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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Neffe, ein absoluter Hanswurst. Bonaparte dagegen war der böseste Mensch, den es jemals gegeben hat; Hunderttausenden hat er den Tod gebracht. Wären Wellington, Nelson und unsere Truppen nicht gewesen, hätte er die ganze Welt regiert. Verstehen Sie das alles?«
    Hiraga nickte. »Nicht alle Worte, aber verstehen.« Nur vermochte er nicht zu begreifen, warum ein großer General als böser Mensch betrachtet wurde. »Bitte weiter, Taira-san.«
    Tyrer fuhr fort; dann beendete er seine Geschichtslektion und gab ihm einen Hinweis. »Nun zu Ihrem Problem. Als Sie die Yoshiwara verließen, haben die Wachen keine Schwierigkeiten gemacht?«
    »Nein. Ich habe getan, als bringe Gemüse.«
    »Das ist gut. Ach, übrigens – haben Sie Raiko-san gesehen?«
    »Ja. Fujiko morgen nicht möglich.«
    »Ach. Na ja, macht nichts.« Innerlich verzweifelnd zuckte Tyrer die Achseln.
    Aber Hiraga bemerkte seine Enttäuschung und genoß sie. Sonno-joi, dachte er grimmig. Er hatte Fujikos Dienste wieder selbst kaufen müssen, aber das störte ihn nicht. »Da Sie gut bezahlen«, hatte Raiko gesagt, »wenn auch nicht so gut wie die Gai-Jin, bin ich einverstanden. Aber am Tag darauf sollte er mit ihr schlafen dürfen. Ich möchte nicht, daß er sich eine andere…«
    »Nakama-san«, sagte Tyrer, »die einzige Möglichkeit für Sie, hier sicher zu sein, ist, überhaupt nicht auszugehen. Ich werde Sie nicht mehr in die Yoshiwara schicken. Sie müssen hier bleiben in der Gesandtschaft.«
    »Aber noch besser, Taira-san, ich bleibe in Dorf, suche sicheres Haus. Innerhalb Zaun sicherer. Jeden Tag ich komme Sonnenaufgang, oder wann Sie wollen, gebe Lektion und kehre zurück. Sie sehr gut Sensei. Das lösen Problem, ja?«
    Tyrer zögerte; er wollte ihn nicht von der Leine lassen, aber auch nicht mehr in allzu großer Nähe haben. »Gut. Wenn Sie mir zeigen, wo genau, und nicht weggehen, ohne es mir zu sagen.«
    Hiraga nickte; dann sagte er: »Ja. Bitte, Sie sagen Soldat gut ich bin hier und in Dorf?«
    »Ja. Wird gemacht. Sir William ist bestimmt einverstanden.«
    »Danke, Taira-san. Sagen Soldat auch, wenn mich wieder angreifen, ich hole katana.«
    »Das werden Sie nicht tun! Ich verbiete es! Sir William hat es verboten. Keine Waffen, keine Schwerter!«
    »Bitte sagen Soldat, kein Angriff bitte.«
    »Das werde ich tun, aber wenn Sie hier Schwerter tragen, wird man Sie umbringen, wird man Sie erschießen!«
    Hiraga zuckte die Achseln. »Bitte, kein Angriff. Wakata?«
    Tyrer antwortete nicht. Wakata war die Befehlsform von wakarimasu ka: Verstehen Sie?
    Überhöflich, jedoch mit einer unvermittelten, unterdrückten Grausamkeit, die Tyrer fast riechen konnte, bedankte sich Nakama abermals und erklärte, daß er gegen Abend zurückkehren werde, um ihn zu dem sicheren Haus zu führen, wo er dann bereit sei, alle weiteren Fragen zu beantworten. Damit verneigte er sich steif. Tyrer ebenfalls. Er ging hinaus. Jetzt erst entdeckte Tyrer das ganze Ausmaß der Prellungen auf seinem Rücken und seinen Beinen.
    In dieser Nacht wurde der Wind wechselhaft, das Meer kabbelig.
    Die Flotte, die draußen auf Reede ankerte, machte sich zum Schlafen bereit; die erste Nachtwache, deren Dienst um acht Uhr abends begann, war bereits auf Wachstation. Über fünfzig Mann saßen wegen verschiedener Vergehen in den verschiedenen Zellen, flochten die Neunschwänzigen Katzen für die fünfzig Hiebe, die ihnen am frühen Morgen verabreicht werden sollten, und erwarteten ihre Strafen: einer, weil er gedroht hatte, einem schwulen Bootsmann den Hals zu brechen, drei wegen Rauferei, einer, weil er eine Ration Rum gestohlen, und einer, weil er einen Offizier beschimpft hatte.
    Für den Sonnenaufgang waren neun Seebestattungen angesetzt.
    Alle Schiffslazarette waren überbelegt mit Kranken, die an Ruhr, Diarrhöe, Krupp, Keuchhusten, Scharlach, Masern, Geschlechtskrankheiten, Knochenbrüchen, Leistenbrüchen und ähnlichem litten, alles Routine bis auf vierzehn mit den lebensgefährlichen Pocken an Bord des Flaggschiffs. Für die meisten Krankheiten wurden Aderlässe und brutale Einläufe empfohlen, denn fast alle Ärzte waren zugleich Barbiere. Und nur ein paar glückliche Patienten erhielten Dr. Collis’ Tinktur, die er während des Krimkrieges entwickelt und die die Todesrate bei Ruhr um drei Viertel gesenkt hatte: sechs Tropfen der dunklen, auf Opiumbasis gemischten Flüssigkeit, und die Gedärme beruhigten sich.
    In der ganzen Niederlassung wurden Vorbereitungen für das Dinner und

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