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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gesagt, »brauch Bad, Massage, Saké, Sie auch, dann essen. Bitte folgen.«
    Anfangs hatte er sich Gedanken darüber gemacht, daß er die Einladung ausgesprochen hatte. Denn nun würde der Dorfälteste, der Shoya, erfahren, daß er Englisch sprach.
    »Eeee, wie wundervoll, daß Sie Gai-Jin sprechen! Ich wünschte, das könnte ich auch, Otami-san!« hatte der Shoya mit unverhohlener Bewunderung gesagt. »Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, daß ich sonno-joi unterstütze und außerdem den klügsten meiner Söhne einem Gai-Jin-Bonzen anvertraut habe, mit dem Befehl, er soll so tun, als konvertierte er zu diesem wirklich lächerlichen Glauben, damit er ihre Sprache und ihre Lebensweise kennenlernt.«
    »Werden Sie dafür sorgen, daß die Dienstboten vertrauenswürdig sind?«
    »Sie werden genauso gut geschützt werden wie ein Mitglied meiner Familie. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme würde ich Ihnen empfehlen, das ganze Restaurant zu mieten und diesem Taira zu befehlen, im Badehaus nur Japanisch zu sprechen. Er lernt sehr schnell, haben Sie gesagt?«
    »Sehr schnell.«
    »Ihre Geheimnisse sind bei mir sicher. Sonno-joi!«
    Als er daran dachte, wie eifrig ihm der Shoya nach dem Munde geredet hatte, lächelte Hiraga grimmig. Er glaubte ihm kein Wort. Möchte wissen, was er tun würde, wenn er von unserem Plan wüßte, ganz Yokohama niederzubrennen. In die Hosen würde er sich scheißen. Aber bevor er sich dann säubern würde, wäre er schon zu den Bakufu gerannt und hätte, vor lauter Eile, ihnen zu dienen und mich zu verraten, vor ihnen Kotau gemacht. Baka!
    Tyrer aß noch immer gierig. Obwohl Hiraga auch noch Hunger hatte, stocherte er, einem japanischen Brauch folgend, in seinem Essen herum. Nach diesem Brauch wurden die Kinder dazu erzogen, sich zurückzuhalten und sich mit wenigem zufriedenzugeben, weil es mehr Hungerzeiten als Zeiten der Fülle gab; Kälte und Schmerz mit Standhaftigkeit zu ertragen, weil es mehr schlechte Tage gab als gute und weil man sich darauf vorbereiten mußte. Weniger ist besser als mehr. Bis auf den Saké. Und das Kopulieren. Er lächelte. »Saké! Taira-san, kampai!«
    Die Flasche war recht schnell geleert. Er drängte Tyrer zum Trinken, behauptete, es sei ein wichtiger japanischer Brauch, einander zuzuprosten. Bald schon war Tyrer glücklich entspannt und erzählte ihm von den Gai-Jin-Kriegen, der Größe des britischen Empire, den Waren, die sie herstellten, und deren Menge. Hiraga hatte beschlossen, die Informationen, auch wenn sie noch so beängstigend oder widersinnig waren, zu akzeptieren, bis das Gegenteil bewiesen war. Das Studium von Tyrers Schulatlas und seiner Landkarten hatte ihm einen echten Schock versetzt.
    »Aber bitte, wie kann so kleines Land wie England so viele andere regieren?«
    »Da gibt es viele Gründe«, antwortete Tyrer, innerlich erwärmt, entspannt und ungeheuer zufrieden mit sich selbst. Vor lauter Begeisterung vergaß er einen Moment, einfache Wörter und Ideen zu benutzen, und fuhr arglos fort: »Sehr viele Gründe. Wegen unserer überlegenen Erziehung – überlegenem Lernen, verstehen Sie? –, unserem überlegenen Erbe, einer klugen und gütigen Königin und unserer einzigartigen und ganz speziellen Regierungsform, unseres Parlaments, das uns überlegene Gesetze und Freiheiten gibt. Zugleich sind wir von Gott gesegnet, denn wir sind eine Inselfestung, vom Meer geschützt, unsere Flotten beherrschen alle Seehandelswege, so daß wir in der Lage sind, in Ruhe und Frieden bessere Fähigkeiten zu entwickeln, zu erfinden und zu experimentieren. Wir treiben mehr Handel, daher haben wir mehr Kapital, Nakama-san, mehr Geld als alle anderen… und wir sind sehr geschickt im ›Teilen und Herrschen‹ – das ist ein altes Gesetz der Römer.« Er lachte und leerte die Flasche. »Und, vor allem, wie ich Ihnen schon sagte, besitzen wir die doppelte Menge Kanonen, Schiffe und Feuerkraft wie die beiden nächstmächtigen Länder zusammen – die Hälfte aller Schiffe auf der Welt ist britisch, mit britischer Besatzung und britischen Kanonieren.«
    So viele Wörter und Ideen, die ich nicht verstehe, dachte Hiraga, dessen Kopf schwirrte. Römer? Wer sind denn die?
    Wenn die Hälfte von dem, was Taira sagt, wahr ist – nein, nur ein Hundertstel –, dann wird es Jahrzehnte dauern, bis wir sie eingeholt haben, ja, dachte er, aber mit der Zeit werden wir sie erwischen. Wir sind auch eine Insel. Und eine bessere als ihre, denn dies ist das Land der Götter, wir

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