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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nur, also bezahlt sie vermutlich für den Gebrauch ihres Namens.«
    »Ach! Aber wohin gehen Sie dann? Wenn Sie ›Unterhaltung‹ wünschen?«
    »In die Yoshiwara«, antwortete er und erklärte es ihr, verblüfft über dieses Gespräch und darüber, daß auch er so offen reden konnte.
    »Haben Sie ein Haus, mit dessen Mama-san Sie sich gut verstehen?«
    »Ja.«
    »Na, wunderbar. Sie gehen heute abend noch zu Ihrer Mama-san und holen die entsprechende Medizin.«
    »Wie bitte?«
    »Mein Gott, André, seien Sie doch vernünftig! Dies ist ein sehr schweres Problem, und wenn wir es nicht lösen können, werde ich niemals Herrin des Noble House und niemals… gewisse Interessen fördern können.« Sie sah sofort, daß sie damit ins Schwarze getroffen hatte, und freute sich. »Gehen Sie heute abend dorthin und bitten Sie sie um die Medizin. Bitten Sie nicht ein Mädchen darum, die verstehen vermutlich nichts davon. Bitten Sie die patronne, die Mama-san. Sie können ja sagen, ›das Mädchen‹ sei überfällig.«
    »Ich weiß nicht, ob es eine derartige Medizin gibt.«
    Sie lächelte herablassend. »Seien Sie nicht töricht, André, selbstverständlich gibt es die, sie müssen so etwas haben.« Mit der Rechten begann sie die Finger ihres linken Handschuhs glattzustreichen. »Sobald das Problem beseitigt ist, wird alles wundervoll werden, und wir werden Weihnachten heiraten. Übrigens, da M’sieur Struan allmählich kräftiger wird, habe ich beschlossen, die Struan-Suite zu verlassen, bis wir verheiratet sind, und heute nachmittag in die Gesandtschaft zurückzukehren.«
    »Ist das klug? Sie sollten in seiner Nähe bleiben.«
    »Normalerweise ja. Aber es gibt gewisse Anstandsregeln, und, noch wichtiger, ich bin sicher, daß es mir nach der Medizin einige Tage nicht gut gehen wird. Sobald auch das vorüber ist, werde ich entscheiden, ob ich in das Struan-Building zurückkehre. Ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann, mein Freund.« Sie erhob sich. »Morgen um die gleiche Zeit?«
    »Wenn ich nichts habe, werde ich Ihnen Bescheid geben.«
    »Nein. Besser, wir treffen uns um zwölf Uhr hier. Ich weiß, ich kann mich auf Sie verlassen.« Damit schenkte sie ihm ihr schönstes Lächeln.
    Ihm wurde ob dieses Lächelns heiß, aber auch, weil sie von nun an auf immer an ihn gekettet war. »Diese Schriftzeichen auf Ihrem Laken«, sagte er. »Erinnern Sie sich, wie die aussahen?«
    »Ja«, antwortete sie, von dem Themenwechsel überrascht. »Warum?«
    »Könnten Sie sie mir aufzeichnen? Möglich, daß ich sie erkenne. Möglich, daß sie eine Bedeutung haben.«
    »Sie waren auf der Steppdecke, nicht auf dem Laken. Mit… Mit seinem Blut.« Sie atmete tief durch, griff nach der Feder und tauchte sie in die Tinte. »Eines habe ich Ihnen zu sagen vergessen. Als ich erwachte, war das kleine Kreuzchen verschwunden, das ich seit meiner Kindheit trage. Ich habe überall gesucht, aber es war fort.«
    »Hat er es gestohlen?«
    »Ich nehme es an. Aber sonst nichts. Ich hatte noch ein bißchen Schmuck, den hat er nicht angerührt. Die Stücke waren nicht sehr wertvoll, doch weitaus wertvoller als das Kreuz.«
    Der Gedanke daran, wie sie da im Bett lag, reglos, das Nachthemd von oben bis unten aufgeschlitzt, wie die Hand des Vergewaltigers ihr das Kreuz vom Hals riß und das Mondlicht auf dem Gold glitzerte, vor oder nachdem er ihre Beine gespreizt hatte, wurde sehr schnell real und erotisch und ließ ihn pulsieren. Sein Blick wanderte über ihren Körper, während sie sich, ohne sein Begehren zu spüren, über den Schreibtisch beugte.
    »Da«, sagte sie und reichte ihm das Blatt Papier.
    Er starrte auf die Schriftzeichen, die ihn an überhaupt nichts erinnerten. »Tut mir leid, aber sie haben keine Bedeutung, sie sehen nicht mal chinesisch aus – Chinesisch oder japanisch, die Schriftzeichen sind dieselben.« Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke, er drehte das Blatt herum und hielt die Luft an. »Tokaidō, sie bedeuten Tokaidō!« Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. »Sie haben sie nur verkehrt herum aufgeschrieben. Tokaidō, jetzt wird alles klar! Er wollte, daß Sie es wissen, wollte, daß die ganze Niederlassung es weiß, und wir hätten es gewußt, wenn Sie irgend jemandem davon erzählt hätten! Aber warum?«
    Sie hob die zitternden Finger an ihre Schläfen. »Ich… Ich weiß es nicht. Vielleicht… Ich weiß es nicht. Er muß inzwischen tot sein, M’sieur Struan hat ihn angeschossen, er muß ganz einfach tot sein.«
    André zögerte

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