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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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natürlich Japanisch beibringt und ich ihm Englisch.«
    »Ausgezeichnete Idee, Phillip.«
    »Danke, Sir. Ich werde sofort dafür sorgen. Darf ich die Rechnung zur Bezahlung an unseren Shroff schicken?«
    Sir Williams gute Laune erhielt einen Dämpfer. »Wir haben keine überflüssigen Mittel, Phillip, und das Finanzministerium… Nun gut. Aber nur einen Anzug. Sie sind verantwortlich dafür, daß die Rechnung gemäßigt ausfällt.«
    Eilig ging Tyrer hinaus und wollte nun, da er die Arbeit an der Depesche beendet hatte, mit Hiraga zum chinesischen Schneider gehen.
    Zu dieser Tageszeit, am frühen Nachmittag, war die High Street kaum belebt, da die meisten Männer in ihren Kontoren, bei der Siesta oder im Club waren. Ein paar Betrunkene hockten, da der Wind noch immer recht böig war, im Windschatten der Pier. Für später war ein Fußballspiel angesetzt worden. Navy gegen Army auf dem Paradeplatz, und Tyrer freute sich schon darauf – mehr jedenfalls als auf das Treffen mit Jamie McFay, dem er widerwillig zugestimmt hatte. »Er ist der Chef von Struan’s hier, Nakama-san. Irgendwie hat er von Ihnen erfahren und daß Sie ein bißchen Englisch sprechen. Sie können ihm vertrauen.«
    »So ka? Struan? Der Mann, der wird heiraten?«
    »Ach, die Diener haben Ihnen von der Verlobungsfeier erzählt? Nein, McFay ist nur der oberste Kaufmann. Der Mann, der heiraten wird, ist Mr. Struan, der Tai-Pan. Da drüben, das ist sein Gebäude.«
    »So ka?« Hiraga betrachtete es. Schwierig, da hineinzukommen, dachte er. Parterrefenster vergittert. »Sehr groß, sehr stark. Dieser Struan und seine Frau, sie da wohnen?«
    Tyrers Gedanken flogen zu Fujiko. Zerstreut antwortete er: »Struan, ja. Bei ihr weiß ich es nicht. In London wäre dieses Haus gar nichts. London ist die reichste Stadt der Welt.«
    »Reicher als Edo?«
    Tyrer lachte. »Reicher als zwanzig, fünfzig Edos. Wie sagt man das auf japanisch?«
    Hiraga erklärte es ihm, während seine scharfen Augen alles in sich aufnahmen. Er glaubte nicht, was Tyrer von London behauptete, wie er das meiste, was er ihm erzählte, für Lügen hielt, die ihn nur verwirren sollten.
    Inzwischen kamen sie an den verschiedenen Flachbauten vorbei, die als Gesandtschaften dienten, und suchten sich vorsichtig einen Weg durch den Müll, der überall verstreut war. »Warum verschiedene Flaggen, bitte?«
    Tyrer hätte gern Japanisch geübt, doch jedesmal, wenn er damit begann, antwortete ihm Hiraga auf englisch und stellte sofort eine weitere Frage. Dennoch erklärte er ihm jetzt: »Das sind Gesandtschaften: das da ist die russische, dort die amerikanische, da drüben die französische und das hier die preußische. Preußen ist ein wichtiges Land auf dem Kontinent. Wenn ich sagen würde, daß…«
    »Ah, tut mir leid, Sie haben Landkarte von Ihrer Welt, bitte?«
    »Aber ja! Ich werde sie Ihnen sehr gern zeigen.«
    Ein Detachement Soldaten näherte sich und marschierte vorbei, ohne ihnen Beachtung zu schenken. »Diese Männer von Preußen – ah?« Hiraga artikulierte das Wort sorgfältig. »Sie auch Krieg mit euch gegen Franzosen?«
    »Manchmal. Sie sind allerdings recht kriegerisch, immer kämpfen sie gegen irgend jemand. Gerade haben sie einen neuen König bekommen, und dessen oberster Berater ist ein großer, harter Fürst namens Bismarck, der alle deutschsprechenden Menschen zu einer großen Nation vereinigen will und…«
    »Bitte, tut mir leid, Taira-san. Nicht so schnell, ja?«
    »Ah gomen nasai.« Tyrer wiederholte, was er gesagt hatte, ein wenig langsamer, beantwortete weitere Fragen und war immer wieder verblüfft von der Intelligenz seines Schützlings. Wieder einmal lachte er. »Wir müssen uns einigen. Eine Stunde über meine Welt auf englisch und eine über die Ihre auf englisch, und dann eine Stunde japanisch. Hai?«
    »Hai. Domo.«
    Vier Reiter, die sie auf dem Weg zur Rennbahn überholten, grüßten Tyrer und musterten Hiraga neugierig. Tyrer erwiderte ihren Gruß. Vor der Sperre am anderen Ende der High Street begann die Reihe der wartenden Kulis mit den nachmittäglichen Warenlieferungen unter den wachsamen Augen der Samurai-Wachen durch das Zollhaus zu ziehen. »Wir sollten uns beeilen. Sie wollen sich doch nicht unter die da mischen«, sagte er und überquerte, einem Haufen Pferdeäpfel ausweichend, die Straße. Dann blieb er unvermittelt stehen und winkte. Sie waren auf der Höhe der französischen Gesandtschaft, wo Angélique am Fenster ihres ebenerdigen Zimmers stand. Sie

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