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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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versuch ihr die Ehre abzuschneiden, dann kannst du was erleben, bei Gott!«
    McFay seufzte. Eine alkoholisierte Prügelei mit etlichen zerbrochenen Flaschen war die Folge gewesen, und die beiden Männer waren hinausgeworfen worden, um eine Stunde später unter dröhnendem Beifall wieder zurückgewankt zu kommen. Als er gestern abend, bevor er sich selbst zu Bett begab, noch einmal hier hereinschaute, hatte Malcolm friedlich geschlafen, und Angélique war in einem Sessel am Bett eingenickt. Behutsam hatte er sie geweckt. »Sie sollten sich ein bißchen richtigen Schlaf gönnen, Miss Angélique. Jetzt wird er sicher nicht mehr aufwachen.«
    »ja, vielen Dank, Jamie.«
    Er hatte zugesehen, wie sie sich, noch halb im Schlaf, wie ein zufriedenes Kätzchen genüßlich reckte und streckte. Das Haar hing ihr um die nackten Schultern, das Kleid fiel in weiten Falten von der hohen Taille in einem Stil herab, wie ihn die Kaiserin Josephine vor fünfzig Jahren bevorzugt hatte, den aber einige Pariser Schneider nun wieder einführen wollten, und sie vibrierte vor einer auf Männer anziehend wirkenden Kraft. Seine eigene Suite lag ebenfalls an diesem Korridor. Er hatte lange nicht einschlafen können.
    Struan war völlig durchgeschwitzt. Die Anstrengung, die er bei der Benutzung des Nachttopfs aufbringen mußte, war ungeheuer, das Ergebnis trotz aller Schmerzen kaum nennenswert, nur ein wenig blutiger Urin. »Also, Jamie, wie lautet die schlimme Nachricht?«
    »Ach, na ja, wissen Sie…«
    »Verdammt noch mal, raus damit!«
    »Ihr Vater ist vor neun Tagen gestorben, an dem Tag, an dem der Postdampfer Hongkong verließ. Seine Beerdigung war auf drei Tage später angesetzt. Ihre Mutter hat mich gebeten, dafür zu sorgen, daß Sie umgehend nach Hause kommen. Unser Postdampfer mit der Nachricht von Ihrem… Ihrem Unglück wird frühestens in vier Tagen in Hongkong eintreffen. Es tut mir leid«, endete er unsicher.
    Struan hatte nur den ersten Satz gehört. Die Nachricht kam nicht unerwartet und traf ihn dennoch so schmerzhaft wie die Wunde in seiner Seite. Er war sehr froh und zugleich sehr traurig – vor allem aber erregt, weil er nun endlich die Leitung der Compagnie übernehmen konnte, eine Aufgabe, auf die er sein Leben lang vorbereitet worden war. Die Firma wurde seit Jahren nur noch von seiner Mutter zusammengehalten, die seinen Vater still und ruhig überredet, beschwatzt, beraten und ihm über die schlechten Zeiten hinweggeholfen hatte. Die schlechten Zeiten waren größtenteils auf den Alkohol zurückzuführen, die einzige Medizin, um die furchtbaren Kopfschmerzen des Vaters und seine Anfälle der Happy-Valley-Krankheit zu lindern, die mal-aria, die ›schlechte Luft‹, jenes geheimnisvolle, tödliche Fieber, das Hongkongs Bevölkerung anfangs dezimiert hatte, inzwischen aber manchmal durch einen Baumrindenextrakt namens Chinin in Schach gehalten werden konnte.
    Ich kann mich an kein Jahr erinnern, in dem Vater nicht mindestens zweimal einen Monat oder länger mit Schüttelfrost im Bett gelegen hätte, während er tagelang delirierte. Selbst Infusionen der kostbaren Chinarinde, die der Großvater aus Peru mitbrachte, hatten ihn nicht heilen können, obwohl sie verhinderten, daß er, wie die meisten anderen, an dem Fieber starb. Aber die arme, kleine Mary hatte die Infusion nicht retten können; sie war erst vier Jahre alt, damals, und ich sieben und mir ständig des Todes bewußt, seiner Bedeutung und seiner Endgültigkeit.
    Er seufzte tief auf. Zum Glück kann das Schicksal Mutter nichts anhaben, weder Seuchen noch Krankheiten, weder Alter noch Unglück; sie ist noch immer eine junge Frau, noch nicht achtunddreißig, nach sieben Kindern immer noch schlank, ein stählerner Stützpfeiler für uns alle. Sie hat jede Katastrophe, jedes Unwetter, sogar den bitteren, endlosen Haß und die Feindschaft zwischen ihr und ihrem Vater, dem gottverdammten Tyler Brock, überstanden… selbst die Tragödie im letzten Jahr, als Rob und Dunross, die süßen Zwillinge, vor Shek-O ertranken, wo unser Sommerhaus liegt. Und nun der arme Vater. So viele Tote.
    Tai-Pan. Ich bin Tai-Pan des Noble House.
    »Was? Was haben Sie gesagt, Jamie?«
    »Daß es mir leid tut, Tai-Pan, und hier, das ist ein Brief von Ihrer Mutter.«
    Mit großer Anstrengung nahm Struan den Umschlag entgegen. »Wie komme ich am schnellsten nach Hongkong zurück?«
    »Mit der Sea Cloud, aber die kommt erst in zwei bis drei Wochen. Die einzigen Handelsschiffe, die im Moment

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