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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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– aber in deiner Nähe? Ach, dann fällt es mir so schwer, obwohl ich meine Gefühle kaschiere, meine Eifersucht vor den anderen verberge und mich verhalte wie eine perfekte Ehefrau. Aber das heißt nicht, daß ich nicht von Eifersucht geplagt werde, zuweilen sogar bis zum Wahnsinn, so daß ich die anderen umbringen oder, besser noch, verstümmeln könnte und mir wünsche, im Bett mit derselben Leidenschaft von dir geliebt zu werden.
    »Du bist zu lange fort gewesen, mein Ehemann«, sagte sie sanft, obwohl sie sich in Wirklichkeit wünschte, jetzt sofort, hier auf dem Boden, von ihm genommen zu werden, wie sie es sich von primitiven jungen Bauern vorstellte.
    Es war fast Mittag, und es herrschte ein Wind, der den Himmel leerfegte. Sie befanden sich in seinem Privatquartier, eine Suite von drei Tatami-Zimmern mit Bad an einer Eckmauer. Elegant wie immer, schenkte sie ihm Tee ein. Sie hatte die Teezeremonie, genau wie er, seit ihrer Kindheit eingeübt, war inzwischen aber eine Sensei, eine Lehrerin der Teezeremonie. Beide hatten gebadet und waren massiert worden. Die Türen waren verriegelt, die Wachen postiert, die Dienerinnen entlassen worden. Er trug einen gestärkten Kimono, sie hatte ihre Haare gelöst und trug einen fließenden Schlafkimono. »Nach unserem Gespräch möchte ich ruhen. Dann wird mein Kopf für heute abend klar sein.«
    »Du bist den ganzen Weg geritten?«
    »Ja, Sire.« Die Reise war sehr anstrengend gewesen, mit wenig Schlaf und ständigem Pferdewechsel alle drei ri, das heißt etwa alle neun Meilen.
    »Wie lange hast du gebraucht?«
    »Zweieinhalb Tage. Ich habe nur zwanzig Vasallen unter dem Kommando von Hauptmann Ishimoto mitgebracht.« Sie lachte. »Diese Massage und das Bad hatte ich mir wahrhaftig verdient. Aber zunächst…«
    »Fast zehn ri pro Tag? Warum dieser Gewaltmarsch?«
    »Hauptsächlich zu meinem Vergnügen«, entgegnete sie leichthin; für schlechte Nachrichten gab es noch ausreichend Zeit. »Aber zunächst, Yoshi-chan, der Tee für dich.«
    »Danke.« Er trank den feinen grünen Tee aus der Ming-Tasse und setzte sie wieder ab, um zu warten und sie, die ganz in ihre ruhigen Hantierungen vertieft war, zu beobachten.
    Nachdem sie noch einmal eingeschenkt, getrunken und die eigene Tasse abgestellt hatte, sagte sie leise: »Ich habe beschlossen, unverzüglich herzukommen, weil mir beunruhigende Gerüchte zu Ohren gekommen sind und ich mich persönlich überzeugen wollte, daß es dir gut geht – Gerüchte, du seist in Gefahr, Anjo hetze den Rat gegen dich auf, der Shishi-Überfall auf ihn und der Mord an Utani seien Teil einer enormen Eskalation von sonno-joi, es gebe Krieg, von innen und von außen, und Anjo übe weiterhin Verrat an dir und dem gesamten Shōgunat. Er muß wahnsinnig sein, zu dulden, daß der Shōgun und seine kaiserliche Gemahlin nach Kyōto gehen, um dort Kotau zu machen und dich noch stärker zu isolieren.«
    »Das alles stimmt ganz oder teilweise«, entgegnete er ebenso ruhig wie sie, und ihre Miene zerfiel. »Schlechte Nachrichten reisen auf den Schwingen der Falken, Hisako, neh? Und alles wird noch verschlimmert durch die Gai-Jin.« Ausführlich berichtete er ihr von seiner Begegnung mit den Fremden und Misamoto, dem Spion, und dann noch detaillierter über die Burg-Intrigen. Kein Wort jedoch von Koikos vermutlicher Verbindung mit den Shishi: Hisako würde niemals verstehen, wie aufregend sie ist und um wieviel aufregender dieses Wissen sie macht. Meine Frau würde mir nur zu Koikos umgehender Überprüfung, Entlassung und Bestrafung raten und mir keine Ruhe lassen, bis ich ihren Rat befolgt habe. Zuletzt berichtete er ihr von der Flotte der Fremden vor den Toren, von Sir Williams Schreiben, von seiner Drohung und der heutigen Ratsversammlung.
    »Zukumura? Als Ältester? Dieser senile Fischkopf? Ist nicht einer seiner Söhne mit einer Nichte von Anjo verheiratet? Für den hat der alte Toyama doch sicher nicht gestimmt!«
    »Er hat die Achseln gezuckt und erklärt: ›Er oder ein anderer, das ist mir egal, wir werden ohnehin bald Krieg haben. Nehmt, wen ihr wollt.‹«
    »Dann wird es im günstigsten Fall drei zu zwei gegen dich stehen.«
    »Ja. Nun ist Anjo nicht mehr zu zügeln. Er kann tun, was er will, sich selbst per Abstimmung immer mehr Macht zuteilen, sich zum taikō machen und sich jede Dummheit erlauben, die er will, zum Beispiel Nobusadas idiotische Reise nach Kyōto.« Yoshi spürte wieder einmal diese Enge in seiner Brust, achtete aber nicht

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