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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die sie gestern hatte passieren lassen, und waren desertiert, um sich ihnen anzuschließen.
    Müde nahm Hiraga Platz. »Ich habe es nicht geschafft, auf zweihundert Schritt an den Tempel oder die Gesandtschaft heranzukommen; also können wir sie nicht in Brand stecken und Herrn Yoshi mitsamt den anderen umbringen, wenn sie dort eintreffen. Unmöglich. Wir müssen ihnen anderswo auflauern.«
    »Entschuldigen Sie mich, Hiraga-san, aber sind Sie sicher, daß es Herr Yoshi war?« fragte ihn einer der beiden Moris.
    »Ja. Ich bin sicher.«
    »Ich kann nicht begreifen, warum er das Risiko eingehen und mit so wenigen Wachen die Burg verlassen sollte, nur um sich mit ein paar stinkenden Gai-Jin zu treffen. Dazu ist er zu intelligent, er muß doch wissen, daß er, vom Shōgun abgesehen, das bevorzugte Ziel für die Shishi ist, wichtiger noch als der Verräter Anjo.«
    »Ich habe ihn erkannt, ich war ihm in Kyōto einmal ganz nahe«, erwiderte Hiraga, der den beiden Mori-Samurai nicht traute. »Was immer der Grund ist, er kann es zwar riskieren, zur Gesandtschaft einmal ohne Wachen zu gehen, aber nicht zweimal. Mit Sicherheit ist das der Grund, warum es in der Umgebung von Bakufu-Samurai wimmelt. Aber morgen wird er die Burg abermals verlassen, und das ist eine Gelegenheit, die wir nicht ungenutzt lassen dürfen. Könnten wir irgendwo einen Hinterhalt legen? Hat jemand einen Vorschlag?«
    »Kommt darauf an, wie viele Samurai er im Gefolge hat«, antwortete ein Mori-Samurai. »Falls die Verhandlungen so stattfinden, wie es die Gai-Jin wünschen.«
    »Falls? Könnte es sein, daß Herr Yoshi eine Kriegslist plant?«
    »Ich an seiner Stelle würde das tun. Sie nennen ihn den Fuchs.«
    »Und wie würdest du das anstellen?«
    Der Mann kratzte sich das Kinn. »Irgendwie für eine Verzögerung sorgen.«
    Hiraga runzelte die Stirn. »Aber wenn er, wie gestern, in die Gesandtschaft geht – wo wäre er am exponiertesten?«
    »Wenn er aus seiner Sänfte steigt«, antwortete Ori. »Der Vorhof der Gai-Jin ist am günstigsten.«
    »Aber wir können nicht hinein, nicht einmal als Selbstmordkommando.«
    Das Schweigen vertiefte sich. Dann sagte Ori leise: »Je näher am Burgtor, desto sicherer werden sich seine Offiziere fühlen, desto weniger Leibwachen und desto nachlässiger ihre Aufmerksamkeit beim Herauskommen – und wenn sie wieder hineingehen.«
    Hiraga nickte zufrieden, lächelte ihm zu und winkte einem seiner Landsleute. »Wenn das Haus erwacht, sag Mama-san, daß sie einen Arzt für Ori holen soll – heimlich und schnell.«
    »Wir waren uns einig, daß das nicht sicher ist«, protestierte Ori sofort.
    »Du mußt versorgt werden. Du bist nützlich. Deine Idee ist perfekt.«
    Ori verneigte sich. »Ist wohl besser, wenn ich zum Arzt gehe, neh’?«
    Im ersten Licht des Tages eilte Phillip Tyrer mit zwei Highlandern, einem Sergeant und einem einfachen Soldaten, fast im Laufschritt zur Pier hinunter. »Großer Gott, Phillip, zwei Wachen sind mehr als genug«, hatte Sir William kurz zuvor gesagt. »Wenn die Japse wirklich Ärger machen wollen, kann unsere ganze Garnison Sie nicht schützen. Die Nachricht muß an Ketterer überbracht werden, und Sie sind der Bote. Bye!«
    Genau wie Sir William mußte er den Weg durch Hunderte von schweigenden Samurai nehmen, die kurz vor Tagesanbruch zurückgekehrt waren. Keiner belästigte ihn oder schien seine Gegenwart auch nur zu bemerken. Und nun lag das Meer vor ihm. Sein Schritt wurde schneller.
    »Halt, wer da? Halt, oder ich schieße Ihnen den Kopf von den Schultern«, kam eine Stimme aus dem Schatten. Tyrer erstarrte.
    »Verdammt noch mal«, sagte er, vor Angst zitternd. »Wer zum Teufel kann es denn schon sein? Ich bin’s, mit einer dringenden Nachricht für den Admiral und den General.«
    »Verzeihung, Sir.«
    Gleich darauf saß Tyrer in einem Boot und wurde auf das Flaggschiff zugerudert. Er war so froh, der Gesandtschaftsfalle entronnen zu sein, daß er am liebsten geweint hätte. Ungeduldig trieb er die Ruderer an und stieg dann die Gangway zwei Stufen auf einmal empor.
    »Hallo, Phillip!« Der Wachoffizier auf dem Hauptdeck war Marlowe. »Was zum Teufel ist eigentlich los?«
    »Hallo, John. Wo ist der Admiral? Ich habe eine dringende Nachricht von Sir William für ihn. Die Gesandtschaft ist von Tausenden dieser Hunde eingeschlossen.«
    »Himmel!« Besorgt führte ihn Marlowe einen Gang entlang nach achtern. »Und wie sind Sie rausgekommen?«
    »Einfach so. Sie haben mich durchgelassen,

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