Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
hat mir gesagt, wenn irgendeine Person des Reiches der Mitte – hoch oder nieder – mir irgendwelche beschissenen Schwierigkeiten macht oder mir nicht den Sofortdienst erweist, den ein Freund von ihm erwarten darf, soll ich ihm bei meiner Rückkehr den Namen dieses unverschämten Scheißers nennen.«
    »Oh ko, Medizin Doktor Weiser Erleuchteter, es ist in der Tat eine Ehre, Sie in unserem bescheidenen Misthaufen von Haus begrüßen zu dürfen.«
    Dr. Hoag spürte, daß er sich Hochachtung erworben hatte, und segnete seine Lehrer, meistens dankbare Patienten, die ihn die wirklich wichtigen Wörter gelehrt und ihm erklärt hatten, wie man im Reich der Mitte mit gewissen Personen und Situationen fertig wird. Es war ein angenehmer, warmer Tag, und der Anblick der kleinen Stadt gefiel ihm: die Tempel, die er über den Dächern erkennen konnte, die Fischer, die die Binnengewässer abfischten, die Bauern überall auf den Reisfeldern, die Menschen, die kamen und gingen, und der unvermeidliche Strom der Reisenden auf der Tokaidō dahinter. Als sie mit Lims ausgesprochen aufmerksamer Hilfe die Gesandtschaft erreichten, hatte Hoag sich ein relativ zutreffendes Bild der Lage in Kanagawa, der Zahl von Babcotts heutigen Patienten und dem gemacht, was ihn erwartete.
    George Babcott war in seinem Operationszimmer, wo ihm ein japanischer Gehilfe zur Hand ging, ein von den Bakufu bestimmter Student, der westliche Medizin erlernen sollte. Das Wartezimmer draußen war überfüllt mit Dorfbewohnern, Männern, Frauen und Kindern. Die Operation war blutig, ein Fuß mußte amputiert werden: »Der arme Kerl ist Fischer, mit dem Bein zwischen Boot und Pier gekommen, hätte nicht passieren dürfen, zuviel Saké, vermute ich. Sobald ich hier fertig bin, können wir über Malcolm sprechen. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Ja. Hat keine Eile. Es ist schön, Sie wiederzusehen, George. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Danke, das wäre sehr freundlich von Ihnen. Hier komme ich schon zurecht, aber wenn Sie vielleicht die Leute draußen selektieren könnten? In die Fälle, die dringend sind, und jene, die warten können. Behandeln Sie, wen Sie wollen. Nebenan gibt es noch einen ›Behandlungsraum‹, leider kaum mehr als ein Krankenzimmer. Mura, geben Sie mir die Säge«, bat er seinen Assistenten in sorgfältig artikuliertem Englisch, nahm das Instrument und setzte es an. »Jedesmal, wenn ich hier operiere, wird es hektisch. Da im Schränkchen sind die üblichen Medikamente, Schmerzmittel, bittere Hustenmixturen für nette, alte Damen und süße für die Zornigen.«
    Hoag ging hinaus und beobachtete die wartenden Männer, Frauen und Kinder, staunte darüber, wie diszipliniert und geduldig sie waren, wie höflich und still. Rasch stellte er fest, daß niemand Pocken, Lepra, Masern, Typhus oder Cholera oder irgendeine andere der ansteckenden Krankheiten hatte, die in Asien weit verbreitet waren. Mehr als nur ein bißchen erleichtert, begann er sie einzeln zu befragen, begegnete aber abgrundtiefem Mißtrauen. Zum Glück war einer der Patienten Cheng-sin, ein älterer wandernder kantonesischer Briefschreiber und Wahrsager, der auch ein bißchen Japanisch sprach. Mit seiner Hilfe – nachdem er als der Lehrer des Riesigen Heilers vorgestellt worden war – eröffnete Dr. Hoag die zweite Praxis.
    Manche hatten kleinere Wehwehchen. Wenige waren ernst. Fieber, Übelkeit, Durchfall und ähnliches, einige konnte er diagnostizieren, andere nicht. Knochenbrüche, Schwert- und Messerwunden, Magengeschwüre. Eine junge, hochschwangere Frau hatte starke Schmerzen.
    Sein geübter Blick sagte ihm, daß die Geburt, ihre vierte, sehr schwer werden würde und daß der größte Teil ihrer Beschwerden daher kam, daß sie zu jung geheiratet, zu lange auf den Feldern gearbeitet und zu schwer getragen hatte. Er gab ihr eine kleine Flasche Opiumextrakt. »Sagen Sie ihr, wenn ihre Zeit kommt und die Schmerzen sehr stark sind, soll sie einen Löffel davon nehmen.«
    »Löffel? Wie groß, Ehrenwerter Weiser Erleuchteter?«
    »Einen normal großen Löffel, Cheng-sin.«
    Die Frau verneigte sich. »Domo arigato goziemashita«, murmelte sie, rührend in ihrer Dankbarkeit, und ging, mit beiden Händen ihren Bauch stützend, hinaus.
    Kinder mit Fieber, Erkältungen, Hakenwürmern, Geschwüren, aber bei weitem nicht so schlimm, wie er es erwartet hatte, keine Malaria. Die Zähne im allgemeinen gut und stark, die Augen klar, keine Läuse – alle Patienten erstaunlich sauber und

Weitere Kostenlose Bücher