Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
hatte die Vorhänge geöffnet, lächelte und winkte zurück. Hiraga tat, als hätte er ihren prüfenden Blick nicht bemerkt.
    »Das ist die Dame, die Mr. Struan heiraten wird«, erklärte Tyrer, als sie weitergingen. »Sie ist wunderschön, nicht wahr?«
    »Hai. Das ihr Haus, ja?«
    »Ja.«
    »Gute Nacht, Mr. McFay. Alles abgeschlossen.«
    »Danke. Nacht, Vargas.« McFay unterdrückte ein Gähnen und fuhr fort, in seinem Tagebuch zu schreiben, die letzte Arbeit eines jeden Tages. Sein Schreibtisch war aufgeräumt, sein Eingangskorb leer, während sein Ausgangskorb von Antworten auf den größten Teil der heutigen Post, Bestellungen und ausgefüllten Frachtbriefen überquoll, die alle bei Morgengrauen, wenn das Geschäft wieder begann, abgeholt werden würden.
    Zerstreut kratzte sich Vargas einen in Asien nicht unüblichen Flohstich und legte den Schlüssel zum Tresorraum auf den Schreibtisch. »Soll ich Ihnen mehr Licht bringen?«
    »Nein, danke. Ich bin gleich fertig. Bis morgen.«
    »Die Choshus werden morgen erwartet. Wegen der Gewehre.«
    »Ich habe es nicht vergessen. Gute Nacht.«
    Nun, da er in diesem Teil des Erdgeschosses allein war, fühlte sich McFay wesentlich wohler; er war gern allein und fühlte sich dabei sicher. Bis auf Vargas hatten die Bürogehilfen, die Shroffs und anderen Angestellten ihr eigenes Treppenhaus und ihre eigenen Räume weit hinter dem Warenlager. Die Verbindungstür zwischen den beiden Gebäudeteilen wurde jeden Abend verschlossen. Nur Ah Tok und die persönlichen Diener blieben im vorderen Teil, in dem die Büros wie auch der Tresorraum lagen, wo alle Schußwaffen, Kontobücher und Safes mit den mexikanischen Silberdollars, Gold-Taels und japanischen Münzen aufbewahrt wurden, während die Wohnräume im ersten Stock lagen.
    Am Posttag gab es immer viel zu tun, und es wurde sehr spät, heute sogar noch später als sonst, weil McFay sofort, als er beim Lunch von Nettlesmith die letzte Fortsetzung von Große Erwartungen erhalten hatte, nach oben gelaufen war, um die ihm zugeteilte Stunde, Seite um kostbare Seite, mit Malcolm Struan zu teilen, bis er später, froh und erleichtert, daß für Pip und das Mädchen alles gut ausgegangen war und daß in der Ausgabe vom nächsten Monat eine weitere Dickens-Erzählung angekündigt werden würde, wieder hinunterging.
    Stille. Nur die Standuhr tickte freundlich. Mit klarer Handschrift notierte er eilig:
    MS war wütend über den Brief seiner Mutter in der heutigen Post (Dampfschiff Swift Wind, einen Tag verspätet, ein Mann im Sturm vor Shanghai über Bord gegangen, außerdem Spießrutenlaufen in der Shimonoseki-Meerenge, wo die Küstenbatterien etwa zwanzig Schüsse abgaben, Gott sei Dank, ohne Schaden anzurichten!). Meine Antwort auf Mrs. S.s Kanonade von heute war honigsüß (noch weiß sie nichts von der Verlobungsfeier, denn das wird ein Erdbeben von Hongkong bis nach Java auslösen).
    Ich habe sie informiert, daß A in die französische Gesandtschaft umgezogen ist, glaube aber nicht, daß das Mrs. S interessieren wird, obwohl MS den ganzen Tag unruhig war, weil A ihn nicht besucht hat, und wieder auf Ah Tok geschimpft und sie in schlechte Laune versetzt hat – die sie natürlich an alle anderen Dienstboten weitergab, ayeeyah!
    Ich muß feststellen, daß MS trotz seiner Schmerzen weit klüger ist, als ich dachte, mit einem ausgezeichneten Gefühl für Geschäfte im allgemeinen, und nun akzeptiert er meine Meinung, daß hier ein großes Potential ruht. Wir haben das Brock-Problem diskutiert und sind uns darin einig, daß von hieraus nichts unternommen werden kann, daß er die Sache aber, sobald er nach HK zurückgekehrt ist, in Angriff nehmen wird. Wieder hat er sich geweigert, eine Rückkehr mit dem Postdampfer in Betracht zu ziehen – Hoag schwankt noch, er steht nicht auf meiner Seite, sondern sagt, je länger Malcolm sich hier ausruht… eine unruhige Überfahrt könnte sich traumatisch auswirken.
    Habe ein erstes Gespräch mit diesem Japaner Nakama geführt (muß ein Deckname sein), der mit Sicherheit mehr ist, als er vorgibt. Ein Samurai, ein Ronin-Gesetzloser, der ein wenig Englisch spricht, der sich die Haare schneidet, weil er beschlossen hat, den Samurai-Status aufzugeben, der freiwillig unsere Kleidung trägt, muß etwas Besseres sein und daher sorgfältig beobachtet werden. Wenn nur die Hälfte von dem zutrifft, was er sagt, dann haben wir – dank Tyrer, Gott segne ihn – einen großen nachrichtendienstlichen Schritt

Weitere Kostenlose Bücher