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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nur sie gewesen sein. Als ich sie danach fragte, ist sie…«
    Er sah sie wieder vor sich, wie sie in dem kleinen Haus innerhalb der Mauern des Hauses ›Zu den drei Karpfen‹ mit leichtem Stirnrunzeln zu ihm emporblickte. Sie war erst siebzehn und höchstens einen Meter fünfzig groß.
    »Hai, gomennasai, Furansu-san, Flecken, wie du, aber vor ein Jahr meine skoshi, klein, Hai, klein, Furansu-san, skoshi, nicht schlimm, geht weg«, hatte sie leise mit ihrem bezaubernden Lächeln in ihrer üblichen Mischung aus japanisch und ein paar englischen Worten gesagt, die ›l‹s immer wie ›r‹ aussprechend. »Hana sagt Mama-san. Mama-san sagt, geh Doktor, er sagt, nicht schlimm. Nicht schlimm Flecken, aber weil gerade anfange Kopfkissen und ich klein Doktor sagt, beten an Schrein und Medizin trinken, bäh! Aber paar Wochen alle gehn weg.« Und dann, glücklich: »Alle gehn weg ein Jahr zurück.«
    »Es ist nicht ›weggegangen‹.«
    »Warum böse? Nicht Angst. Ich bete Shinto-Schrein, wie Doktor sagt, bezahle Priester viele Taels, ich esse…«, ihr Gesicht verzog sich lachend, »…scheußliche Medizin. Paar Wochen alles weg.«
    »Verdammt noch mal, nein!«
    Wieder ein Stirnrunzeln; dann zuckte sie die Achseln. »Karma, neh?«
    Da war er explodiert. Sie war zu Tode erschrocken und hatte den Kopf auf die Tatami geneigt und ihn verzweifelt um Verzeihung gebeten. »Nicht schlimm, Furansu-san, weggegangen, sagt Doktor, weggegangen. Du gehst bald selben Doktor, alles weggegangen…«
    Draußen vor ihren Shoji-Wänden hörte er Schritte und Geflüster. »Du mußt zum englischen Doktor gehen!« Das Herz donnerte ihm in den Ohren, und er versuchte, zusammenhängend zu sprechen, wußte aber, daß ein Arzt, daß jeder Arzt nutzlos war und daß die Verheerungen zwar manchmal zum Stillstand gebracht werden konnten, daß sie aber eines Tages doppelt so schlimm zurückkehren würden. »Begreifst du denn nicht?« hatte er gebrüllt. »Es gibt keine Heilung!«
    Sie hatte in ihrer tiefen Verneigung verharrt, zitternd wie ein verprügelter Welpe, und nur immer von neuem wiederholt: »Nicht schlimm, Furansu-san, nicht schlimm, alles weggegangen…«
    Er zwang sich in die Gegenwart zurück und sah Seratard an. »Als ich sie ausfragte, sagte sie, daß sie vor einem Jahr geheilt worden sei. Sie glaubte daran, natürlich glaubte sie daran, und war geheilt. Ich, o ja, ich habe sie angeschrien und gefragt, warum die Raiko-san nichts gesagt hätte, und sie nuschelte irgend etwas wie, was es da zu sagen gäbe, der Doktor hätte gesagt, es sei nichts, und wenn es wichtig wäre, hätte ihre Mama-san Raiko-san etwas davon gesagt.«
    »Aber das ist ja furchtbar, André. Hat Babcott sie sich angesehen?«
    »Nein.« Noch ein Schluck Cognac, aber er spürte nichts von dem gewohnten Brennen. Dann sprudelte er hervor wie einer, der endlich jemandem die Wahrheit sagen kann: »Babcott sagte mir, die Syphilis… er sagte mir, am Anfang kann eine angesteckte Frau in jeder Hinsicht makellos wirken, sie muß die Krankheit nicht jedesmal weitergeben, wenn man ins Bett geht, keine Ahnung, warum, aber irgendwann wird sie sie mit Sicherheit weitergeben, wenn man weiter mit ihr schläft, und sobald ein Geschwür auftritt, ist man verloren, obwohl das Geschwür oder die Geschwüre nach einem Monat verschwinden und man sich geheilt fühlt, aber das ist man nicht!« Die Ader in der Mitte von Andrés Stirn war dick geschwollen und pulsierte. »Wochen oder Monate später kommt dann ein Ausschlag, das ist das zweite Stadium. Wovon es abhängt, ob es stark oder schwach ausgeprägt ist, weiß der Himmel, und manchmal bringt es Hepatitis oder Meningitis mit und bleibt oder vergeht, warum, weiß kein Mensch. Das letzte Stadium, das grauenvolle Stadium, tritt irgendwann auf, irgendwann nach Monaten bis zu… bis zu dreißig Jahren.«
    Seratard zog ein Taschentuch heraus und trocknete sich die Stirn, betete innerlich, er möge verschont bleiben, dachte daran, wie oft er in der Yoshiwara gewesen war, dachte an seine eigene musume, die er inzwischen für sich allein hatte, obwohl er nicht garantieren konnte, daß sie keinen anderen Liebhaber nahm. Wie kann man das beweisen, wenn es eine Verschwörung mit der Mama-san gibt und die beiden nur darauf aus sind, den Mann auszunehmen? »Sie hatten das Recht, sie umzubringen«, erklärte er grimmig. »Und die Mama-san dazu.«
    »Raiko war nicht verantwortlich. Ich hatte ihr erklärt, daß ich keins von den Mädchen in der Yoshiwara

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