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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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auf die Felder hinauslief, die winzigen Insekten in winzige Käfige setzte und zusah, wie das Licht wundersamerweise an- und ausging, während er, fröhlich lachend und frei von Pflichten, Gedichte erfand. »Genauso, wie ich mich jetzt in deiner Nähe fühle«, sagte er leise.
    »Sire?«
    »Du befreist mich von mir selbst, Koiko.«
    Erfreut über dieses Kompliment, berührte sie seinen Arm und sagte damit alles und nichts; sie konzentrierte sich ganz auf ihn, versuchte seine Gedanken und Wünsche zu erraten und wollte in allem perfekt sein.
    Aber dieses Spiel ist ermüdend, dachte sie abermals. Dieser Kunde ist zu weitblickend, zu unberechenbar, zu ernst und zu schwierig zu unterhalten. Ich frage mich, wie lange er mich behalten wird. Ich beginne die Burg zu hassen, die Enge zu hassen, das ständige Auf-die-Probe-Stellen, ich hasse es, fern von zu Hause und dem fröhlichen Lachen und Geplauder der anderen Damen und vor allem fern von meiner Mama-san Meikin zu sein.
    Ja, aber es ist ein wunderbares Gefühl, im Mittelpunkt der Welt zu stehen, ich liebe den einen Koku pro Tag, jeden Tag, genieße es, daß ich bin, wer ich bin, Dienerin des edelsten Herrn, der eigentlich auch nur ein Mann ist und, wie alle Männer, ein störrischer kleiner Junge, der vorgibt, kompliziert zu sein, den man aber, wie immer, durch Süßigkeiten und Prügel bändigen kann und der, wenn du es klug anstellst, immer nur das tut, was du zuvor schon beschlossen hast – was immer er sich dabei denkt.
    Ihr Lachen tirilierte.
    »Was ist?«
    »Du machst mich fröhlich, Sire, von Leben erfüllt. Ich werde dich Herr Geber des Glücks nennen müssen.«
    Ihm wurde warm ums Herz. »Und nun zu Bett?«
    »Und nun zu Bett.«
    Arm in Arm machten sie sich bereit, das Mondlicht hinter sich zu lassen. »Sieh doch, dort!« sagte er plötzlich.
    Tief unten brannte einer der Paläste. Hoch hinaus schossen die Flammen, dann quollen dichte Rauchwolken auf. Jetzt hörten sie schwach die Feuerglocken, sahen Menschen wimmeln wie Ameisen, und gleich darauf formierten sich Ketten weiterer Ameisen, um die Brandstätte mit den Wassertanks zu verbinden. Nicht die Frau, sondern das Feuer ist unsere größte Gefahrenquelle, hatte Shōgun Toranaga in seinem Vermächtnis mit seltenem Humor geschrieben. Aber vor dem Feuer können wir uns schützen, vor der Frau niemals. Alle Männer und Frauen im heiratsfähigen Alter sollen verheiratet sein. Alle Wohngebäude sollen über leicht erreichbare Wassertanks verfügen.
    »Sie werden es nicht löschen können – oder, Sire?«
    »Nein. Vermutlich hat irgendein Tölpel eine Lampe oder Kerze umgestoßen«, antwortete Yoshi mit verkniffenem Mund.
    »Ja, du hast recht, Sire, ein ungeschickter Tölpel«, stimmte sie ihm sofort zu, um ihn zu besänftigen, denn sie spürte Hitze und wußte nicht, warum. »Ich bin so froh, daß du den Befehl über den Brandschutz in der Burg hast, damit wir ruhig schlafen können. Mit dem, der das gemacht hat, sollte man ein ernstes Wort reden. Ich möchte wissen, wessen Herrenhaus das ist.«
    »Das ist die Tajima-Residenz.«
    »Oh, Sire, du verblüffst mich immer wieder«, sagte Koiko mit rührender Bewunderung im Ton. »Wie wundervoll, wenn man unter den Hunderten von Palästen so schnell einen vom anderen unterscheiden kann, und aus so großer Ferne.« Sie verneigte sich, um ihre Miene zu verbergen, denn sie war sicher, daß es der Watasa-Palast war und daß Daimyo Utani inzwischen tot und der Überfall erfolgreich verlaufen war. »Du bist wundervoll.«
    »O nein, du bist es, die wundervoll ist, Koiko-chan.« Lächelnd blickte er auf sie hinab, die so süß und zierlich, so aufmerksam beobachtend und so gefährlich war.
    Drei Tage zuvor hatte ihm Misamoto, sein neuer Spion, der darauf aus war, seinen Wert unter Beweis zu stellen, von in den Kasernen umlaufenden Gerüchten über Utani und den hübschen Knaben berichtet. Daraufhin hatte er Misamoto angewiesen, sich so zu verhalten, daß Koikos Zofe das Geheimnis mithören konnte, weil er sicher war, daß die es entweder ihrer Herrin oder ihrer Mama-san oder beiden weitertragen werde, falls die Gerüchte zutrafen: daß diese Mama-san, Meikin, eine eifrige Helferin von sonno-joi sei und ihr Haus als Treffpunkt und Zuflucht für die Shishi zur Verfügung stellte. Die Nachricht würde dann an die Shishi weitergegeben werden, die auf eine so großartige Gelegenheit für einen wichtigen Mord sofort reagieren würden. Seit nahezu zwei Jahren hielten seine Spione sie

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