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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Eh?«
    Hiraga lachte leise vor sich hin. »Du solltest lieber hier bleiben, statt nach Kyōto zu gehen. Dein Rat ist viel zu wertvoll für mich.«
    »Katsumata muß gewarnt werden. Und nun – die Gai-Jin-Frau?«
    »Morgen werde ich genau feststellen, wo sie wohnt.«
    »Gut.« Der Wind frischte auf, eine Bö strich durchs Haus, daß das Papier in seinen Rahmen knatterte und die Ölflamme tanzte. Ori beobachtete ihn. »Hast du sie gesehen?«
    »Noch nicht. Tairas Diener, diese dreckige Chinesenbande, sprechen eine Sprache, die ich nicht verstehen kann. Deswegen konnte ich aus ihnen nichts herausholen, aber das größte Haus der Niederlassung gehört dem Mann, den sie heiraten wird.«
    »Wohnt sie dort?«
    »Ich weiß es nicht, aber…« Hiraga hielt inne, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoß. »Hör zu, wenn ich akzeptiert werde, kann ich überall hingehen, alles über ihre Verteidigungsanlagen in Erfahrung bringen, ich könnte sogar an Bord ihrer Kriegsschiffe gehen und…«
    »…eines Nachts«, fiel Ori ihm ins Wort, »könnten wir vielleicht eins kapern oder versenken.«
    »Ja.« Beide Männer strahlten bei dem Gedanken, während die Kerze flackerte und seltsame Schatten warf.
    »Beim richtigen Wind«, sagte Ori leise, »einem Südwind wie heute abend, und mit fünf bis sechs Shishi würden schon ein paar rechtzeitig vorher in die richtigen Lagerhäuser geschaffte Fässer Öl genügen. Aber selbst das ist nicht notwendig: Wir können Brandsätze machen und in der Yoshiwara Feuer legen. Der Wind würde die Flammen ins Dorf tragen, von da aus würden sie auf die Niederlassung überspringen und sie vernichten. Neh?«
    »Und das Schiff?«
    »In der allgemeinen Verwirrung rudern wir zu dem ganz großen hinüber. Das könnten wir doch – leicht, neh?«
    »Nicht leicht, aber was für ein Coup!«
    »Sonno-joi!«

21
    Donnerstag, 18. Oktober
    »Nur herein! Ah, guten Morgen, André«, sagte Angélique mit einer Herzlichkeit, die ihre innere Unruhe Lügen strafte. »Sie sind sehr pünktlich. Geht es Ihnen gut?«
    Er nickte und schloß die Tür des kleinen ebenerdigen Zimmers neben ihrem Schlafzimmer, das ihr in der französischen Gesandtschaft als Boudoir diente. Und staunte wieder einmal darüber, daß sie so ruhig wirkte und sogar belanglos plaudern konnte. Höflich beugte er sich über ihre Hand und küßte sie; dann nahm er ihr gegenüber Platz. Das Zimmer war trostlos, mit uralten Sesseln und getünchten Wänden, an denen ein paar billige Stiche zeitgenössischer französischer Maler wie Delacroix und Corot hingen. »Das habe ich bei der Armee gelernt: Pünktlichkeit kommt gleich nach der Frömmigkeit.«
    Sie lächelte über seinen Scherz. »La! Ich wußte gar nicht, daß Sie bei der Armee gedient haben.«
    »Mit zweiundzwanzig, gleich nach der Universität, war ich ein Jahr lang in Algerien – nichts Besonderes, nur um wieder mal einen Aufstand niederzuschlagen. Je schneller wir diese Unruhestifter ausmerzen und ganz Nordafrika als französisches Territorium annektieren, desto besser.«
    Zerstreut wehrte er die Fliegen ab und musterte Angélique neugierig. »Sie sind schöner denn je. Ihr… Ihr Zustand bekommt ihnen gut.«
    Ihre Augen verloren die Farbe, ihr Blick wurde hart. Die letzte Nacht war schwer für sie gewesen, das Bett in dem unordentlichen, schäbigen Schlafzimmer hier unbequem. Während der Dunkelheit hatten ihre Ängste die Oberhand über ihre Zuversicht gewonnen, und sie bereute es immer mehr, ihre Suite neben der von Malcolm und den ganzen Luxus so überstürzt verlassen zu haben. Auch gegen Morgen hatte sich ihre Stimmung nicht gehoben, und wieder ergriff die alles durchdringende Idee von ihr Besitz: daß all ihre Probleme einzig auf die Männer zurückzuführen seien. Die Rache wird süß werden. »Meinen Zustand als zukünftige Ehefrau, meinen Sie wohl.«
    »Selbstverständlich«, versicherte er nach einer kaum spürbaren Pause, und sie fragte sich verärgert, was mit ihm los sei und warum er sich so flegelhaft und distanziert verhielt. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine Züge wirkten schärfer als sonst.
    »Fehlt Ihnen was, mein lieber Freund?«
    »Nein, liebste Angélique, nichts, wirklich gar nichts.«
    Lügner, dachte sie. »Haben Sie etwas erreicht?«
    »Ja und nein.«
    Er wußte, daß sie am Haken zappelte, und hatte plötzlich den Wunsch zu sehen, wie sie sich wand, den Wunsch, die Flammen zu schüren, damit sie schrie und für Hana bezahlte.
    Du bist wahnsinnig, dachte

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