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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nur noch zwei. »Eröffnen Sie bitte ein Konto für mich, ziehen Sie die Beträge für mein Zimmer und meine Verpflegung ab, ich brauche Kleidung und Schwerter, und bestellen Sie mir bitte eine Masseuse.«
    »Selbstverständlich, Otami-san. Wegen der Kleidung wird Ihnen der Diener zeigen, was wir am Lager haben. Wählen Sie nach Belieben. Wegen der Schwerter…«, Ryoshi zuckte die Achseln, »… die einzigen, die ich habe, sind Spielzeug für die Gai-Jin und kaum der Mühe wert, aber Sie können sie sich ja ansehen. Vielleicht könnte ich Ihnen gute Schwerter besorgen, jetzt werde ich Ihnen aber Ihr Zimmer und Ihren eigenen Eingang zeigen – es steht ein Wachtposten dort, Tag und Nacht.«
    Hiraga war ihm gefolgt. Ryoshi hatte keine Bemerkung über seine spärliche Bekleidung oder seine Verletzungen gemacht und keine einzige Frage gestellt. »Sie sind willkommen, es ist eine Ehre für mein ärmliches Haus«, hatte er nur gesagt und ihn allein gelassen.
    Als er an die Art dachte, wie das gesagt wurde, überlief Hiraga eine Gänsehaut: so höflich und ernst, unterschwellig jedoch so furchtbar tödlich. Widerlich, dachte er, widerlich, daß wir Samurai von korrupten Daimyos, Shōgunen und Bakufu in Armut gehalten und gezwungen werden, bei diesen minderwertigen zaibutsu zu borgen, die doch nur dreckige, geldgierige Kaufleute sind, aber so tun, als verleihe das Geld ihnen Macht über uns. Bei allen Göttern, wenn der Kaiser erst seine Macht wiedererlangt hat, wird es eine Abrechnung geben, dann werden Kaufleute und zaibutsu bezahlen müssen…
    Im selben Moment fühlte er, daß ihre Finger innehielten. »Was ist, Herr?« erkundigte sich die Masseuse ängstlich.
    »Nichts, gar nichts. Bitte weiter.«
    Sie gehorchte, doch nun war ihre Berührung verändert, und im Zimmer herrschte nervöse Spannung.
    Es war ein Achtmattenzimmer, die Futons mit Daunen gestopft, die Tatami von bester Qualität, die Shoji kürzlich mit Ölpapier erneuert. In der Tokonama standen eine Öllampe und Blumenarrangements, an der Wand hing ein kleines Gemälde: eine weite Landschaft mit einer winzigen Hütte in einem Bambushain und einer noch viel winzigeren Frau, die einsam an der offenen Tür stand und in die Ferne spähte. Daneben war ein Liebesgedicht gepinselt.
    Warten
Dem Regen lauschen
Den Regen antreiben
    So einsam, so von Hoffnung auf die Rückkehr ihres Mannes erfüllt.
    Hiraga wäre fast eingeschlummert, als die Shoji-Tür aufgeschoben wurde. »Bitte, entschuldigen Sie, Herr.« Der Diener kniete nieder und meldete unsicher: »Es tut mir leid, aber draußen ist eine minderwertige Person. Er behauptet, Sie zu kennen, will Sie unbedingt sprechen. Es tut mir leid, Sie zu stören, aber er ist sehr hartnäckig und…«
    »Wer ist es? Wie heißt er?«
    »Er… wollte seinen Namen nicht nennen und hat auch nicht namentlich nach Ihnen verlangt, Herr. Er hat nur immer wieder gesagt: ›Sag dem Samurai: Todo ist der Bruder von Joun.‹«
    Augenblicklich sprang Hiraga auf, schlüpfte in seine Yokata, bat die Masseuse, am folgenden Tag um die gleiche Zeit wiederzukommen, wählte einen Platz in der Nähe der beiden Schwerter, die er sich ausgeliehen hatte, bis ihm der Shoya bessere besorgen konnte, und kniete, mit dem Gesicht zur Tür, in Verteidigungsposition nieder. »Schick ihn herein und sorg dafür, daß niemand sonst kommt.«
    Der schmutzige junge Bauer in dem zerlumpten Kimono ließ sich draußen vor der Tür auf die Knie nieder. »Danke, Herr, danke, daß Sie mich empfangen«, sagte er leise. Dann blickte er auf, grinste breit und zeigte dabei, daß ihm die Vorderzähne fehlten. »Danke, Herr.«
    Hiraga funkelte aufgebracht auf ihn hinab; dann hielt er ungläubig den Atem an, »Ori? Aber… Aber das ist unmöglich!« Als er jedoch näher hinsah, entdeckte er, daß die Zähne als Teil seiner Tarnung nur geschwärzt waren. In diesem Licht war die Illusion jedoch perfekt. Eines war trotzdem deutlich zu erkennen: daß Ori kein Samurai mehr war. Er hatte sich den Haarknoten abgeschnitten und die Haare auf dem ganzen Kopf so kurz geschoren, daß sie nicht länger waren als die zwei Wochen alten Stoppeln auf seinem früher kahlen Schädel. »Warum?« fragte Hiraga fassungslos.
    Ori grinste und setzte sich zu ihm. »Die Bakufu suchen Ronin, eh?« flüsterte er, weil beide wußten, daß überall fremde Ohren lauschten. »Ich bin immer noch ein Samurai, aber jetzt kann ich jede Sperre passieren, eh?«
    Hiraga stieß bewundernd die Luft aus. »Du hast

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