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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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werden. Was ist, tut mir leid, was ist das da?«
    »Das da nennen wir Tempura, in Teig gebackener Fisch.«
    »Tut mir leid, was ist ›Teig‹?« Tyrer lauschte aufmerksam; ihm entgingen zwar viele Wörter, doch er begriff, um was es ging, und wußte, daß dem anderen auf englisch auch viele Wörter entgingen. Wir sprechen mehr Englisch als Japanisch, dachte er ironisch, aber das macht nichts. Nakama ist ein großartiger Lehrer, und wir haben offenbar eine gut funktionierende, gegenseitige Hilfsgemeinschaft gegründet: Ohne ihn wäre ich nicht hier, vielleicht nicht mal am Leben, und hätte mit Sicherheit bei Marlowe, Pallidar und Wee Willie Winkie nicht so viel Gesicht gewonnen, ganz zu schweigen von den wertvollen Informationen, die er mir gibt. Tyrer lächelte. Es machte ihm Spaß, Sir William jetzt in Gedanken bei seinem Spitznamen zu nennen, während er vor wenigen Tagen noch in Ehrfurcht vor ihm erstarrt war. »Ah, jetzt verstehe ich. Teig! Wir benutzen ebenfalls Teig.«
    »Schmeckt Ihnen das Essen, Taira-san?« erkundigte sich Hiraga auf englisch.
    »Ja, danke.« Wenn möglich, antwortete Tyrer immer auf japanisch. »Ich danke für alles, Massage, Bad, bin jetzt ruhig und glücklich.«
    Einige Speisen fand er aufregend, Tempura und yakitori, kleine Häppchen Hühnerfleisch, die mit süß-salziger Sauce gegrillt waren. Anago entpuppte sich als gegrillter Aal mit einer warmen, süß-sauren Sauce, die ihm besonders gut schmeckte. Sushi, hauchdünne, rohe Scheiben verschiedener Fischsorten in unterschiedlicher Farbe und Beschaffenheit auf einer Reiskugel, die er anfangs nur mit Mühe schlucken konnte, die jedoch, sobald man sie in eine geheimnisvolle, würzige Sauce, soy oder soja genannt, sehr schmackhaft wurden. Schließlich, dachte er, hat Vater mir geraten, alles auszuprobieren: »Mein Sohn, wenn du auf dieser dramatischen Idee bestehst, Dolmetscher für Japanisch zu werden, kann ich dir nur raten, dich ganz in die Lebensweise, das Essen und so weiter dieser Menschen zu vertiefen – natürlich ohne zu vergessen, daß du ein englischer Gentleman mit Verpflichtungen bist…«
    Möchte wissen, was der alte Herr wohl zu Fujiko sagen würde. Sie ist eindeutig Teil des japanischen Lebens. Unvermittelt strahlte Tyrer und zeigte mit einem Stäbchen auf etwas. »Was ist das?«
    »Oh, tut mir leid, Taira-san, aber es gehört sich nicht, mit dem spitzen Ende eines Stäbchens auf etwas zu zeigen. Bitte, benutzen Sie das andere Ende. Das ist wasabeh.« Und ehe Hiraga ihn zurückhalten konnte, hatte Tyrer das Klümpchen grüne Paste aufgespießt und in den Mund gesteckt. Sofort fingen seine Nebenhöhlen Feuer, er keuchte, die Augen tränten, bis er fast blind war. Als der Brand endlich nachließ, mußte er um Luft ringen. »Großer Gott!« sagte Hiraga, Tyrer nachahmend, und versuchte nicht zu lachen. »Wasabeh nicht essen, nur ganz wenig in Soja tun, damit schärfer wird.«
    »Mein Fehler«, keuchte Tyrer, noch immer fast erstickend. »Großer Gott, das ist ja tödlich! Das ist schlimmer als Chili! Nächstesmal ich mehr vorsichtig.«
    »Sie sehr gut sprech, für Mann, der anfangen, Taira-san. Und Sie lern japanisch so schnell, sehr gutt.«
    »Domo, Nakama-san, domo. Sie auch auf englisch.« Hocherfreut über das Kompliment konzentrierte sich Tyrer auf den geschickteren Umgang mit den Stäbchen. Der nächste Bissen, den er probierte, war tako, in Scheiben geschnittener Tintenfisch. Selbst mit Soja und Wasabeh schmeckte er wie Gummi. »Sehr köstlich. Schmeckt mir sehr gut.«
    Ich verhungere, dachte er. Ich hätte gern noch dreimal von dem Huhn, ein Schälchen Reis, zwanzig weitere Tempura-Krabben, und Hiraga ißt wie ein Spatz. Macht nichts, ich werde von einem Samurai bewirtet, dabei ist es erst eine knappe Woche her, daß er uns geholfen hat, die Yedo-Gesandtschaft zu verlassen, ohne einen internationalen Zwischenfall auszulösen, knapp sechs Wochen, seit ich André kennengelernt habe, und doch kann ich schon ein bißchen Japanisch sprechen, weiß ich schon mehr über ihre Bräuche als die meisten Händler, die von Anfang an hier waren. Wenn ich so weitermache, werde ich in wenigen Monaten als offizieller Dolmetscher eingetragen und das offizielle Gehalt bekommen: vierhundert Pfund im Jahr! Hurra, oder banzai, wie die Japaner sagen würden. Beim gegenwärtigen Wechselkurs kann ich mir bald ein weiteres Pferd leisten, aber zuvor…
    Sein Herz schlug schneller.
    Zuvor werde ich Fujikos Vertrag kaufen. Und da Nakama

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