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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Rückenmuskeln zu entspannen, wusch sich die Hände und legte das blutverschmierte Laken ab, das er sich als Schürze umgebunden hatte. Ori lag am Rand der Veranda, die als provisorischer Operationstisch diente, während er selbst im Garten davor stand: »Ich kann nicht auf den Knien operieren, Uki«, hatte er ihr erklärt.
    Alles, was er von ihr verlangte, hatte sie ohne Zögern getan. Ein Narkosemittel war nicht notwendig gewesen, denn das Koma, in dem der Mann lag, der angeblich Hiro Ichikawa hieß, war sehr tief. Ein- oder zweimal schrie Ori auf – nicht vor Schmerz, sondern in einem Alptraum. Und schlug um sich, doch ohne Kraft.
    Ori stieß einen tiefen Seufzer aus. Besorgt tastete Hoag nach seinem Puls. Er war kaum spürbar, genau wie seine Atmung. »Macht nichts«, murmelte er, »wenigstens hat er einen Puls.«
    »Gomenasai, Hoh Geh-san«, sagte die sanfte Stimme, »anato kikonamas, hai, iye?«
    »Sie sagt: Entschuldigen, Ehrenwerter Weiser Erleuchteter, denken Sie ja oder nein?« Cheng-sin hustete. Er hatte sich in einiger Entfernung von der Veranda aufgehalten und ihnen ständig den Rücken gekehrt.
    Hoag zuckte die Achseln; er sah sie an, dachte über sie nach, woher sie die Kraft nahm, wo sie wohnte und was nunmehr geschehen würde. Sie war sehr blaß; ihre Züge waren verkrampft, aber von einem eisernen Willen beherrscht. Als er lächelte, bildeten sich Fältchen um seine Augen. »Ich weiß es nicht. Das müssen wir Gott überlassen. Uki, Sie Nummer eins. Samurai.«
    »Domo… domo arigato goziemashita.« Ich danke Ihnen. Sie verneigte sich bis auf die Tatami. Ihr eigentlicher Name war Sumomo Anato; sie war Hiragas zukünftige Ehefrau und Shorins Schwester, nicht Oris.
    »Sie fragt, was sie jetzt tun soll.«
    »Im Augenblick gar nichts. Sagen sie der Zofe, sie soll dem Verletzten kalte Tücher auf die Stirn legen und den Verband mit sauberem Wasser tränken, bis das Fieber sinkt. Wenn er… wenn das Fieber gesunken ist – ich hoffe, noch vor dem Morgen –, wird er am Leben bleiben. Vielleicht.« Die nächste Frage lautete gewöhnlich, wie stehen seine Chancen. Dieses Mal kam sie nicht. »Also, dann werde ich jetzt gehen. Sagen Sie ihr, sie soll morgen früh einen Führer zu mir schicken…« Wenn er dann noch am Leben ist, dachte er, ohne es auszusprechen.
    Während Cheng-sin übersetzte, begann er seine Instrumente zu reinigen. Das junge Mädchen winkte dem Diener und sagte etwas zu ihm. »Hai«, sagte der Mann und eilte davon.
    »Medizin Doktor Weiser Erleuchteter, bevor Sie gehen, Dame sagt, wollen sicher baden. Ja?«
    Dr. Hoag wollte schon nein sagen, nickte aber wider Willen. Und war froh, daß er es tat.
    In der Abenddämmerung saß Babcott erschöpft, aber zufrieden mit seiner Arbeit auf der Veranda der Gesandtschaft und ließ sich einen Whisky schmecken. Die Brise, die über den Garten hereinwehte, trug einen angenehmen Geruch nach Meer herbei. Während sein Blick unwillkürlich zu dem Buschwerk wanderte, in dem drei Wochen zuvor der schwarz gekleidete Attentäter gefangen und getötet worden war, begann die Tempelglocke zu läuten, und der ferne, kehlige Singsang der Mönche erklang: »Ommm mani padme humm…« Als er aufblickte, kam Hoag zu ihm heraus. »Allmächtiger!«
    Hoag trug eine gemusterte, gegürtete Yokata, weiße Schuh-Socken an den Füßen und japanische Holzsandalen. Haare und Bart waren gekämmt und frisch gewaschen. Unter den Arm hatte er sich ein großes, strohumflochtenes Faß Saké geklemmt und strahlte, »‘n Abend, George!«
    »Sie sehen ja mehr als zufrieden aus. Wo waren Sie?«
    »Das Beste von allem war das Bad.« Hoag stellte das Faß auf ein Sideboard und schenkte sich einen steifen Whisky ein. »Mein Gott, das Beste, was ich jemals erlebt habe. Sie können sich nicht vorstellen, wie wohl ich mich jetzt fühle.«
    »Wie war sie?« erkundigte sich Babcott ironisch.
    »Kein Sex, mein Alter, nur sauber gewaschen und in fast kochendes Wasser getaucht, geknetet, gewalkt und massiert, und dann in dieses Gewand gesteckt. Inzwischen waren meine Kleider gewaschen und gebügelt, die Stiefel geputzt und die Socken ersetzt worden. Fabelhaft. Sie gab mir den Saké und das hier…« Aus dem Ärmel holte er zwei ovale Münzen und eine mit Schriftzeichen bedeckte Papierrolle und zeigte sie Babcott.
    »Himmel, da hat man Sie aber wirklich gut bezahlt, das sind Gold-Oban – davon können Sie mindestens eine Woche lang in Champagner baden! Der Sergeant berichtete, Sie hätten einen

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