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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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diese Probleme auf sich zu nehmen?
    Liebe! Das hat er immer darauf geantwortet, und sie hat das auch gesagt, und daß sie sich kennengelernt haben, als er, ein kleiner Beamter, in der Normandie zur Sommerfrische und sie Schauspielerin bei einer Shakespeare-Reisetruppe war. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, haben sie immer gesagt, und mir erzählt, wie wunderschön sie gewesen sei und wie gut er ausgesehen habe. Dann sind sie zusammen durchgebrannt und haben schon nach einer Woche geheiratet, ungeheuer romantisch, nur sind sie bis an ihr Lebensende unglücklich.
    Aber wir werden glücklich sein, Malcolm und ich. O ja, und ich werde Malcolm so lieben, wie eine moderne Frau es tun sollte, eine Menge Kinder werden wir haben, und alle werden katholisch erzogen, ihm ist das gleichgültig, er ist auch kein Fanatiker: »Wirklich nicht, Angélique. Natürlich werden wir in der protestantischen Tradition heiraten, etwas anderes kommt für Mutter nicht in Frage, davon bin ich überzeugt. Aber anschließend können wir uns heimlich katholisch trauen lassen, wenn du das möchtest…«
    Egal, auch wenn es heimlich geschieht, das erst ist die richtige Trauung, nicht die andere, die Kinder werden in den Schoß der Kirche aufgenommen, den größten Teil des Jahres werden wir in Paris verbringen, er wird mich lieben, ich werde ihn lieben, und wir werden ganz wundervoll miteinander schlafen, dachte sie, und ihr Herz begann höchst angenehm zu klopfen, während sie ihre Gedanken schweifen ließ. Tiefer und tiefer. Und weil der Abend so wundervoll gewesen war und sie sich wundervoll und völlig sicher fühlte, ließ sie die angenehmen Momente des Traums jener Nacht zurückkehren.
    Genau konnte sie sich an nichts erinnern. Die Empörung verschwand, Bilder innerhalb erotischer Bilder tauchten auf. Ein leichtes Brennen wurde zu alles durchdringender Wärme. Wissend, und dennoch nicht wissend. Fühlend, und dennoch nicht fühlend, wie starke Arme sie umarmten, wie eine niemals zuvor erlebte Sinnlichkeit und Empfangsbereitschaft Besitz von ihr ergriff, Kopf, Körper, Leben, eine wundervolle Freiheit, alle Zurückhaltung abzulegen, alles in vollen Zügen zu genießen, weil es… nur ein Traum war.
    Aber bin ich erwacht – oder fast erwacht – und gab nur vor, nicht zu erwachen? fragte sie sich immer wieder erschauernd. Ich kann doch nicht mit diesem wollüstigen Erwachen reagiert haben – niemals! Aber der Traum war so lebhaft, und in seinen Fängen wurde ich durch einen Sturm dazu getrieben, immer mehr zu verlangen, und…
    Sie hörte, wie die äußere Tür geöffnet und geschlossen wurde; dann bewegte sich der Riegel der Schlafzimmertür, und als sie herumfuhr, sah sie André, der die Tür leise öffnete, schloß, verriegelte und sich mit spöttischem Lächeln dagegenlehnte.
    Unvermittelt hatte sie Angst. »Was wollen Sie, André?«
    Er antwortete lange nicht; dann kam er zum Bett und starrte auf sie hinab. »Reden, eh?« sagte er leise. »Das sollten wir, eh? Reden, oder… oder was?«
    »Ich verstehe nicht«, gab sie zurück, obwohl sie sehr wohl verstand und sich des beunruhigenden Glitzerns in seinen Augen bewußt war, die noch vor wenigen Minuten von Mitgefühl erfüllt gewesen waren. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie die Tür nicht verschlossen hatte – dazu war bisher niemals Veranlassung gewesen, weil ständig Dienstboten in der Nähe waren und niemand es wagen würde, ohne Erlaubnis einzutreten. Dennoch sagte sie mit ruhiger Stimme: »Bitte, würden Sie…«
    »Wir sollten reden, über morgen. Und… Freunde sein.«
    »Lieber André, bitte! Es ist spät; was Sie auch wollen, es hat Zeit bis morgen. Tut mir leid, aber Sie haben kein Recht, hier hereinzukommen, ohne zuvor anzuklopfen…« Als er sich auf die Bettkante setzte und nach ihr griff, rutschte sie in einem Anfall von Panik ganz auf die andere Seite hinüber. »Aufhören, oder ich schreie!«
    Sein leises Lachen klang verletzend. »Wenn Sie schreien, meine liebe Angélique, werden die Dienstboten kommen, ich werde die Tür entriegeln und ihnen erklären, daß Sie mich hierher eingeladen haben… Weil Sie unter vier Augen mit mir darüber sprechen wollten, daß Sie Geld brauchen, Bargeld, für Ihre Abtreibung.« Wieder dieses spöttische, verzerrte Lächeln. »Eh?«
    »Ach, André, bitte, seien Sie nicht so, bitte, gehen Sie, bitte… Wenn jemand Sie hier sieht… Bitte!«
    »Aber erst… erst einen Kuß.«
    Sie errötete. »Hinaus! Wie können Sie es

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