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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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biete zwei Dollar.«
    »Acht, aber Sie haben die Stunde nach Norbert.«
    »Letztes Angebot: acht. Und ich krieg’s zuerst.«
    »Und die Exklusivstory? Gut. Sie sind ein Gentleman, Jamie. Ich bin um drei in Ihrem Büro.«
    Durch das offene Fenster hörte Tyrer die Schiffsglocke vor dem Büro des Hafenmeisters acht Glasen schlagen. Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und döste vor sich hin; die nachmittäglichen Schönschreibübungen hatte er völlig vergessen. Unnötig, auf die Kaminuhr zu sehen. Sein Verstand sagte ihm, daß es vier Uhr nachmittags war.
    Er gähnte, öffnete die Augen. Vor kaum mehr als einem halben Jahr bin ich noch nie auf einem Kriegsschiff gewesen; inzwischen weiß ich sofort, wie spät es ist, wenn ich eine Schiffsglocke höre.
    Seine Kaminuhr schlug vier. Pünktlich. In einer halben Stunde soll ich bei Sir William sein. Die Schweizer können wirklich Chronometer bauen, besser als wir. Wo zum Teufel steckt Nakama? Ob er weggelaufen ist? Er hätte schon vor Stunden zurück sein sollen. Was zum Teufel will Sir William von mir? Hoffentlich hat er nichts von meinem Geheimnis erfahren. Hoffentlich will er nur wieder Depeschen kopiert haben. So ein Mist, daß meine Schrift die beste in der ganzen Gesandtschaft ist. Ich soll als Dolmetscher hier arbeiten und nicht als Schreiber! Verdammt, verdammt, verdammt!
    Müde stand er auf und räumte seine Arbeit beiseite, um sich am Becken die Hände zu waschen und die Tinte von den Fingern zu schrubben. Es klopfte. »Herein!«
    Hinter Hiraga traten ein Rotrock-Sergeant und ein Soldat ins Zimmer, beide mit aufgepflanztem Bajonett, beide aufgebracht. Hiraga war grün und blau geschlagen, zerzaust, grau vor Wut und so gut wie nackt – Hut verschwunden, Turban verschwunden, Bauernkimono in Fetzen. Der Sergeant stieß ihn mit gezücktem Bajonett vorwärts und salutierte. »Wir haben ihn erwischt, als er über den Zaun klettern wollte, Sir. War verdammt schwierig, ihn zur Ruhe zu bringen. Er hat einen von Ihnen unterschriebenen Paß. Ist der echt?«
    »Ja. Ja, er ist echt.« Hastig kam Tyrer zur Tür. »Er ist unser Gast hier, Sergeant, ein Gast von Sir William und mir. Er ist Japanischlehrer.«
    »Ein Lehrer, eh?« wiederholte der Sergeant grimmig. »Nun, dann erklären Sie ihm mal, daß Lehrer nicht über Zäune klettern, nicht davonlaufen, keinen Samurai-Haarschnitt tragen, keine Leute erschrecken und nicht wie ‘ne ganze Bande wildgewordener Kater kämpfen – er hat einem meiner Männer den Arm und dem anderen die Nase gebrochen. Wenn wir ihn noch einmal erwischen, werden wir nicht so rücksichtsvoll mit ihm umgehen.« Beide Soldaten stapften hinaus.
    Tyrer schloß die Tür, eilte zum Sideboard und holte Wasser. »Hier.«
    Fast an seiner Wut erstickend, schüttelte Hiraga den Kopf.
    »Bitte. Oder hätten Sie lieber Saké? Oder Bier?«
    »Iyé «
    »Bitte… Also, dann setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Auf japanisch begann Hiraga einen Bericht hervorzusprudeln.
    »Gomennasai, Ingerish dozo.« Tut mir leid, bitte Englisch.
    Mit Mühe wechselte Hiraga ins Englische und erzählte, mit langen, wütenden Pausen zwischen den Wörtern: »Viele Wachen an Tor und Brücke. Ich gehe durch Sumpf, gehe durch Wasser, über Zaun. Diese Soldat mich sehen. Ich halte, verneige, greife nach Paß, sie werfen zu Boden. Kämpfen, aber zu viele.« Darauf folgte eine weitere Flut von japanischem Gift und wütend gezischten Racheschwüren.
    Als das Schlimmste vorbei war, sagte Tyrer: »Tut mir leid, aber es ist Ihre eigene Schuld…« Unwillkürlich wich er zurück, als Hiraga zu ihm herumwirbelte. »Aufhören!« schalt er verärgert. »Der Soldat hatte recht. Die Samurai versetzen die Leute in Angst! Sir William hat Ihnen gesagt, daß Sie vorsichtig sein sollen, und ich ebenfalls.«
    »Ich war höflich, ich tat nur, was korrekt war!« behauptete Hiraga empört auf japanisch. »Diese unerzogenen Affen sind über mich hergefallen. Ich wollte meinen Paß herausholen und konnte ihn nicht sofort finden. Affen. Ich werde sie alle umbringen!«
    Tyrers Herz klopfte; in seinem Mund sammelte sich der süßliche Geschmack der Angst. »Hören Sie, wir müssen dieses Problem zusammen lösen, und zwar schnell. Wenn Sir William davon hört, wirft er Sie möglicherweise aus der Niederlassung hinaus. Sie und ich, wir müssen das allein lösen, verstanden?«
    »Iyé! Was ist ›lösen‹, bitte?«
    Dankbar für das ›bitte‹ zügelte Tyrer seine Angst. Dieser

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