Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
in Edo stattfinden würden – und nun dies!« Sir William kippte seinen Drink, verschluckte sich und fluchte fast fünf Minuten lang auf englisch, französisch und russisch, während die anderen ihn voller Bewunderung für die umwerfend deskriptiven Unflätigkeiten anstarrten.
    »Ganz recht«, kommentierte der Admiral. »Tyrer, holen Sie Sir William noch einen Gin.«
    Tyrer gehorchte. Sir William zückte sein Taschentuch, schneuzte sich, nahm Schnupftabak, nieste und schneuzte sich abermals. »Die Pest über die ganze Bande!«
    »Haben Sie einen Vorschlag, Sir William?« erkundigte sich der Admiral, der die Genugtuung kaum verbergen konnte.
    »Selbstverständlich werde ich umgehend antworten. Bitte lassen Sie die Flotte morgen nach Edo auslaufen, um alle Hafenanlagen zu beschießen, die ich bestimme.«
    Der Admiral zog die Brauen zusammen. »Ich denke, das sollten wir unter vier Augen besprechen, Gentlemen!« Tyrer und Johann wandten sich zum Gehen.
    »Nein!« widersprach Sir William gepreßt. »Sie können gehen, Johann; bitte warten Sie draußen. Aber Tyrer gehört zu meinem persönlichen Stab. Er bleibt.«
    Der Hals des Admirals lief blaurot an, aber er schwieg, bis sich die Tür geschlossen hatte. »Meine Meinung über die Beschießung ist Ihnen bekannt. Bis der Befehl aus England kommt, werde ich den Befehl dazu nur geben, wenn ich angegriffen werde.«
    »Ihre Position macht alle Verhandlungen unmöglich. Die Macht liegt einzig in den Rohren unserer Geschütze.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Nur den Zeitpunkt halte ich für unpassend.«
    »Den Zeitpunkt bestimme ich. Gut. Dann befehlen Sie eben nur eine kleine Kanonade: Zwanzig Schuß auf Ziele meiner Wahl.«
    »Verdammt noch mal, nein! Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Sobald der Befehl aus England eintrifft, werde ich, falls nötig, ganz Japan in Trümmer legen – aber erst dann!«
    Sir William errötete. »Ihre Weigerung, die Politik Ihrer Majestät zu unterstützen, ist einfach unglaublich!«
    »Das wirkliche Problem scheint mir hier persönliche Überheblichkeit zu sein. Was sind schon ein paar Monate mehr? Gar nichts. Reine Vorsicht.«
    »Zum Teufel mit der Vorsicht«, entgegnete Sir William zornig. »Selbstverständlich werden wir den Befehl erhalten, so vorzugehen, wie ich – ich wiederhole, ich – es für richtig erachte. Die Dinge verzögern wäre äußerst unvorsichtig. Mit der morgigen Post werde ich verlangen, daß Sie durch einen Offizier ersetzt werden, der die Interessen Ihrer Majestät besser vertritt – und überdies kampferfahrener ist.«
    Der Admiral erstickte fast. Nur wenige wußten, daß er in seiner ganzen Laufbahn niemals an einem Kampf zur See oder zu Lande teilgenommen hatte. Als er wieder sprechen konnte, sagte er: »Das, Sir, bleibt Ihnen vorbehalten. Aber bis mein – oder Ihr – Ersatz eintrifft, habe ich den Befehl über die Streitkräfte Ihrer Majestät in Japan. Gute Nacht, Sir.« Die Tür fiel ins Schloß.
    »Impertinenter Scheißkerl«, murmelte Sir William. Dann sah er zu seinem Erstaunen, daß Tyrer, wie gelähmt von dem Geplänkel, immer noch hinter ihm stand. »Sie werden natürlich den Mund halten. Hat man Ihnen das beigebracht?«
    »Ja, Sir. Hat man.«
    »Gut.« Sir William riß seine erregten Gedanken von dem gordischen Knoten aus Bakufu, roju und widerborstigem Admiral los. »Holen Sie sich einen Sherry, Tyrer; Sie sehen aus, als könnten Sie einen gebrauchen. Und da der Admiral meine Einladung zum Dinner ausgeschlagen hat, sollten Sie seinen Platz einnehmen. Spielen Sie Backgammon?«
    »Jawohl, Sir. Danke, Sir«, antwortete Tyrer bescheiden.
    »Übrigens, da fällt mir ein – was habe ich da gehört? Ihr Lieblings-Samurai hat ein Gerangel mit der britischen Army gehabt?«
    Tyrer berichtete ihm die Einzelheiten sowie die Lösung, die er gefunden hatte, nicht aber von der Drohung seines Sensei, er werde sich Schwerter besorgen. »Ich würde ihn wirklich gern behalten, natürlich nur mit Ihrem Einverständnis, aber er ist ein sehr guter Lehrer, und ich bin überzeugt, daß er uns sehr nützlich sein könnte.«
    »Das bezweifle ich. Und wichtiger ist außerdem, daß es hier keine Probleme mehr gibt. Unmöglich vorauszusagen, was dieser Bursche noch alles anstellen wird; er könnte die Natter an unserem Busen sein. Morgen wird er von hier verschwinden.«
    »Aber Sir, er hat mir schon sehr wertvolle Informationen gegeben.« Verzweifelt sprudelte Tyrer heraus: »Zum Beispiel hat er mir erzählt, daß der Shōgun

Weitere Kostenlose Bücher