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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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aber kein einziges verdammtes Wort gesagt. Haben mich einfach durchgelassen. Ich hatte eine Heidenangst, das kann ich Ihnen sagen – die Kerle waren überall, nur nicht innerhalb unserer Mauern und unten an der Pier.«
    Der Marinesoldat, der vor der Kajütentür Wache stand, salutierte stramm. »Morgen, Sir.«
    »Dringende Nachricht für den Admiral.«
    Sofort kam eine schneidende Stimme von drinnen: »Dann bringen Sie sie um Gottes willen herein, Marlowe! Nachricht von wem?«
    Seufzend öffnete Marlowe die Tür. »Sir William, Sir.«
    »Was zum Teufel hat dieser Idiot jetzt wieder…« Als Admiral Ketterer Tyrer sah, unterbrach er sich. »Ah, Sie sind sein Adjutant, nicht wahr?«
    »Angehender Dolmetscher, Sir, Phillip Tyrer.« Er überreichte ihm das Schreiben. »Äh, mit Empfehlungen von Sir William.«
    Der Admiral, noch im langen Flanellnachthemd, riß den Umschlag auf und schürzte beim Lesen nachdenklich die Lippen:
    Ich halte es für das Beste, auf Ihr Erscheinen wie auch auf das des Generals und der anderen Gesandten bei der heutigen Sitzung zu verzichten. Wir sind von Hunderten, wenn nicht Tausenden schwer bewaffneter Samurai umzingelt. Bisher haben sie noch keine feindseligen Handlungen begangen und auch niemandem am Verlassen des Grundstücks gehindert. Natürlich haben sie das Recht, ihre Truppen aufmarschieren zu lassen, wo sie wollen – vielleicht ist es auch nur ein Bluff, um uns zu beunruhigen. Aus Gründen der Sicherheit werde ich jedoch allein mit den Bakufu verhandeln – falls sie überhaupt erscheinen. (Ist das der Fall, werde ich einen blauen Wimpel aufziehen und versuchen, Sie über die Entwicklungen auf dem laufenden zu halten.) Sollten die Bakufu nicht erscheinen, werden wir ein oder zwei weitere Tage abwarten, dann müssen wir womöglich einen schmählichen Rückzug anordnen. Vorerst jedoch wird das Einziehen der Flagge bedeuten, daß sie uns überrannt haben. In diesem Fall dürfen Sie nach Ihrem Gutdünken verfahren. Ich verbleibe, Sir, Ihr gehorsamer Diener…
    Der Admiral las das Schreiben ein weiteres Mal, dann sagte er energisch: »Mr. Marlowe, bitten Sie den Kapitän und den General sofort zu mir. Übermitteln Sie folgende Nachricht an alle Schiffe: ›Umgehend Kampfstationen einnehmen. Alle Kapitäne um zwölf Uhr mittags zum Rapport an Bord des Flaggschiffs.‹ Anschließend ein Signal an die Gesandten mit der Bitte, sich so bald wie möglich hierherzubemühen. Mr. Tyrer, lassen Sie sich ein Frühstück servieren, und halten Sie sich bereit, in wenigen Minuten meine Antwort zurückzubringen.«
    »Aber, Sir, meinen Sie nicht…«
    Der Admiral brüllte jedoch schon der geschlossenen Türe zu: »Johnson!«
    Sofort öffnete seine Ordonnanz die Tür. »Der Barbier ist unterwegs, Sir, Ihre Uniform ist frisch gebügelt, das Frühstück wird sofort auf Ihrem Tisch stehen, und der Porridge ist heiß!«
    Ketterers Blick fiel auf Marlowe und Tyrer. »Worauf, zum Teufel, warten Sie noch?«
    In Yokohama schlingerte der Struan-Kutter – das einzige dampf- und schraubengetriebene kleine Boot in Japan – gegen die Pier, denn der Wind hatte aufgefrischt, und es herrschte leichter Seegang. Geschickt kletterte Jamie McFay die Stufen empor und eilte die Pier entlang auf das zweistöckige Gebäude zu, das die High Street beherrschte. Es war erst knapp acht Uhr, aber er war trotzdem schon zu dem zweimal im Monat einlaufenden Postdampfer hinausgefahren, der bei Tagesanbruch angekommen war, um Briefe, Päckchen und die neuesten Zeitungen zu holen, wertvolles Frachtgut, das sein chinesischer Assistent auf einen Karren zu laden begann. In der Hand hielt Jamie McFay zwei Briefumschläge, der eine geöffnet, der andere versiegelt.
    »Morgen, Jamie.« Aus einer kleinen Gruppe unausgeschlafener Kaufleute, die auf ihre Boote warteten, löste sich Gabriel Nettlesmith und kam ihm entgegen. Er war ein kleiner, rundlicher, ungepflegter Mann, der nach Tinte, ungewaschenen Kleidern und den Zigarren stank, die er ununterbrochen qualmte, Redakteur und Herausgeber des Yokohama Guardian, der Tageszeitung der Niederlassung, einer der vielen in Asien, die offen oder heimlich Struan’s gehörten. »Was ist passiert?«
    »Eine Menge – bitte, leisten Sie mir beim zweiten Frühstück Gesellschaft. Tut mir leid, ich muß weiter.«
    Auch ohne die vor Anker liegende Flotte war der Hafen von Kuttern belebt, die zwischen der Pier und dem halben Hundert Handelsschiffen hin und her fuhren, sich um den Postdampfer drängten, zu

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