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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wüßte, daß unsere Tentakeln bis in sein Bett, ja sogar um seine Eier reichen!
    Inzwischen überzeugt, daß sie noch nicht entdeckt waren, sprang er auf und ging zur Tür. Benutzte sein Messer, um den Riegel zurückzuschieben. Schnell hinein. Akimoto in seiner Wachsoldatenuniform blieb draußen. Die anderen folgten Hiraga lautlos auf dem ihm vorher beschriebenen Weg zum Quartier der Frauen. Alles war kostbar eingerichtet, nur edelste Hölzer, feinste Tatamis, reinstes Ölpapier für die Shoji und duftende Öle für Lampen und Kerzen. Dann eine Biegung des Korridors. Der arglose Wachtposten starrte ihn verständnislos an. Er öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus. Dafür sorgte Hiragas Messer.
    Er trat über den Leichnam hinweg und schlich bis ans Ende des Korridors, wo er einen Moment innehielt, um sich zu orientieren. Nun eine Sackgasse. Beide Seiten des Ganges Shoji-Wände, dahinter mehrere Zimmer. Am Ende nur eine einzige, größer und kostbarer verziert als die anderen. Dahinter eine brennende Öllampe wie in einigen der anderen Räume, ein paar Schnarchlaute und schweres Atmen. Lautlos bedeutete er Todo und Joun, ihm zu folgen, und den anderen, Wache zu stehen; dann schlich er weiter wie ein nächtliches Raubtier. Das Geräusch schweren Atmens wurde lauter.
    Ein Nicken für Joun. Lautlos glitt der junge Mann an ihm vorbei und kauerte neben der Endtür nieder, die er auf ein weiteres Zeichen von Hiraga aufschob. Hiraga sprang zuerst in den Raum, dann Todo.
    Zwei Männer lagen auf den kostbaren Seidensteppdecken und Futons, nackt und vereinigt. Der Junge lag ausgestreckt, während der ältere ihn von hinten umklammerte und keuchend, blind gegen alles, in ihn hineinstieß. Hiraga stand vor ihnen, riß sein Schwert hoch empor, packte den Griff mit beiden Händen und trieb die Spitze unmittelbar über dem Herzen durch die Rücken beider Körper bis in den Tatamiboden hinein.
    Der alte Mann keuchte auf und starb auf der Stelle, obwohl seine Glieder im Tod noch zuckten. Der Junge krallte hilflos um sich, unfähig, sich umzudrehen, unfähig, den Rumpf zu bewegen, nur Arme, Beine und Kopf. Er vermochte weder zu sehen noch zu begreifen, was geschehen war, nur daß sein Leben irgendwie aus ihm herausfloß, als sich sein ganzer Körper entspannte. Ein gräßliches Heulen sammelte sich in seiner Kehle, als Todo vorwärtssprang, um es mit der Garrotte zu ersticken – einen Sekundenbruchteil zu spät. Ein Teil des Schreis hing in der nun stinkenden Luft.
    Sofort wirbelten sie zur Tür herum, alle Sinne aufs äußerste gespannt, Hiraga mit gezücktem Dolch. Todo, Joun und die anderen im Korridor mit erhobenen Schwertern, hämmernden Herzen, bereit zu Angriff, Flucht, Kampf, Tod, aber auf jeden Fall bereit, sich zu wehren und stolz zu sterben. Hinter Hiraga rissen die zarten Hände des Jungen an seinem Hals, gruben die langen, Perfekt lackierten Nägel tiefe Wunden rings um den Draht. Die Finger erzitterten, hielten inne, bebten, hielten inne, bebten. Und erschlafften.
    Schweigen. Irgendwo machte ein Schlummernder Geräusche, um gleich darauf in den Schlaf zurückzusinken. Noch immer kein Alarm, keine Warnrufe. Allmählich erwachten die Angreifer, benommen und schweißnaß, aus ihrer Starre. Hiraga gab das Zeichen zum Rückzug.
    Alle gehorchten sofort, bis auf Joun, der ins Zimmer zurücklief, um Hiragas Schwert zu holen. Breitbeinig stellte er sich über die beiden Leichen, vermochte aber trotz größter Anstrengung das Schwert nicht herauszuziehen. Hiraga winkte ihn zurück, versuchte es selbst und schaffte es ebensowenig. Auf einem niedrigen Lackgestell ruhten die Waffen der beiden Toten. Er nahm sich eine. An der Tür wandte er sich noch einmal um.
    Im sauberen, ruhigen Schein der Öllampe wirkten die beiden Leichen wie eine einzige, monströse, vielbeinige Libelle mit zwei menschlichen Köpfen, die zerwühlten Steppdecken wie phantastische Flügel, sein Schwert wie eine riesige Silbernadel. Jetzt konnte er das Gesicht des Knaben sehen: Es war wunderschön.
    Yoshi ging auf der Brustwehr spazieren, neben sich Koiko, die einen guten Kopf kleiner war. Der leichte Wind trug kühle Luft und den Geruch des Meeres bei Ebbe heran. Er bemerkte es nicht. Wieder wanderte sein Blick von der Stadt unten zum Mond, den er nachdenklich betrachtete. Koiko wartete geduldig. Ihr Kimono war aus feinster Shantungseide mit einem scharlachroten Unterkimono, die zwanglos aufgelösten Haare fielen ihr bis zur Taille. Sein Kimono war aus

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