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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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kurzgeschnittenen Haare ähnelten der Frisur eines jeden gewöhnlichen Japaners. In seinem sauberen, gestärkten, doch einfachen Kimono, dem neuen Sonnenhut, der ihm an einer Schnur auf dem Rücken hing, den neuen tabe und Sandalen sah er aus wie der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns.
    »Mein Gott, Nakama, großartig sehen Sie aus«, hatte er ihn sofort gelobt. »Dieser Haarschnitt steht Ihnen gut!«
    »Ach, Taira-san«, hatte Hiraga zögernd und mit vorgetäuschter Demut geantwortet, dem Plan folgend, den er und Ori geschmiedet hatten, »ich glaube, was Sie mir sagen, mir helfen aufgeben Samurai, aufhören Samurai. Bald gehen zurück Choshu, werden Bauer wie Großvater.«
    »Samurai aufgeben? Ist das möglich?«
    »Hai. Möglich. Bitte nicht mehr sagen wollen, ja?«
    »Na gut. Aber es ist ein kluger Entschluß. Ich gratuliere.«
    Unwillkürlich fuhr sich Hiraga mit der Hand über den Schädel, die kurz geschorenen Kopfseiten, die ihn juckten. »Bald Haare wachsen, Taira-san, wie Ihre.«
    »Warum nicht?« Tyrer trug sein natürlich gewelltes Haar fast bis auf die Schultern. Anders als die meisten Männer war er äußerst penibel, was dessen Sauberkeit betraf. »Wie geht’s Ihren Prellungen?«
    »Ist schon vergessen.«
    »Ich habe sie schon vergessen.«
    »Ach ja, danke, ich habe sie schon vergessen. Gute Nachrichten, Taira-san.« Hiraga hatte ihm ausführlich erklärt, daß er in die Yoshiwara gehen und für diesen Abend ein Rendezvous mit Fujiko arrangieren werde. »Sie für Sie ganze Nacht. Gut, neh?«
    Sekundenlang war Tyrer sprachlos gewesen. Impulsiv schüttelte er Hiragas Hand. »Danke, mein lieber Freund. Ich danke Ihnen!« Er hatte sich zurückgelehnt, die Pfeife herausgeholt und Hiraga Tabak angeboten, der ihn, mühsam das Lachen unterdrückend, ablehnte. »Das ist wundervoll!« Tyrers Gedanken eilten zu seiner Verabredung voraus; sein Herz hämmerte, seine Männlichkeit meldete sich spürbar. »Mein Gott, großartig!« Mit Mühe hatte er alle erotischen Vorstellungen unterdrückt, um sich auf die Arbeit des Tages konzentrieren zu können. »Haben Sie im Dorf eine Unterkunft gefunden?«
    »Ja. Bitte wir gehen jetzt, ja?«
    Auf dem Weg zum japanischen Viertel, wo sie die Stimmen dämpften und sich hüteten, Englisch zu sprechen, wenn sich Passanten näherten, hatte Tyrer weiter versucht, Hiraga auszuhorchen, und war auf Gold gestoßen, unter anderem auf die Namen des Shōgun und des Kaisers. Im Haus der Shoya hatte er den Laden inspiziert und den winzigen, schäbigen Raum daneben, in dem Hiraga angeblich wohnte. Dann hatte er ihn, durchaus zufrieden und beruhigt, zur Gesandtschaft zurückgebracht. »Haben Sie gemerkt, daß Sie nun, da Sie nicht mehr wie ein Samurai aussehen, auf der Straße kaum auffallen, sogar den Soldaten nicht?«
    »Ja, Taira-san. Können mir helfen, bitte?«
    »Gern. Wobei?«
    »Ich möchte versuchen, Ihre Sorte Kleider tragen, dann mehr werden wie Gai-Jin, ja?«
    »Großartige Idee!«
    Als sie in der Gesandtschaft eintrafen, eilte Tyrer zu Sir William, um ihm aufgeregt die Namen des Shōgun und des Kaisers zu geben. »Ich dachte mir, daß Sie das sofort wissen sollten, Sir. Und noch etwas: Ich glaube, ich habe das richtig verstanden, aber er sagt, daß alle Japaner, sogar die Daimyos, eine Genehmigung einholen müssen, wenn sie Kyōto besuchen wollen, wo der Kaiser lebt.«
    »Was sind Daimyos?«
    »So nennen sie ihre Könige, Sir. Aber jeder, sogar sie, muß die Genehmigung zu einem Besuch in Kyōto einholen – er sagt, die Bakufu, das ist eine andere Bezeichnung für das Shōgunat, also die Beamtenschaft, haben Angst, dort generell freien Zugang zu gewähren.« Er versuchte sich zu bremsen, aber die Worte strömten nur so aus ihm heraus. »Wenn das stimmt und der Shōgun gegenwärtig dort ist, der Kaiser ständig dort ist und die ganze Macht dort konzentriert ist – wenn Sie jetzt dorthin reisen würden, Sir, würden Sie damit nicht die Bakufu umgehen?«
    »Ein bemerkenswert logischer Schluß«, gab Sir William freundlich und mit erleichtertem Seufzer zurück, denn er war schon lange zu diesem Ergebnis gekommen. »Ich glaube, Phillip, wir werden die Depesche umformulieren. Kommen Sie in einer Stunde zurück. Sie haben Ihre Sache sehr gut gemacht.«
    »Danke, Sir.« Dann hatte er ihm von dem ›neuen‹ Nakama und dem neuen Haarschnitt erzählt. »Ich dachte mir, wenn wir ihn überreden könnten, europäische Kleidung zu tragen, würde er immer gefügiger werden, während er mir

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