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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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bringen, aber sie wimmerte nur und schrie nicht mal auf. Ich hätte sie getötet, ja, aber ich liebte sie und… bin gegangen. Ich war wie ein tollwütiger Hund, inzwischen war es drei oder vier Uhr geworden, und ich ging einfach ins Meer hinein. Vielleicht wollte ich ertrinken, ich weiß es nicht, ich kann mich nicht genau erinnern, aber das kalte Wasser gab mir den Verstand zurück. Als ich nach Hause kam, standen Raiko und die anderen unter Schock, redeten unzusammenhängendes Zeug. Hana lag zusammengesunken dort, wo ich sie verlassen hatte. Nur in einem Meer von Blut, und mein Messer steckte in ihrer Kehle.«
    »Dann hat sie doch Selbstmord begangen?«
    »Das hat Raiko jedenfalls gesagt.«
    »Aber Sie glauben ihr nicht?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, antwortete André verzweifelt. »Ich weiß nur, daß ich zurückging, um ihr zu sagen, daß ich sie liebte, daß die Syphilis Karma sei, nicht ihre Schuld, daß mir meine Worte leid täten, daß alles so sein würde wie zuvor, nur daß wir, wenn es… wenn es offensichtlich würde, daß wir dann gemeinsam Selbstmord begehen würden…«
    Henri schwirrte der Kopf. Bevor sich das Gerücht vom Tod des Mädchens wie ein Lauffeuer durch die Niederlassung verbreitete, hatte er nicht einmal etwas vom Haus ›Zu den drei Karpfen‹ gehört. André tut immer so geheimnisvoll, dachte er, mit Recht, es ging mich nichts an – bis die Bakufu es offiziell machten. »Die drei Männer – weiß diese Raiko, wer sie waren?«
    Wie betäubt schüttelte André den Kopf. »Nein, und die andere Mama-san wollte es ihr nicht sagen.«
    »Wer ist sie? Wie heißt sie? Wo ist sie? Wir werden sie den Bakufu melden, die können sie zum Reden bringen.«
    »Das andere Haus – ein Treffpunkt für Revolutionäre, die Herberge ›Zu den siebenundvierzig Ronin‹ – wurde vor ungefähr einer Woche niedergebrannt und ihr Kopf auf einen Pfahl gesteckt. Heilige Mutter Gottes, Henri, was soll ich tun? Hana ist tot, und ich bin am Leben…«

16
    Am frühen Nachmittag dieses Tages saß Dr. Hoag in dem Kutter, der die Gesandtschaftspier in Kanagawa ansteuerte, Babcott hatte ihn benachrichtigt, er könne Kanagawa nicht verlassen, da er in seinem Ambulatorium dort operieren müsse, werde aber so bald wie möglich zurückkehren: …tut mir leid, aber es wird heute abend wohl spät werden, vielleicht sogar morgen früh. Aber Sie sind mehr als willkommen, mich hier aufzusuchen, wenn Sie das wollen, nur müssen Sie darauf vorbereitet sein, hier zu übernachten, da das Wetter äußerst wechselhaft ist…
    An der Pier wartete ein Grenadier zusammen mit Lim, der gähnend eine angedeutete Verbeugung machte, als Hoag an Land ging. »Heya Mass’er, Lim-ah, Nummer Eins Boy.«
    »Wir können aufhören mit der Pidgin-Kuli-Quasselei, Lim«, gab Hoag in passablem Kantonesisch zurück, und Lim verdrehte die Augen. »Ich bin Medizin Doktor Weiser Erleuchteter.« Das war Hoags chinesischer Name, die Bedeutung der beiden Schriftzeichen, die den Lauten ›hoh‹ und ›geh‹ am nächsten kamen, ausgewählt aus Dutzenden von Möglichkeiten durch Gordon Chen, einem seiner Patienten.
    Lim starrte ihn an und tat, als könne er ihn nicht verstehen – normalerweise die schnellste Möglichkeit, um zu bewirken, daß ein fremder Teufel, der die Unverschämtheit besaß, ein paar Wörter der zivilisierten Sprache zu lernen, das Gesicht verlor. Ayeeyah, dachte er, wer ist dieser übelriechende Scheißer, dieser stinkende rote Teufel, diese Kröte von einem Affen, der es wagt, unsere Sprache mit einer so widerlichen Überheblichkeit zu sprechen…
    »Ayeeyah«, sagte Hoag zuckersüß, »auch ich habe viele, sehr viele schmutzige Wörter, um die Mutter eines Scheißers und ihre stinkenden Körperteile zu beschreiben, wenn ein Mann aus einem Misthaufen von Hundepisse-Dorf mir auch nur eine winzige Chance gibt – zum Beispiel, wenn er so tut, als verstehe er mich nicht.«
    »Medizin Doktor Weiser Erleuchteter? Ayeeyah, ein guter Name!« Lim lachte laut auf. »Und ich habe seit vielen Jahren nicht mehr eine so prächtige Männersprache von einem fremden Teufel gehört.«
    »Gut. Wenn du mich weiterhin als fremden Teufel bezeichnest, kannst du gern mehr davon hören. Meinen Namen hat Noble House Chen ausgesucht.«
    »Noble House Chen?« Sprachlos starrte Lim ihn an. »Der große Herr Chen, der mehr Säcke voll Gold besitzt als ein Ochse Haare? Ayeeyah, was für ein beschissenes Privileg!«
    »Ja«, stimmte Hoag zu: »Und er

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