joni und ich ein festes Paar sind, sonst würden sie es Tony nie erlauben, mit uns aus dem Haus zu gehen. Sie sind offenbar der Meinung, dass Tonys Persönlichkeit sich durch ein paar Weichenstellungen steuern lässt, und wenn sie nur den richtigen Schalter umlegen, dann wird er sich nicht mehr zu anderen Jungen hingezogen fühlen und sie können ihn auf den rechten Weg zu Gott zurückführen.
    » Wissen sie, dass du schwul bist?«, frage ich Noah.
    » Das ist ihnen so was von egal. Aber in anderen Dingen– also, weißt du, ihre Prioritäten sind etwas seltsam.«
    Wir haben aufgehört, unsere Kreise zu drehen. Wir stehen jetzt direkt vor seinem Haus.
    » Ach, was soll’s!«, sagt er. Wir gehen zusammen rein, und er ruft laut: » Ich bin da!«
    » Na und?«, ruft Claudia aus irgendeinem Zimmer.
    Wir gehen in die Küche, um uns Ice Pops aus dem Gefrierschrank zu holen. Ob ich will oder nicht, mein Blick fällt auf die drei Kreditkarten, die im Flur auf einem Schränkchen liegen.
    » Mom? Dad? Ich bin zu Hause!«
    Claudia kommt in die Küche geschlendert. » Du bist zu Hause, aber sie nicht. Sie haben aber immerhin kurz Hallo gesagt. Wir können uns bestellen, was wir wollen. Du sollst aber die United Card benutzten, weil sie da die Bonuspunkte dringender brauchen als bei Continental.«
    » Wo sind sie hin?«, fragt Noah.
    » In ein Restaurant, um zu feiern. Mom ist endlich in den Commander Club aufgenommen worden. Sie hat jetzt Zutritt zu den Commander Club Lounges in allen großen Flughäfen, einschließlich kostenlosem Kaffee und Internet-Zugang.«
    Während Noah über die Konsequenzen dieser wichtigen Neuigkeit nachdenkt, nimmt ihm Claudia sein Ice Pop aus der Hand. Sie schiebt es in den Mund und geht zurück in das Zimmer irgendwo am Ende des Flurs. Ich höre, wie ihre Schritte

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