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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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du Paracelsus?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht«, sagte Hoag lachend. »Jedenfalls haben wir dieser Opiumtinktur den Namen gegeben. Schade, daß all ihre Derivate süchtig machen. Aber das weißt du ja.«
    »Ja.«
    »Wir können es dir abgewöhnen, das ist kein Problem.«
    »Es ist ein Problem, das weiß ich auch, und außerdem weiß ich, daß Sie unseren Opiumhandel mißbilligen.«
    Hoag lächelte. »Ich bin froh, daß du das als Feststellung formuliert hast und nicht als Frage. Du billigst ihn letztendlich auch nicht, das tut kein Chinahändler, aber ihr sitzt allesamt in der Falle. Aber reden wir nicht übers Geschäft, Malcolm, und auch nicht über Politik. Was ist mit Miss Richaud?«
    Struan spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. »Jetzt hören Sie mir ein für alle Mal zu, mein Lieber: Was immer Mutter sagen mag, ich bin alt genug, um zu wissen, was ich tue, und kann tun, was ich will! Verstanden?«
    Hoag lächelte mild. »Ich bin dein Arzt, Malcolm, nicht deine Mutter. Und ich bin dein Freund. Habe ich euch jemals im Stich gelassen, dich oder irgend jemanden aus deiner Familie?«
    Mit sichtbarer Anstrengung unterdrückte Struan seinen Zorn, sein jagendes Herz dagegen vermochte er nicht zu beruhigen. »Es tut mir leid, aber ich…« Hilflos zuckte er die Achseln. »Es tut mir leid.«
    »Das muß es nicht. Ich will mich nicht in dein Privatleben einmischen. Deine Gesundheit hängt von vielen Faktoren ab. Und dies scheint mir einer der Hauptfaktoren zu sein. Daher meine Frage. Ich frage aus rein medizinischen Gründen – nicht aus familiären. Also, was ist mit Miss Richaud?«
    Struan wollte männlich und gelassen klingen, vermochte seine Frustrationen aber nicht zu zähmen und platzte heraus: »Ich will sie heiraten, und es macht mich verrückt, hier zu liegen wie ein… hier so hilflos liegen zu müssen. Verdammt, ich kann noch nicht mal aus dem Bett steigen, ich kann nicht pinkeln, ohne daß es entsetzlich weh tut. Ich werde wahnsinnig, und so sehr ich mich auch bemühe, es scheint nicht besser zu werden…« So ging es weiter, bis er ermüdete. Hoag hörte ihm ruhig zu. Schließlich verstummte Struan. Und murmelte eine Entschuldigung.
    »Darf ich dich ansehen?«
    »Ja… ja, natürlich.«
    Mit größter Sorgfalt untersuchte ihn Hoag, legte ihm das Ohr auf die Brust, um sein Herz abzuhorchen, sah in seinen Mund, maß seinen Puls, begutachtete die Wunde und roch daran. Mit den Fingern tastete er die Bauchwand ab und suchte nach den darunterliegenden Organen, dem Ausmaß des Schadens: »Tut das weh… Und dies… Ist es hier besser?« Bei jedem kleinsten Druck stöhnte Malcolm auf. Schließlich beendete der Arzt die Untersuchung.
    Struan brach das Schweigen. »Nun?«
    »Babcott hat sehr gute Arbeit geleistet an einer Wunde, an der ein normaler Mann inzwischen gestorben wäre.« Hoags Worte klangen bedächtig und zuversichtlich. »Nun wollen wir mal was versuchen.« Behutsam nahm er Struans Beine und half ihm, bis er auf der Bettkante saß. Dann legte er Malcolm den Arm um die Schultern, nahm den größten Teil seines Gewichts mit erstaunlicher Kraft auf sich und half ihm aufstehen. »Vorsicht!«
    Allein konnte Struan nicht aufrecht stehen, aber er hatte das Gefühl zu stehen, und das machte ihm Mut. Nach einem Moment ließ Hoag ihn behutsam wieder aufs Bett hinab. Struans Herz hämmerte vor Schmerzen, aber er war zufrieden. »Danke.«
    Der Arzt nahm wieder im Sessel Platz und sammelte die eigenen Kräfte. Dann sagte er: »Ich werde dich jetzt allein lassen, muß alles organisieren. Ich möchte, daß du dich ausruhst. Sobald ich bei Babcott war, komme ich wieder. Vermutlich werden wir zusammen zurückkommen. Dann können wir uns unterhalten. In Ordnung?«
    »Ja. Und… vielen Dank, Ronald.«
    Statt einer Antwort tätschelte ihm Hoag den Arm, suchte seine Sachen zusammen und ging hinaus.
    Sobald er allein war, liefen Struan die Tränen über die Wangen, und diese Tränen des Glücks wiegten ihn in den Schlaf. Als er erwachte, fühlte er sich ausgeruht, zum erstenmal erfrischt, und blieb regungslos liegen, freute sich einfach an der Tatsache, daß er aufgestanden war – mit fremder Hilfe, gewiß, aber er hatte auf den Füßen gestanden und einen Anfang gemacht – und daß er nun endlich einen echten Verbündeten hatte.
    Er drehte sich ein wenig nach links, um aus dem Fenster aufs Meer hinauszublicken. Er liebte das Meer, haßte es aber auch, fühlte sich nie ganz wohl darauf, fürchtete es, weil es so

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