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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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vorwärts getan. Schade, daß Nakama nichts von Geschäften versteht, die einzige verwendbare Information von ihm war, daß Osaka Japans Hauptgeschäftszentrum ist, nicht Edo, also um so mehr Grund, auf einer schnellstmöglichen Öffnung dieser Stadt zu bestehen. Nakama sollte unbedingt gepflegt werden…
    Es klopfte an einem Fensterladen. Er sah auf die Uhr: kurz vor zehn. Eine Stunde zu spät. Macht nichts, die fernöstliche Zeit unterscheidet sich von der unseren.
    Ohne Eile stand er auf, schob den kleinen Revolver in die Seitentasche seines Gehrocks, ging zu seiner privaten Tür und schloß sie auf. Draußen standen zwei Frauen in Kapuzenumhängen sowie ein Diener. Alle drei verneigten sich. Er winkte die Frauen herein und reichte dem Mann einige Münzen; dieser verneigte sich abermals und kehrte durch das Seitengäßchen in die Yoshiwara zurück.
    McFay verschloß die Tür. »Heya, Nemi, du noch immer so hübsch, neh?« Lächelnd umarmte er die eine der Frauen.
    Unter der Kapuze sah ihn das junge Mädchen strahlend an; sie sprühte vor Leben, seine musume für ein Jahr, von dem inzwischen ein halbes vergangen war. »Heya, Jami-san, du-ah gutt, heya? Dies musume mein Schwester Shisaku. Hübsch, neh?«
    Nervös und mit gezwungenem Lächeln schlug das andere Mädchen ihre Kapuze zurück. Und er begann wieder zu atmen: Shisaku war ebenso jung wie Nemi, ebenso attraktiv und angenehm. »Hai!« sagte er, und beide waren erleichtert, daß sie vor seinen Augen bestanden hatte. Es war das erstemal, daß McFay für einen anderen Mann ein Mädchen engagierte. Hilflos hatte er Nemi gebeten, der Mama-san klarzumachen, daß das Mädchen für den Tai-Pan sei und daher etwas Besonderes sein müsse. Beide Mädchen waren Anfang Zwanzig, reichten ihm kaum bis an die Schulter und wirkten jetzt ein wenig ruhiger, obwohl ihnen klar war, daß die eigentliche Hürde noch zu nehmen sein würde.
    »Shisaku, bitte verstehen, Tai-Pan oberster Mann«, erklärte er freundlich; und dann zu Nemi, während er sich auf die Seite klopfte, an der Struans Wunde war: »Sie weiß von Wunde, neh?«
    Nemi nickte; ihre weißen Zähne blitzten. »Hai, ich erklären, Jami-san. Dozo, lassen Mantel hier oder oben?«
    »Oben.«
    Er ging voran, die breite, von Öllampen hell beleuchtete Treppe hinauf, während Nemi ununterbrochen mit dem neuen Mädchen plauderte, das große Augen machte. Es war seine Gewohnheit, Nemi von Zeit zu Zeit herkommen zu lassen, um die Nacht mit ihr zu verbringen; dann kam der Diener kurz vor Morgengrauen wieder, um sie bis zu dem Häuschen zu begleiten, das er ihr auf dem Grundstück ihres Hauses, der Herberge ›Zur reichen Freude‹, gekauft hatte. Zehn Gold-Sovereigns hatte ihn, nach endlosem Schachern, die Fünfjahresmiete für das Haus gekostet. Weitere zehn ihr Vertrag, plus etwas extra für monatlich einen neuen Kimono, Haarpflege, eine Zofe und, schließlich, Saké.
    »Aber Mama-san, wenn nun Feuer Haus niederbrennt, heya?« hatte er sie gefragt, selber darüber entsetzt, daß er einem so exorbitanten Preis zugestimmt hatte, obwohl der äußerst günstige Wechselkurs garantierte, daß Nemis laufende Unkosten nicht mehr als ein paar Pfund im Jahr betrugen.
    Die Mama-san war schockiert. »Gebaut wie neu. Sie bezahlen halben Preis, fair, neh?«
    Nemi, die bei den abschließenden Verhandlungen dabei war, hatte gelacht. »Viel Feuer im Haus, Jami-san, viel jig-jig, neh?«
    Als McFay oben angekommen war, nahm er sie, ohne ersichtlichen Grund als den, daß sie ihm sehr viel Freude und sehr viel Frieden geschenkt hatte, noch einmal liebevoll in den Arm. Auf dem Treppenabsatz stand ein großer Sessel mit hoher Lehne. Nemi und das andere Mädchen nahmen ihre Umhänge ab und ließen sie dort. Darunter trugen sie saubere, hübsche Kimonos und sorgfältig gepflegte Frisuren – von der Raupe zum Schmetterling. Zufrieden klopfte er an die Tür.
    »Herein.«
    Im eleganten Schlafrock saß Malcolm Struan, eine brennende Zigarre zwischen den Fingern, nervös in seinem Sessel. »Hallo, Jamie.«
    »Abend, Tai-Pan.« Beide Mädchen verneigten sich ehrfürchtig. McFay hatte keine Ahnung, daß praktisch alles über Malcolm Struan – ebenso wie über ihn selbst und die meisten Gai-Jin – in der Yoshiwara allgemein bekannt und ständiges Gesprächsthema war: sein ungeheurer Reichtum, daß er kürzlich Tai-Pan geworden war, die Umstände, unter denen er sich die Wunde zugezogen hatte, und seine bevorstehende Hochzeit. »Das ist Shisaku, sie wird bei

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