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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gehört, die das Noble House aufgesucht hatten – fast jeder in der Yoshiwara wußte von den Verhandlungen –, und war überzeugt, wenn er ihre richtigen Namen wüßte, würde er mit Sicherheit die Männer persönlich oder ihre Familien identifizieren können. Vor ungefähr einem Jahr erst hatte sein Stiefbruder, der dieselbe englische Schule in Shimonoseki besucht hatte, zu einer Gruppe gehört, die ausgeschickt wurde, um die ersten hundert Gewehre zu kaufen. Seltsam, dachte Hiraga, daß es ausgerechnet die Compagnie sein muß, die diesem Tai-Pan gehört, der schon bald tot sein wird, er und seine Frau und dieser ganze Sumpf des Bösen. »Gai-Jin haben keine Ehre.«
    »Ekelhaft.« Wieder ein Schluck Tee. »In der Edo-Burg herrscht rege Tätigkeit. Es heißt, der Shōgun und die Kaiserliche Prinzessin werden in ein bis zwei Wochen nach Kyōto aufbrechen.«
    »Warum sollten sie das tun?« erkundigte sich Hiraga, einen Mangel an Interesse vortäuschend, der aber sein Gegenüber nicht irreführte.
    Der ältere Mann lachte leise. »Ich weiß es nicht, Otami-san, aber es ist äußerst merkwürdig, daß der Shōgun jetzt seine Burg verlassen will, um sich in die Burg mit den vielen Feinden zu begeben, während er doch sonst immer einen Lakaien geschickt hat.« Die Katze streckte sich; er kraulte ihr den Bauch und setzte nachdenklich hinzu: »Die roju erhöhen überall auf Toranaga-Gebiet die Steuern, um so viele Kanonen und Waffen zu kaufen wie nur möglich – außer Satsuma, Tosa und Choshu.«
    Hiraga spürte den unterschwelligen Zorn des Shoya, ließ sich aber seine Belustigung darüber nicht anmerken: Wozu sind Bauern und Kaufleute da, wenn nicht zum Steuernzahlen? »Wenn der Sohn des Himmels nicht in der Lage ist, seine vom Himmel gegebene Macht zu gebrauchen, werden die Bakufu Nippon wieder in einen endlosen Bürgerkrieg stürzen.«
    »Ich stimme zu.«
    Ich möchte wissen, wie weit du mir wirklich zustimmst, Alter, dachte Hiraga. Aber er schob diesen Gedanken beiseite, um zu überlegen, wie man die Bakufu und Toranaga Yoshi von ihrem Weg abbringen konnte. Akimoto muß sofort nach Edo und zum Haus ›Zu den Glyzinien‹ gehen; wir haben seit Tagen nichts mehr von Koiko und ihrer Mama-san gehört – vielleicht sollten wir zusammen…
    »Und schließlich scheint es, daß Ori-san, Ihr Freund, nicht wie geplant nach Kyōto aufgebrochen ist«, sagte der Shoya im Plauderton.
    Hiragas Augen wurden ausdruckslos. Der Shoya unterdrückte einen Schauder. Sofort war die Katze, die das spürte, auf den Beinen und beobachtete die beiden mißtrauisch. Hiraga brach das Schweigen. »Wo ist er?«
    »In dem Teil der Niederlassung, in dem die niedrigen Gai-Jin wohnen, trinken und kopulieren.«
    Gegen Mitternacht klopfte André Poncin an die Tür des Hauses ›Zu den drei Karpfen‹. Der Türhüter ließ ihn sofort ein. Raiko hieß ihn willkommen, und kurz darauf tranken sie Saké und plauderten über die neuesten Nachrichten aus der Yoshiwara und der Niederlassung, denn sie war ebensosehr für ihn eine Quelle vertraulicher Informationen wie er für sie.
    »… und die Häscherpatrouille hat jedes einzelne Haus durchsucht, Furansu-san! Als würden wir Verbrecher verstecken! Das verstößt gegen die Yoshiwara-Regeln. Wir wissen, was wir tun müssen, damit unsere Reisschalen voll bleiben: für Frieden sorgen und Ärger vermeiden. Einige Häscher stehen noch immer am Haupttor und mustern finster jeden Passanten.« Raiko fächelte sich heftig; sie dachte daran, wie knapp sie entronnen war, und wünschte sich, die Shishi niemals aufgefordert zu haben, ihr Haus zu bevorzugen. Es wird Zeit, daß sie alle anderswo hingehen, dachte sie, Häscher und Shishi, egal, wie sehr ich Hiraga mag. »Ich wünschte, sie würden endlich verschwinden.«
    »Was für Verbrecher suchen?« erkundigte sich André.
    »Verräter, zumeist Ronin. Aber ein Verräter ist jeder, der gegen sie ist. Ronin sind ihre übliche Beute.«
    »Bakufu? Kann man Bakufu rauswerfen? Revolution?«
    Sie lachte leise, leerte die Flasche und begann mit einer neuen. »Die Bakufu sind wie Läuse in einem Gefängnis: Man vernichtet zehntausend und schafft damit nur Platz für weitere hunderttausend. Nein, die Bakufu und das Shōgunat sind Nippon und werden uns immer erhalten bleiben.«
    »Heute abend Taira-san hier?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das Mädchen, das er wollte, war nicht verfügbar. Ich habe ihm eine andere angeboten, aber er hat abgelehnt und ist wieder gegangen. Seltsam,

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