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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Furansu-san in seine Tasse starrte, sah sie keinen Grund, ihn jetzt schon wissen zu lassen, daß sie erraten hatte, wer ›sie‹ war.
    Eeee, der heutige Abend ist äußerst gewinnbringend verlaufen, dachte sie voller Genugtuung. Die Kenntnis von einer geheimen Abtreibung bei einer so wichtigen Dame zu verschweigen oder an den Mann zu bringen, könnte überaus wertvoll sein, für die Dame selbst, vor oder nach der Hochzeit, für diesen Tai-Pan, der so reich ist wie Adachi von Mito, vor oder nach der Hochzeit, ja sogar für einen seiner zahlreichen Feinde.
    Zweitens habe ich durch Hiraga diesen Taira fest an Fujikos Jadetor gefesselt – was hat dieses Mädchen nur an sich, daß es so anziehend auf die Rundaugen wirkt? Und drittens ist mir die Lösung für Furansu-san, meinen kostbaren Gai-Jin-Spion, eingefallen.
    Am liebsten hätte Raiko vor Freude geschrien, aus Vorsicht aber bewahrte sie ihre bescheidene, aufrichtige Miene. »Ein Drittel, Furansu-san?«
    Mit leerem Blick sah er sie an und nickte.
    »Du hast der Dame gesagt, daß ein gewisses Risiko besteht?«
    »Was für Risiko? Raiko sagt, Medizin fast immer gut.«
    »Ja, fast immer. Aber wenn die Medizin nicht wirkt, müssen wir… Aber machen wir uns darüber jetzt noch keine Gedanken. Hoffen wir, daß Buddha auf sie herablächelt und daß es ihr Karma ist, eine leichte Entfernung zu haben und sich anschließend der guten Dinge des Lebens zu erfreuen.« Sie sah ihm ruhig in die Augen. »Und Sie auch. Neh?«
    Er erwiderte ihren Blick.

24
    Donnerstag, 8. November
    Liebste Colette: Die Wochen sind nur so verflogen, und morgen ist mein ganz spezieller Tag, schrieb Angélique, glühend vor freudiger Erwartung. Ich fühle mich so wohl, daß ich es kaum beschreiben kann. Ich schlafe wundervoll, meine Wangen sind rosig, alle machen mir Komplimente, und meine Figur ist besser denn je… Keine Anzeichen, gar nichts, dachte sie. Nichts. Brüste ein bißchen empfindlich, aber das ist nur Einbildung – und morgen ist dann alles vorbei.
    Sie saß, die Zungenspitze zwischen den Lippen, in ihrer Suite mit Blick auf die Bucht und hütete sich, etwas zu schreiben, das sie irgendwie kompromittieren konnte. Welch ein glückliches Omen, daß mein neuer Anfang ausgerechnet auf seinen Tag fällt!
    Morgen ist der Tag des hl. Theodor. Er ist mein neuer Schutzheiliger. Denn durch meine Heirat, Colette, werde ich Britin (nicht Engländerin, weil Malcolm Schotte und nur zum Teil Engländer ist), und der hl. Theodor ist einer ihrer wenigen Heiligen. Auch er wurde vor eintausendzweihundert Jahren Brite (er war Grieche) und stieg zum Erzbischof von Canterbury auf…
    Ihre Stahlfeder zögerte, weil der Name Gespenster aus den Nebeln holte, weigerte sich aber, sie an sich heranzulassen, und so versanken sie wieder in der Tiefe.
    … das heißt, er war so eine Art Papst der Britischen Inseln. Er reformierte die Kirche, verbannte Missetäter und heidnische Praktiken, war unheimlich fromm und gut, vor allem zu den Frauen, wurde achtundachtzig Jahre alt und ein ganz und gar wundervoller Mann der Wahren Kirche. Ich feiere den Tag, indem ich faste; und nach drei Tagen gebe ich dann ein Fest!
    Der Gedanke an Colette und Paris lenkte sie einen Augenblick ab; sie blickte zum Fenster auf das Meer hinaus, das schiefergrau und stürmisch war, mit Schaumkronen, die der scharfe Wind aufpeitschte und hoch auf den Strand hinauflaufen ließ: Kauffahrer lagen vor Anker, Proviantboote wurden be- oder entladen, das einzige Kriegsschiff, die Fregatte Pearl, prächtig mit ihrem neuen Mast und dem neuen Anstrich, dampfte, soeben von Edo zurückkehrend, auf ihren Ankerplatz zu.
    Von all dem nahm Angélique jedoch kaum etwas wahr; ihr Blick war von der rosigen Zukunft versperrt, die die Phantasie ihr vorgaukelte. Hier, in ihrer Suite, war es warm und still, die gut eingepaßten Fenster ließen keinen Luftzug herein, und im Kamin flackerte das Feuer, während Malcolm Struan, Papiere, Briefe und Rechnungen auf dem Schoß und um die Füße auf dem Boden verstreut, in einem riesigen, roten Samtsessel schlummerte. Die Verbindungstür stand offen. Ihre Korridortür war nicht verschlossen. Das hatten sie sich jetzt zur Gewohnheit gemacht. So war es sicherer, hatten sie beide eingesehen; später würden sie noch genügend Zeit haben, allein zu sein.
    An manchen Tagen kam er früh und führte seine Geschäfte von ihrem Boudoir aus, bis er um zwölf, kurz vor dem Lunch, ein paar Minuten schlief; manchmal blieb er in seiner

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