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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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weitere Mitgefühlsbekundungen etc.
    Ich glaube, ich hasse sie alle beide, jedesmal, wenn ich an sie denke, erinnere ich mich an diese Hölle namens Kanagawa und daß sie mich nicht beschützt haben, obwohl das ihre Pflicht gewesen wäre. Phillip Tyler ist noch in der Edo-Gesandtschaft, aber Jamie sagt, er habe gehört, daß Phillip morgen oder übermorgen zurückkommen werde. Das ist sehr gut, denn wenn er kommt, habe ich einen Plan, der…
    Der dumpfe, hallende Donner einer Kanone ließ sie zusammenzucken. Es war die Signalkanone, und von weit draußen auf See kam die Antwort. Sie suchte den Horizont ab und entdeckte schließlich den verheißungsvollen Rauch aus dem Schornstein des Postdampfers.
    Mit einer Aktentasche voll Post unter dem Arm begleitete Jamie McFay einen Fremden die Haupttreppe des Struan-Building empor, auf die durch hohe Glasfenster die Sonne hereinschien. Beide Herren trugen, obwohl der Tag warm war, Gehröcke aus Wollstoff und Zylinder. Der Fremde hatte eine kleine Tasche in der Hand. Er war untersetzt, bärtig, häßlich und in den Fünfzigern, einen Kopf kleiner als Jamie, doch breiter in den Schultern, mit einem Schopf langer, widerspenstiger grauer Haare, die unter dem Hut hervorkamen. Sie schritten den Korridor entlang, und McFay klopfte leise an die Tür. »Tai-Pan?«
    »Kommen Sie herein, Jamie, es ist offen.« Sprachlos starrte Struan den Mann an und fragte ihn dann sofort: »Ist Mutter an Bord, Dr. Hoag?«
    »Nein, Malcolm.« Dr. Ronald Hoag sah Malcolms Erleichterung, die ihn traurig machte, die er aber verstehen konnte. Tess Struan war äußerst drastisch gewesen in ihrem Urteil über die ›ausländische Bagage‹, die ganz zweifellos die Klauen in ihren Sohn geschlagen hatte. Er verbarg seine Besorgnis über Malcolms Blässe und stellte Hut und Tasche auf die Kommode. »Sie hat mich gebeten, dich zu besuchen«, erklärte er mit tiefer, freundlicher Stimme, »und zu sehen, ob ich irgend etwas für dich tun oder dich nach Hause begleiten kann – falls du Begleitung nötig hast.« Seit nahezu fünfzehn Jahren war er der Hausarzt der Struans in Hongkong und hatte die letzten vier von Malcolms Geschwistern zur Welt gebracht. »Wie geht es dir?«
    »Es geht mir… Dr. Babcott hat sich um mich gekümmert. Es geht mir… Es geht mir gut. Danke, daß Sie gekommen sind. Ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen.«
    »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen. George Babcott ist ein guter Arzt, es gibt keinen besseren.« Hoag lächelte. Die kleinen, topasfarbenen Augen lagen in einem faltigen, wettergegerbten Gesicht. Dann fuhr er lebhaft fort: »Eine scheußliche Reise, der letzte Zipfel des Taifuns hat uns erwischt, und einmal wären wir fast gekentert, die ganze Zeit mußte ich Matrosen und die wenigen Passagiere zusammenflicken – meistens Knochenbrüche. Zwei sind über Bord gegangen, ein Chinese und ein Zwischendeckpassagier, irgendein Unbekannter, wir haben nie erfahren, wer er war. Der Captain sagte, der Mann hätte in Hongkong einfach seine Passage bezahlt und einen Namen gemurmelt. Hat die meiste Zeit in seiner Kabine verbracht, ist dann einmal an Deck gekommen, und puff, hat ihn eine Welle mitgerissen. Weißt du, Malcolm, du siehst besser aus, als ich es nach all den Gerüchten, die in der Kolonie umliefen, erwartet habe.«
    »Ich lasse euch beide lieber allein«, erklärte Jamie und legte den Briefstapel auf den Nachttisch. »Hier ist Ihre persönliche Post; die Bücher und Zeitungen bringe ich Ihnen später.«
    »Danke.« Malcolm beobachtete ihn. »Irgendwas Wichtiges?«
    »Zwei von Ihrer Mutter. Die liegen obenauf.«
    Dr. Hoag langte in seine voluminösen Taschen und zog einen zerknitterten Umschlag hervor. »Hier ist noch einer von ihr, Malcolm, später geschrieben als die anderen. Am besten liest du ihn erst, dann werde ich dich mal ansehen, wenn ich darf. Vergessen Sie nicht Babcott, Jamie.«
    Jamie hatte ihm schon erzählt, daß Babcott an diesem Vormittag in Kanagawa war, wo er ein Ambulatorium abhielt, und daß er ihm sofort den Kutter schicken würde, wenn sie bei Malcolm gewesen waren. »Bis später, Tai-Pan.«
    »Nein, warten Sie noch einen Moment, Jamie.« Struan öffnete den Brief, den Hoag ihm übergeben hatte, und begann zu lesen.
    Als Jamie das Hauptdeck des Postdampfers betreten hatte, war Dr. Hoag zu ihm gekommen und hatte ihm erklärt, er habe die ganze Struan-Post bei sich, damit sie sofort aufbrechen könnten, und auf seine prompte Frage zu seiner Erleichterung

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