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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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geantwortet: »Nein, Jamie, Mrs. Struan ist nicht an Bord, aber hier ist ein Brief von ihr.«
    Er war kurz und knapp: Jamie, tun Sie alles, was Dr. Hoag will, und schicken Sie mir mit jeder Post detaillierte, vertrauliche Berichte.
    »Wissen Sie, was drin steht, Doc?«
    »Ja. Kaum erforderlich, aber Sie kennen die Dame ja.«
    »Wie geht es ihr?«
    Hoag überlegte einen Moment. »Wie üblich: Nach außen hin unerschütterlich, innerlich ein Vulkan. Eines Tages muß er ausbrechen – kein Mensch kann so viel Trauer, so viele Tragödien verkraften, niemand. Nicht einmal sie.« Mit aufmerksamen Blicken in die Runde war er Jamie die Gangway hinabgefolgt. »Ich muß sagen, ich freue mich, Gelegenheit zu einem Besuch in Japan zu haben – Sie sehen prächtig aus, Jamie. Dieser Posten bekommt Ihnen wirklich gut. Lassen Sie sehen, seit Ihrem letzten Urlaub ist jetzt fast ein Jahr vergangen, nicht wahr? Und nun erzählen Sie mir alles, zuerst über diesen Mordangriff… und dann über Miß Richaud.«
    Als sie das Kontor erreichten, wußte Dr. Hoag alles, was Jamie wußte. »Aber bitte«, setzte er voll Unbehagen hinzu, »erwähnen Sie Malcolm gegenüber nicht, was ich Ihnen über Angélique erzählt habe. Sie ist ein wundervoller Mensch, sie hat auch eine schreckliche Zeit hinter sich, ich glaube wirklich nicht, daß sie miteinander geschlafen haben, die heimliche Verlobung ist ein Gerücht, aber er ist bis über beide Ohren verliebt – nicht, daß ich ihm das verübeln könnte oder irgend jemand in ganz Asien. Ich hasse den Gedanken, Mrs. Struan heimliche Berichte schicken zu müssen. Wie dem auch sei, ich habe einen geschrieben, eine abgemilderte Version, die mit diesem Schiff hinausgeht. Meine Loyalität muß zuerst und vor allem Malcolm gelten. Er ist der Tai-Pan.«
    Als er jetzt Malcolm Struan beobachtete, wie er dalag und den Brief las, den Hoag ihm mitgebracht hatte, als er das fahle Gesicht und den schlaffen Körper sah, begann er sich Gedanken zu machen. Und zu beten.
    Struan blickte auf. Seine Augen wurden schmal. »Ja, Jamie?«
    »Sie hatten einen Auftrag für mich?«
    Nach kurzer Pause antwortete Malcolm: »Ja. Hinterlassen Sie eine Nachricht in der französischen Gesandtschaft – Angélique ist dort, sie hat gesagt, sie wolle auf ihre Post warten. Sagen Sie ihr, ein alter Freund aus Hongkong sei eingetroffen, und ich möchte, daß sie ihn kennenlernt.«
    McFay nickte lächelnd. »Wird erledigt. Lassen Sie mich holen, wenn Sie was brauchen.« Damit verließ er das Zimmer.
    Unruhig beobachtete Struan die Tür. Jamies Miene war zu offen gewesen. Er versuchte, sich zu beruhigen, und kehrte zu seinem Brief zurück.
    Malcolm, mein armer, lieber Sohn, diesmal nur schnell ein paar Worte, da Ronald Hoag sich umgehend zum Postdampfer begeben muß, den ich aufgehalten habe, damit er ihn noch erreicht und Du die beste Pflege hast. Ich war entsetzt, als ich von diesen Schweinen hörte, die Dich überfallen haben. Wie Jamie berichtet, hat dieser Dr. Babcott operieren müssen – bitte schreib mit jeder Eilpost, die abgeht, und komm schnell nach Hause, damit wir uns richtig um Dich kümmern können. Ich sende Dir meine Liebe und meine Gebete.
    PS: Ich liebe Dich.
    Er blickte auf. »Nun?«
    »Nun sag mir die Wahrheit, Malcolm. Wie geht es dir?«
    »Ich fühle mich furchtbar und fürchte, daß ich sterben muß.«
    Hoag saß im Sessel und betrachtete ihn nachdenklich. »Das erste ist verständlich, das zweite nicht unbedingt zutreffend, aber im Bereich des Möglichen.«
    »Großer Gott, ich will nicht sterben, ich habe so vieles, wofür ich leben möchte. Ich möchte so gern leben und gesund werden, daß ich es gar nicht sagen kann. Aber jede Nacht und jeden Tag kommt mir irgendwann dieser Gedanke… und trifft mich wie ein körperlicher Schlag.«
    »Was für Medikamente nimmst du?«
    »Irgendein Zeug – mit Laudanum –, das mich schlafen läßt. Die Schmerzen sind furchtbar, und ich fühle mich so gräßlich.«
    »Jeden Abend?«
    »Ja.« Und halb entschuldigend setzte Struan hinzu: »Er will, daß ich damit aufhöre, er sagt, ich würde… ich dürfe nicht so weiter machen.«
    »Hast du’s versucht?«
    »Ja.«
    »Aber du hast nicht aufgehört?«
    »Nein, noch nicht. Meine… Die Willenskraft scheint mich verlassen zu haben.«
    »Das ist eins der Probleme, die damit zusammenhängen – so wundervoll und wertvoll es auch ist.« Er lächelte. Laudanum war der Name, den Paracelsus damals diesem Heilmittel gegeben hatte. »Kennst

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