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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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abend zusammen gesehen, er geht an zwei Stöcken wie ein Krüppel – dein Hieb hat ihn sehr schwer verletzt, Ori.«
    »Gut. Und die… die Frau. Wie sah sie aus?«
    Hiraga lachte. »Fremdartig, Ori, absolut närrisch.« Er beschrieb ihre Krinoline. Und ihre Frisur. Dann stand er auf und parodierte ihren Gang. Gleich darauf wälzten sich die beiden Männer vor Lachen fast auf den Tatamis. »… ihre Brüste hingen raus, richtig unanständig! Kurz bevor ich hierherkam, hab ich durch ihr Fenster gespäht. Die Männer haben sie öffentlich umarmt, sie und ein Mann haben einander umarmt, um vor aller Augen zu der Musik dieser grauenvoll klingenden Instrumente herumzuwirbeln! Ihre Röcke sind geflogen, daß man bis fast ganz oben sehen konnte, ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich’s nicht selbst gesehen hätte, aber sie wanderte von einem Mann zum anderen wie eine billige Hure. Der Dummkopf, der sie heiraten will, saß nur in seinem Sessel und sah anscheinend glücklich zu, stell dir das vor!« Er wollte einschenken, aber die Flasche war leer. »Saké!«
    Sofort wurde die Tür geöffnet, eine Dienerin kam auf den Knien mit zwei neuen Flaschen herein, schenkte ein und huschte wieder hinaus. Er rülpste; der Saké machte sich bemerkbar. »Wie die Tiere haben sie sich benommen. Ohne ihre Kanonen und Schiffe sind sie nicht mal unsere Verachtung wert.«
    Ori blickte zum Fenster hinaus, in Richtung Meer.
    »Was ist?« Hiraga wurde sofort wachsam. »Gefahr?«
    »Nein. Nein, nichts.«
    Hiraga runzelte die Stirn; er wußte, wie empfänglich Ori für äußere Eindrücke war. »Hast du deine Schwerter hier?«
    »Ja. Raiko bewahrt sie für mich auf.«
    »Ich hasse es, kein Schwert im Gürtel zu haben.«
    »Ich auch.«
    Eine Zeitlang tranken sie schweigend; dann kam das Essen, kleine Schalen mit gegrilltem Fisch, Sushi und Sashimi und ein portugiesisches Gericht namens Tempura – Fisch und Gemüse, in Reismehl getaucht und in Öl gesotten. Bevor die Portugiesen im Jahre 1550 kamen, hatten die Japaner diese Technik noch nicht gekannt.
    Als sie satt waren, ließen sie Raiko rufen, machten ihr Komplimente, lehnten die angebotenen Dienste einer Geisha jedoch dankend ab. Also verneigte sie sich und ging. »Morgen, Fujiko, werde ich irgendwann nach Sonnenuntergang kommen.«
    »Ja, Hiraga-san.« Fujiko verneigte sich sehr tief; sie war froh, ohne weitere Arbeit entlassen zu werden, denn Raiko hatte ihr schon erklärt, daß ihr Honorar großzügig sein würde. »Danke, daß Sie mich beehrt haben.«
    »Du wirst natürlich nichts von dem, was du hier siehst oder hörst, an Taira oder einen anderen Gai-Jin weitergeben. An überhaupt niemanden, hast du verstanden?«
    Erschrocken hob sie den Kopf. »Natürlich nicht, Hiraga-sama.« Als sie seine Augen sah, zog ein Schatten über ihr Herz. »Natürlich nicht«, wiederholte sie mit kaum vernehmbarer Stimme, neigte die Stirn bis auf die Tatami und ging zutiefst verängstigt hinaus.
    »Wir gehen ein Risiko ein mit dieser Frau als Zuhörerin, Ori.«
    »Mit jedem. Aber sie würde es genausowenig wagen wie die anderen.« Wieder wehrte Ori mit seinem Fächer die nächtlichen Insekten ab. »Bevor wir verschwinden, werden wir mit Raiko einen Preis vereinbaren, damit Fujiko in ein billiges Haus abgeschoben werden kann, wo sie zu beschäftigt sein wird, um Unheil zu stiften, und weit von allen Gai-Jin und Bakufu entfernt.«
    »Das ist ein guter Vorschlag. Aber es könnte teuer werden. Wie Raiko sagt, ist Fujiko bei den Gai-Jin aus irgendeinem Grund äußerst beliebt.«
    »Fujiko?«
    »Ja. Merkwürdig, neh? Sie sind eben ganz anders als wir, sagt Raiko.« Hiraga sah Oris verzerrtes Lächeln. »Was ist?«
    »Nichts. Wir können morgen reden.«
    Hiraga nickte und leerte die letzte Tasse; dann stand er auf, legte die gestärkte Yokata ab, die alle Häuser und Herbergen ihren Kunden zur Verfügung stellten, und kleidete sich wieder in den gewöhnlichen Kimono eines Dorfbewohners, mit einem Turban aus grobem Tuch und einem Kuli-Strohhut darüber. Zuletzt schulterte er den leeren Lieferkorb.
    »Bist du sicher, wenn du so angezogen bist?«
    »Ja, solange ich nicht den Kopf freimachen muß, und außerdem habe ich das hier.« Hiraga zeigte ihm die beiden Pässe, die Tyrer ihm gegeben hatte, einen für die Japaner und einen für die Engländer. »Die Wachen am Tor und an der Brücke sind sehr aufmerksam, und bei Nacht patrouillieren Soldaten durch die Niederlassung. Ein Ausgehverbot gibt es nicht, aber Taira hat

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