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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hatte?«
    »Die Hälfte jetzt, die Hälfte, wenn sonno-joi regiert.«
    »Abgemacht«, sagte Noriko, so überwältigt von dem unerwarteten Geldsegen, den sie nicht mehr erwartet hatte, daß sie das Feilschen unterließ. »Aber keine Gai-Jin-Ärzte, und nicht länger als eine Woche.«
    »Einverstanden.« Aus einer Geheimtasche in ihrem Ärmel holte das junge Mädchen eine Börse. Als Noriko die Goldmünzen sah, hielt sie unwillkürlich den Atem an. »Hier sind zehn Oban. Wenn wir abreisen, werden Sie mir eine Quittung und eine detaillierte Aufstellung seiner Schulden geben. Wo wird Ori in Sicherheit sein?«
    Noriko machte sich Vorwürfe, weil sie so voreilig gewesen war, aber nachdem sie zugestimmt hatte, mußte sie ihr Gesicht wahren. Während sie überlegte, was zu tun sei, musterte sie das junge Mädchen, das vor ihr saß. Sumomo Anato, jüngere Schwester des Shishi Shorin Anato – des Jungen, den sie vor vielen Jahren in die Welt der Männer eingeführt hatte. Eeee, welche Wollust, welche Kraft für einen so jungen Mann, dachte sie mit einem angenehmen, doch unangebrachten Sehnen. Und welch denkwürdige Kurtisane würde dieses Mädchen abgeben! Gemeinsam könnten sie ein Vermögen verdienen, in ein, zwei Jahren würde sie einen Daimyo heiraten, und wenn sie dann noch Jungfrau ist – welch einen Kopfkissenpreis könnte ich da verlangen! Sie ist genauso schön, wie Shorin gesagt hat, eine klassische Satsuma – nach seiner Aussage in jeder Hinsicht eine Samurai. Mindestens genauso schön. »Wie alt sind Sie, meine Dame?«
    Sumomo zuckte zusammen. »Sechzehn.«
    »Wissen Sie, wie Shorin umgekommen ist?«
    »Ja. Ich werde mich rächen.«
    »Hat Hiraga es Ihnen erzählt?«
    »Sie stellen zu viele Fragen«, warnte Sumomo die Ältere scharf.
    Noriko war belustigt. »In dem Spiel, das wir beide spielen, Sie und ich, sind wir Schwestern, obwohl Sie Samurai sind und ich eine Mama-san.«
    »Ach ja?«
    »Ach ja. Tut mir leid, aber es ist das wichtige Spiel, unsere Männer zu decken und sie vor der eigenen Tapferkeit zu beschützen. Oder vor ihrer Dummheit. Unser Leben aufs Spiel zu setzen, um sie vor sich selbst zu beschützen, erfordert Vertrauen auf beiden Seiten. Das Vertrauen von Blutsschwestern. Hiraga hat Ihnen also von Shorin erzählt?«
    Sumomo wußte, daß ihre Position schwach war. »Ja.«
    »Ist Hiraga Ihr Liebhaber?«
    Sumomos Augen wurden schmal. »Hiraga ist… war mein Verlobter, bevor er… bevor er fortging, um sonno-joi zu dienen.«
    Die Mama-san machte große Augen. »Ein Satsuma-Samurai gestattet, daß seine Tochter sich mit einem Choshu-Samurai verlobt?«
    »Mein Vater… Mein Vater war nicht einverstanden. Und meine Mutter auch nicht. Nur Shorin. Mir gefiel die Wahl nicht, die sie für mich getroffen hatten.«
    »Ach, tut mir leid.« Noriko wußte nur allzu gut, was das bedeutete: ständigen Druck, Hausarrest und Schlimmeres. »Hat Ihre Familie Sie verstoßen?«
    Sumomo saß regungslos vor ihr. Ihre Stimme blieb ruhig. »Vor wenigen Monaten beschloß ich, meinem Bruder und Hiraga-san zu folgen, um meinem Vater diese Schande zu ersparen. Jetzt bin ich eine Ronin.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Frauen können keine Ronin werden.«
    »Noriko.« Sumomo beschloß, das Risiko einzugehen. »Ich finde ebenfalls, daß wir Blutsschwestern werden sollten.« Plötzlich hielt sie ein Stilett in der Hand.
    Noriko starrte sie verwundert an; sie hatte nicht gesehen, woher das Messer kam. Verdutzt sah sie zu, wie Sumomo ihren Finger ritzte und anschließend ihr den zierlichen Dolch anbot. Ohne zu zögern, machte sie es ihr nach. Dann berührten sich ihre Finger, bis sich ihr Blut vermischte, und sie verneigten sich würdevoll. »Ich bin geehrt. Ich danke dir, Sumomo-san.« Lächelnd reichte die Mama-san das Messer zurück. »Jetzt bin ich auch ein winziges bißchen Samurai, ja?«
    Das Stilett verschwand wieder im Ärmel. »Wenn der Kaiser seine gesamte Macht zurückerhält, wird ER alle, die es verdienen, zu Samurai machen. Wir werden uns für dich einsetzen, Hiraga-san, Ori und ich.«
    Wieder verneigte sich Noriko dankend. Der Gedanke war wundervoll, lag aber weit über ihren Möglichkeiten, und sie war sicher, daß sie das Unvorstellbare niemals erleben würde: den Tag, an dem das Toranaga-Shōgunat aufhörte zu existieren. »Im Namen all meiner Ahnen danke ich dir. Und nun, Saké!«
    »Danke, nein. Es tut mir leid, aber Sensei Katsumata hat alle Frauen in seiner Schule dem Saké abschwören lassen. Er würde unsere

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