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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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versprochen hat, mir zu helfen, werde ich keine Probleme haben. Er hat es versprochen. Vielleicht beginnen wir heute abend; Fujiko ist Gott sei Dank von dem Besuch bei ihrer Großmutter zurück. Eigentlich sollte ich wohl nicht, am Sonntag, aber macht nichts. Karma.
    Er seufzte. Dank André und Nakama hatte er diese Welt und die wunderbare Art und Weise entdeckt, wie sie zum Allheilmittel für alle Ereignisse wurde, über die er keine Kontrolle hatte. »Karma!«
    »Wie bitte, Taira-san?«
    »Ach, nichts. Das Essen ist gut.«
    »Das Essen ist gut«, imitierte ihn Hiraga. »Gut, danke, das freut mich.« Er rief nach mehr Bier und Saké. Die Shoji-Tür wurde beiseite geschoben, und die Getränke kamen auf einem Tablett, getragen von einer Dienerin mit fröhlichem Gesicht, die Hiraga anstrahlte und Tyrer schüchtern zulächelte. Gedankenlos tätschelte Hiraga ihr Hinterteil. »Wie wär’s mit, sagen wir, Über-den-Berg?«
    »Eeee, Sie böser Mann! Über-den-Berg? O nein, nicht mit mir, auch nicht Unter-den-Berg, aber für einen Gold-Oban würde ich vielleicht Spiel-die-Flöte machen.«
    Beide lachten über den Scherz, denn ein Gold-Oban war ein enorm hoher Preis, den nur eine Kurtisane erster Klasse für einen derartigen Dienst verlangen durfte. Die Dienerin schenkte Saké ein, füllte Tyrers Bierkrug und verschwand.
    »Was sie sagt, Nakama-san?«
    Er lächelte. »Tut mir leid, schwer erklären, noch nicht Wörter alle. Nur Scherz, Mann-Frau-Scherz, verstehen?«
    »Wakarimasu. Heute Kirche, ja?« Mit Sir Williams Einverständnis und der Zustimmung des Reverend Michaelmas Tweet hatte er Hiraga auf die Empore hinaufgeschmuggelt. In seinen neuen westlichen Kleidern, vom chinesischen Schneider mit der gewohnten, unglaublichen Geschwindigkeit nach Maß angefertigt, und seinem Seidenzylinder war Hiraga ohne weiteres als Eurasier durchgekommen, und kaum jemand nahm Notiz von ihm. Nur Jamie McFay hatte ihm heimlich zugezwinkert.
    »Kirche gut, und Sie erklären auch«, antwortete Hiraga, insgeheim aber versuchte er noch immer Tyrers Informationen zu verarbeiten, gemeinsam mit dem verblüffenden Anblick all dieser erwachsenen Männer und der zwei abstoßend wirkenden Frauen, die gemeinsam sangen, sich erhoben, sich hinsetzten, feierlich die Gebete leierten und vor diesem überaus merkwürdigen Gott den Kopf neigten, der, wie Tyrer ihm nach dem Gottesdienst erklärt hatte, eigentlich drei Personen war, der Vater, der Sohn, der wie ein gemeiner Verbrecher gekreuzigt worden war, und ein Kami. »So ka?« hatte Hiraga verwirrt gefragt. »Also, Taira-san, Frau Namen Madonna, die nicht Gott, hat Sohn Gott – aber sie nicht Gott –, und sie Kopfkissen mit Gott, aber nicht Ehemann, der auch nicht Gott, aber Vater, also Vater von ihr Sohn ist Großvater, neh?«
    »Nein, es gab kein Kopfkissen. Paß auf…«
    Wieder hatte er zugehört und schließlich vorgegeben zu verstehen, damit er Taira über die Feindschaft der beiden Kirchen ausfragen konnte, denn er hatte bemerkt, daß Oris Frau nicht dort gewesen war, und Taira gefragte warum. Zwei Kirchen, beide gleich mächtig und ständig im Krieg gegeneinander! Und Ori wollte, daß ich aufgebe. Baka!
    Als er dann mit von der ständigen Konzentration schmerzendem Kopf den Grund für das Schisma entdeckt hatte – und den daraus folgenden Haß und die Massenmorde und Kriege –, wußte er endgültig, daß die Gai-Jin in mancher Hinsicht vollkommen verrückt, aber ungeheuer verwundbar waren: Die Spaltung kam nur davon, daß ein alter Bonze namens ›Luther‹ sich vor über dreihundert Jahren für eine andere Auslegung einiger unwichtiger Dogmapunkte entschieden hatte, die vierzehn oder fünfzehn Jahrhunderte vor ihm von einem anderen Bonzen erfunden worden waren. Dieser Mann, eindeutig ebenfalls ein Wahnsinniger, hatte unter anderem erklärt, daß man die Armut erstreben müsse und daß Nichtkopfkissen mit Frauen den Mann nach seinem Tod auf ewig an einen Ort verbannen würde, der Himmel genannt wurde, wo es aber keinen Saké und keine Frauen gab und wo man zu einem Vogel wurde.
    Diese Barbaren waren unglaublich. Wer würde an einen solchen Ort gehen wollen? Jeder mußte doch sofort erkennen, daß dieser alte Bonze genauso war wie jeder andere ehrgeizige, übellaunige Narr, der nach einem langen Leben, in dem er so getan hatte, als sei er tugendhaft, einfach genau wie jeder normale, vernünftige Bonze oder Mann ganz offen eine Frau oder Konkubine haben wollte!
    »Taira-san«, hatte er hilflos

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