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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gesund im Vergleich zu chinesischen Dorfbewohnern. Keine Opiumsüchtigen. Nach einer Stunde war er so richtig in Schwung gekommen. Gerade hatte er einen gebrochenen Arm gerichtet, als die Tür auf ging und zögernd ein gutgekleidetes, attraktives junges Mädchen hereinkam, das sich höflich verneigte. Ihr Kimono war aus blau gemusterter Seide, der Obi grün, die Haare hatte sie sich mit Kämmen aufgesteckt. Ein blauer Sonnenschirm.
    Hoag bemerkte, daß Cheng-sin die Augen verengte. Sie beantwortete nervös seine Fragen und sprach mit leiser Stimme eindringlich auf ihn ein.
    »Medizin Doktor Weiser Erleuchteter«, begann Cheng-sin, immer wieder unterbrochen von seinem ständigen trockenen Husten, den Hoag sofort als Schwindsucht im Endstadium diagnostiziert hatte, »diese Dame sagt, ihr Bruder braucht erstklassige Hilfe, bald tot. Sie bittet, sie zu begleiten – Haus ganz in Nähe.«
    »Sagen Sie ihr, sie soll ihn herbringen lassen.«
    »Leider Angst, ihn zu bewegen.«
    »Was ist denn mit ihm?«
    Nach weiteren Fragen und Antworten, die für Hoag eher wie Feilschen klangen, sagte Cheng-sin: »Ihr Haus nur ein oder zwei Straßen höchstens. Ihr Bruder ist – « während er nach dem Wort suchte, hustete er – »schläft wie tot Mann, aber lebendig mit verrücktem Reden und Fieber.« Sein Ton wurde honigsüß. »Sie Angst ihn bewegen, Ehrenwerter Medizin Doktor Weiser Erleuchteter. Ihr Bruder Samurai, sie sagt, viele wichtige Personen sehr glücklich, wenn Sie Bruder helfen. Ich glaube, sie sagen Wahrheit.«
    Aus den Hongkonger Zeitungen war Hoag die Bedeutung der Samurai bekannt, und er wußte, daß alles, wodurch man ihr Vertrauen und damit ihre Kooperation erlangte, dem britischen Einfluß förderlich sein würde. Er musterte sie. Sofort schlug sie die Augen nieder, und ihre Nervosität nahm zu. Sie schien fünfzehn oder sechzehn Jahre alt zu sein, und ihre Züge unterschieden sich stark von denen der Dorfbewohner, ihre Haut war wunderschön. Wenn ihr Bruder Samurai ist, dachte er fasziniert, dann ist sie das auch. »Wie heißt sie?«
    »Uki Ichikawa. Bitte beeilen.«
    »Ihr Bruder ist ein wichtiger Samurai?«
    »Ja«, bestätigte Cheng-sin. »Ich Sie begleiten, keine Angst.«
    Hoag schnaubte verächtlich. »Angst? Ich? Zum Teufel mit der Angst. Warte hier.« Er ging zum Operationsraum und öffnete leise die Tür. Babcott war gerade damit beschäftigt, einem Jungen einen vereiterten Zahn zu ziehen, während die Mutter händeringend und unablässig plappernd danebenstand. Er beschloß, ihn nicht zu stören.
    Am Tor wurden sie höflich vom Sergeant der Wache angehalten und gefragt, wohin sie wollten. »Ich gebe Ihnen zwei von meinen Männern mit. Vorsicht ist besser als Nachsicht.«
    Das Mädchen versuchte sie zu überreden, keine Soldaten mitzunehmen, aber der Sergeant war unerbittlich. Schließlich willigte sie ein und führte sie, noch nervöser geworden, durch eine Straße in ein Seitengäßchen, dann in ein weiteres und noch eines. Die Dorfbewohner, denen sie begegneten, wandten den Blick ab und huschten davon. Hoag trug seine Arzttasche. Da er über den Dächern noch immer den Tempel sehen konnte, war er beruhigt und außerdem froh über die Soldaten, denn er wußte, es wäre leichtsinnig gewesen, ohne ihre Begleitung zu gehen. Cheng-sin trottete, einen hohen Stab in der Hand, neben ihm her.
    Diese junge Dame ist nicht ganz das, was sie zu sein vorgibt, dachte Hoag, ziemlich aufgeregt über sein Abenteuer.
    Wieder in eine andere Gasse. Dann blieb sie vor einer Tür in einem hohen Zaun stehen und klopfte. Ein Gitter wurde geöffnet, gleich darauf die Tür. Als der dicke Diener die Soldaten sah, wollte er sie wieder schließen, aber das Mädchen befahl ihm gebieterisch, sie einzulassen.
    Der Garten war klein, gepflegt, aber nicht extravagant. An der Treppe zur Veranda eines kleinen Shoji-Hauses schlüpfte sie aus ihren Holzschuhen und bat die anderen, dasselbe zu tun. Für Hoag recht mühselig, denn er trug hohe Stiefel. Sogleich befahl sie dem Diener, ihm zu helfen, und dieser gehorchte augenblicklich.
    »Ihr beiden wacht am besten hier«, sagte Hoag, der sich der Löcher in seinen Socken schämte, zu den Soldaten.
    »Jawohl, Sir.« Ein Soldat kontrollierte sein Gewehr. »Ich werde mich mal hinten umsehen. Wenn Sie Ärger kriegen, rufen Sie einfach.«
    Das junge Mädchen schob die Shoji zurück. Auf den Futons lag Ori Ryoma, der Shishi von der Tokaidō-Attacke; seine Laken waren durchnäßt, eine Zofe fächelte

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