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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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unkontrollierbar und unberechenbar war wie an jenem sonnigen Tag, als die Zwillinge und der Bootsmann ungefähr hundert Meter weit hinausgerudert waren und eine Welle kam, das Boot umschlug und eine Strömung sie alle hinabzog, obwohl sie gute Schwimmer waren und die Zwillinge schwimmen konnten wie die Fische. Der Schock über ihren Tod vernichtete ihn und hätte den Vater fast umgebracht. Seine Mutter befand sich in einem ihrer wandelnden Komazustände und sagte nur immer wieder: »Es ist Gottes Wille. Wir müssen weitermachen.«
    Ich will nicht an meine Brüder denken oder an Dirk Struan, sagte er sich, und war froh, an Land in Sicherheit zu sein. Doch unsere Vergangenheit ist mit dem Meer verbunden, unauflöslich, und unsere Zukunft ebenfalls. Denn unsere absolute Stärke liegt in unseren Clippern und Dampfern – und in China.
    Japan ist ein kleiner Markt, interessant, aber klein, überhaupt nicht mit China zu vergleichen. Gewiß, hier können wir Geld verdienen – gut ausgewählte Waffen und Schiffe und das britische Know-how werden ganz schön zu Buche schlagen. Ich werde Jamie anweisen, den Choshu-Auftrag abzuschließen. Sollen sie sich gegenseitig umbringen, je früher, desto besser. Sir Williams windelweiches Zaudern und Warten, bis die Genehmigung aus London kommt, ist dumm.
    Er blickte auf den Horizont. Bald muß ich nach Hongkong zurück und die Firmenleitung übernehmen. In einer Woche etwa. Es hat keine Eile. Ich habe viel Zeit. Wieviel Uhr ist es jetzt?
    Er brauchte sich nicht umzudrehen, um auf die Uhr zu sehen; der Sonnenstand sagte ihm, daß es bald Mittag war, und er dachte, daß er sich normalerweise jetzt ein wunderbar blutiges Roastbeef und Yorkshire Pudding mit dicker Sauce und Röstkartoffeln bestellen würde oder zwei Schalen gewürfeltes Brathuhn mit gebratenem Reis und gemischtem Gemüse sowie andere chinesische Gerichte, die Ah Tok zubereitete und die er liebte, obwohl die Mutter und seine Geschwister behaupteten, sie seien nur etwas für Heiden…
    Ein leichtes Geräusch. Angélique saß mit tränenüberströmtem Gesicht in dem riesigen Lehnsessel, unglücklicher, als er sie jemals erlebt hatte.
    »Großer Gott, was ist passiert?«
    »Ich bin… Ich bin ruiniert.« Wieder begannen die Tränen zu strömen.
    »Wovon in aller Welt redest du da?«
    »Von dem hier. Heute mit der Post gekommen.« Sie erhob sich und reichte ihm einen Brief, versuchte etwas zu sagen und konnte nicht. Die plötzliche Bewegung, mit der er ihn entgegennehmen wollte, verdrehte seinen Körper so schmerzhaft, daß er fast aufgeschrien hätte.
    Das Papier war grün wie das Kuvert, datiert Hongkong, 23. Sept. der Briefkopf lautete Guy Richaud, Richaud Frères, und der Text war auf französisch abgefaßt, das Struan ausreichend gut lesen konnte:
    Angélique, Liebling, in aller Eile. Das Geschäft, von dem ich Dir erzählt habe, hat nicht besonders gut geklappt, meine portugiesischen Macao-Partner haben mich betrogen, so daß ich schwere Verluste erlitten habe. Mein gesamtes gegenwärtiges Kapital ist dahin, und es ist möglich, daß Du Lügen hörst, die meine Feinde verbreiten, daß ich unfähig sei, neue Bankvereinbarungen zu treffen, und daß die Firma in den Händen eines Konkursverwalters sei. Glaube ihnen nicht, die Zukunft ist rosig, keine Angst, ich habe alles unter Kontrolle. Dieser Brief geht morgen mit dem Postdampfer ab. Heute habe ich auf dem amerikanischen Dampfer Liberty eine Passage nach Bangkok gebucht, wo mir neue Finanzierungen aus französischen Quellen zugesagt wurden. Ich werde Dir von dort aus schreiben und verbleibe bis dahin Dein Dich liebender Vater.
    PS: Inzwischen wirst Du die traurige, aber vorhersehbare Nachricht von Culum Struans Tod erhalten haben. Wir hörten soeben von dem grausamen Japsenüberfall auf Malcolm. Ich hoffe, er ist nicht schwer verletzt. Bitte, richte ihm aus, daß ich ihm alles Gute und eine baldige Genesung wünsche…
    Struans Gedanken waren in Aufruhr. »Wieso bist du ruiniert?«
    »Er… Er hat mein ganzes Geld mitgenommen«, jammerte sie, »er hat mein ganzes Geld gestohlen und das ebenfalls verloren, er ist ein Dieb, und nun… nun habe ich überhaupt nichts mehr auf der Welt. Er hat alles gestohlen, was ich hatte, ach Malcolm, was soll ich nur tun?«
    »Angélique, Angélique, hör mir zu!« Sie wirkte so hilflos, so melodramatisch, daß er fast lachen mußte. »Himmel noch mal, hör mir doch zu! Das ist kein Problem. Ich kann dir so viel Geld geben, wie…«
    »Ich

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