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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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erzogen werden, dem hat er natürlich schon zugestimmt – oder?«
    »O ja, auch darüber haben wir gesprochen, Pater«, versicherte sie mit gezwungener Munterkeit. »Selbstverständlich werden unsere Kinder katholisch werden.«
    »Wenn nicht, verurteilst du sie zu ewiger Verdammnis. Und auch deine unsterbliche Seele wird in Gefahr geraten.« Erfreut bemerkte er, wie sie erschauerte. Gut, dachte er, ein Schlag für den Herrn gegen den Antichrist. »Das muß vor der Eheschließung offiziell vereinbart werden.«
    Ihr Herz raste jetzt; ihr Kopf schmerzte vor einer tiefen Angst, denn sie glaubte uneingeschränkt an Gott und Teufel, Ewiges Leben und Ewige Verdammnis. »Ich danke Ihnen für Ihren Rat, Pater.«
    »Ich werde mit Mr. Struan sprechen.«
    »O nein, Pater, bitte nicht!« flehte sie in plötzlicher Panik. »Das wäre… Ich glaube, das wäre äußerst unklug.«
    »Unklug?« Wieder schürzte er die Lippen und kratzte sich zerstreut an den Läusen, die in seinem Bart, seinen Haaren und der uralten Soutane nisteten, während er sich überlegte, daß eine mögliche Bekehrung Malcolm Struan sein Sieg sein würde, auf den zu warten es sich lohnte und der sorgfältige Planung erforderte. »Ich werde um Gottes Beistand beten und darum, daß er auch dir beisteht. Aber vergiß nicht, daß du ebenso minderjährig bist wie er. Da dein Vater abwesend ist, wird M’sieur Seratard wohl als dein gesetzlicher Vormund gelten. Um deine Seele zu schützen, sollten diese und andere Fragen geklärt werden, bevor die Ehe geschlossen oder vollzogen wird.« Er strahlte vor Zufriedenheit. »Und zur Buße sprichst du, sagen wir, zehn Gegrüßet seist Du, Maria, und liest bis nächsten Sonntag zweimal die Briefe des heiligen Johannes – und vergiß nicht, weiterhin um Gottes Beistand zu beten.«
    »Danke, Pater.« Erleichtert bekreuzigte sie sich mit schweißnassen Händen und neigte den Kopf, um seinen Segen zu empfangen.
    »In nomine Patris et Spiritus sancti, absolvo te.« Er schlug das Kreuz über ihr. »Bete für mich, mein Kind«, sagte er endlich, in Gedanken schon bei seinem Dialog mit Malcolm Struan.
    In der Abenddämmerung saß Phillip Tyrer in einem winzigen Privatzimmerchen des ebenso winzigen Restaurants, das halb verborgen neben dem Haus des Shoya lag, im Schneidersitz Hiraga gegenüber. Sie waren die einzigen Gäste, und dies war die erste echt japanische Mahlzeit mit einem japanischen Gastgeber, die Tyrer erlebte. Er war hungrig und gern bereit, alles zu probieren. »Vielen Dank für Ihre Einladung, Nakama-san.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Taira-san. Ich muß sagen, Ihr japanischer Akzent hat sich sehr stark verbessert. Bitte zu essen.«
    Auf dem niedrigen Tischchen zwischen ihnen hatte die Dienerin auf Lacktabletts zahlreiche kleine Schalen mit verschiedenen Speisen verteilt, manche heiß, manche kalt. Shoji-Wände, Tatami-Matten, kleine, offene Schiebefenster, die die herabsinkende Dunkelheit hereinließen, Öllampen mit freundlichem Licht, Blumenarrangements in der Nische. Gleich nebenan lag ein weiteres Privatzimmer und dahinter das eigentliche Restaurant, fast nur ein Korridor mit Hockern, der auf eine zur Straße führende Gasse hinausging.
    Hiraga und Tyrer trugen locker gegürtete Schlaf-Haus-Kimonos; Tyrer genoß diese ungewohnte Zwanglosigkeit, und Hiraga war erleichtert, die europäische Kleidung ablegen zu können, in der er den ganzen Tag gesteckt hatte. Beide waren im nahen Badehaus gebadet und massiert worden. »Bitte zu essen.«
    Unbeholfen griff Tyrer nach seinen Stäbchen. In Peking hatte ihm die Gesandtschaft von allen chinesischen Speisen abgeraten: »…wenn Sie nicht vergiftet werden wollen, alter Junge. Diese Kerle essen doch tatsächlich Hund, trinken Schlangengift, löffeln Insekten und glauben felsenfest an den Spruch: ›Wenn’s mit dem Rücken zum Himmel lebt, kann man’s essen.‹« Hiraga zeigte ihm, wie man die Stäbchen richtig hielt. »So.«
    »Vielen Dank, Nakama-san, sehr schwierig.« Tyrer lachte. »Nicht fett werden, wenn essen diese.«
    »›Wenn ich damit esse, werde ich nicht dick werden‹«, berichtigte ihn Hiraga, der es noch nicht müde wurde, Tyrers Japanisch zu korrigieren, denn er hatte Freude daran, ihm etwas beizubringen. Tyrer war ein gelehriger Schüler mit einem erstaunlich guten Gedächtnis und einer glücklichen Disposition und war, am allerwichtigsten für ihn, eine unerschöpfliche Informationsquelle.
    »Oh, tut mir leid. Wenn ich damit esse, werde ich nicht dick

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