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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Vielleicht denkt dieser hübsche Knabe, daß Utani überleben wird, und meint, daß sich das Risiko lohnt. Seine Familie ist vermutlich verarmt und ersäuft in Schulden – leben nicht alle Samurai unter dem Hirazamurai-Rang am Rande der Armut?«
    »Das stimmt«, erwiderten sie einstimmig.
    »Das geht schon seit dem vierten Shōgun so«, sagte der Achtzehnjährige bitter, »seit fast zweihundert Jahren. Die Daimyos kassieren alle Steuern, verkaufen den Samurai-Status an stinkende Kaufleute, mit jedem Jahr mehr, und kürzen unseren Sold trotzdem immer weiter. Die Daimyos haben uns, ihre loyalen Gefolgsleute, betrogen!«
    »Da hast du recht«, sagte Akimoto zornig. »Mein Vater mußte sich als Landarbeiter verdingen, um meine Brüder und Schwestern ernähren zu können…«
    »Unserer hat nur noch seine Schwester und nur noch eine Hütte«, sagte Joun. »Seit Urgroßvaters Zeiten stecken wir so tief in Schulden, daß wir sie niemals abzahlen können. Niemals.«
    »Ich weiß, wie man mit diesen dreckigen Geldanbetern umgehen muß«, behauptete ein anderer. »Entweder streicht man ihre Forderungen, oder man bringt sie um. Wenn die Daimyos ihre Schulden gelegentlich so begleichen, warum nicht auch wir?«
    »Großartige Idee«, bestätigte Akimoto, »aber es würde dich den Kopf kosten. Herr Ogama würde an dir ein Exempel statuieren – für den Fall, daß seine eigenen Geldverleiher aufhören, ihm Geld vorzuschießen gegen – wie heißt das noch gleich? – gegen vier Jahre Steuern im voraus.«
    Ein anderer sagte: »Meine Familienbezüge haben sich seit Sekigahara nicht verändert, dabei ist der Reispreis seit damals um eintausend Prozent gestiegen. Wir sollten Kaufleute werden oder Saké-Brauer. Zwei Onkel und ein älterer Bruder haben ihre Schwerter aufgegeben und genau das getan.«
    »Schrecklich, ja, aber auch ich habe schon mal daran gedacht.«
    »Alle Daimyos haben uns betrogen.«
    »Die meisten«, berichtigte Hiraga, »nicht alle.«
    »Stimmt«, bestätigte Akimoto. »Macht nichts, sobald wir die Barbaren vertrieben und das Toranaga-Shōgunat gebrochen haben, werden wir unseren eigenen Daimyo wählen. Der neue Shōgun wird uns genug zu essen geben, uns und unseren Familien, und bessere Waffen, bestimmt sogar Barbaren-Gewehre.«
    »Die wird er für seine eigenen Männer behalten, wer immer er auch sein mag.«
    »Warum sollte er, Hiraga? Es wird genug für alle geben. Horten die Toranagas nicht fünf bis zehn Millionen Koku jährlich? Das ist mehr als genug, um uns ausreichend zu bewaffnen. Hört mal zu, wenn wir uns im Dunkeln trennen – wo treffen wir wieder zusammen?«
    »Im Haus ›Zu den grünen Weiden‹, südlich der Vierten Brücke, auf keinen Fall hier. Wenn das zu schwierig sein sollte, versteckt euch irgendwo und versucht, euch nach Kanagawa durchzuschlagen…«
    Jetzt, auf der Veranda, lauschte Hiraga aufmerksam auf jedes Geräusch, das Gefahr bedeuten konnte; er genoß die Erregung, sein Herz schlug kräftig, er empfand Lebensfreude und spürte den herannahenden Tod, der mit jedem Tag näher kam. In wenigen Monaten gehen wir weiter. Endlich Taten…
    Tagelang hatte er im Tempel neben der englischen Gesandtschaft ungeduldig auf eine Gelegenheit gewartet, sie in Brand zu stecken, doch immer waren zu viele feindliche Truppen dort, ausländische und Samurai. Täglich spielte er den Gärtner, spionierte, lauschte, plante – so leicht, den hochgewachsenen Barbaren zu töten, der dem Tokaidō-Überfall entkommen war.
    Ach, Tokaidō! Tokaidō bedeutet Ori, und Ori bedeutet Shorin, und beide bedeuten Sumomo, die nächsten Monat siebzehn wird, und ich werde keine Rücksicht auf den Brief meines Vaters nehmen! Auf gar keinen Fall! Ich werde Ogamas Pardon nicht akzeptieren, wenn ich dafür sonno-joi abschwören muß. Ich werde seinem Stern folgen, und sollte er mich in den Tod führen.
    Jetzt lebe nur noch ich. Ori ist tot oder wird morgen sterben, Shorin ist dahin. Und Sumomo?
    Letzte Nacht hatten Tränen seine Wangen genäßt, Tränen aus dem Traum, in dem sie war, ihr Bushido, ihr Feuer, ihr Duft und ihr Körper, die ihn verlockten und dennoch auf ewig für ihn verloren waren. Unmöglich, im Lotussitz einzuschlafen und Zen zu benutzen, um Ruhe zu finden.
    Dann, heute morgen, das Geschenk der Götter, die verschlüsselte Nachricht von Koikos Mama-san über Utani, die sie ebenso heimlich von Koikos Zofe empfangen hatte. Eeee, dachte er genüßlich, ich möchte wissen, was Toranaga Yoshi wohl tun würde, wenn er

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