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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Suite, und gelegentlich hinkte er die Treppe hinab ins Parterrebüro. Immer wieder beteuerte er, daß sie dort herzlich willkommen sei, aber sie wußte, daß er das nur aus Höflichkeit sagte. Das Erdgeschoß war die Domäne der Männer. Sie war hocherfreut darüber, daß er arbeitete; wie McFay ihr berichtete, waren alle, seit der Tai-Pan die Leitung übernommen hatte, fleißiger, heckten große Pläne aus, und die Compagnie kam so richtig in Schwung…
    Genau wie sie. Keine Angst vor morgen. Im Gegenteil, sie freute sich darauf, André abends in der Gesandtschaft zu sehen. Gemeinsam hatten sie sich einen Vorwand ausgedacht, damit sie morgen für drei Tage dorthin zurückkehren konnte, während ihre Räume frisch gestrichen sowie für Fenster und Himmelbett neue Vorhänge aus Seidenstoffen angefertigt wurden, die sie aus den Vorräten im Lagerhaus ausgewählt hatte.
    »Aber Angel«, hatte Struan gesagt, »wir sind doch nur noch ein paar Wochen hier, die Ausgaben sind wirklich nicht…«
    Ein Lachen und ein Kuß hatten seine Einwände beschwichtigt. La, allmählich fange ich an, ihn zu lieben, und dieses Spielchen, meinen Willen durchzusetzen, beginnt mir so richtig Spaß zu machen.
    Lächelnd griff sie wieder zur Feder:
    Liebste Colette, ich habe mehr Energie denn jemals zuvor. Ich reite täglich – keine Ausflüge, obwohl die Niederlassung dadurch beengend wirkt –, aber immer wieder im Galopp über die Rennbahn, zusammen mit Phillip Tyrer, Settry Pallidar, dem besten Reiter, den ich jemals gesehen habe, gelegentlich auch mit französischen und englischen Kavallerie-Offizieren, nicht zu vergessen den armen Marlowe, der sich zwar als äußerst liebenswerter Mensch, aber leider nicht als guter Reiter entpuppt hat. Sie alle sind vor drei Tagen nach Edo aufgebrochen, wo Sir William und die anderen Gesandten DAS TREFFE N mit dem Kabinett der Eingeborenen und ihrem König haben, der Shōgun genannt wird.
    Malcolm geht es allmählich besser, aber so entsetzlich langsam! Er kann immer noch nur sehr mühsam gehen, ist aber phantastisch – bis auf den Posttag (zweimal im Monat), an dem er auf alles und alle und sogar auf mich wütend ist. Das kommt nur daher, daß ständig Briefe von seiner Mutter kommen (ich fange an, sie zu hassen), die sich bitter darüber beschwert, daß er hier bleibt, statt nach Hongkong zurückzukehren. Vor drei Tagen war es noch schlimmer als sonst, weil einer der Clipper des Noble House eintraf, diesmal mit einem weiteren Brief und einer vom Kapitän persönlich überbrachten mündlichen Botschaft, die lautete: ›Ich würde es begrüßen, Sir, wenn Sie sofort, nachdem wir die spezielle Ladung gelöscht haben, an Bord kommen würden. Wir haben Befehl, Sie und Dr. Hoag unverzüglich nach Hongkong zu begleiten …‹
    Noch nie habe ich eine derartige Sprache gehört, Colette! Ich dachte, der arme Malcolm kriegt einen Schlag. Der Kapitän wurde ganz klein und machte sich davon. Und ich habe Malcolm abermals angefleht, mit mir zusammen ihrem Befehl zu gehorchen, aber er hat nur geknurrt: »Wir reisen ab, wann ich es für richtig halte, bei Gott. Ich wünsche, daß du nie wieder davon sprichst!« Yokohama ist äußerst langweilig, und ich würde wirklich gern nach Hongkong in die Zivilisation zurückkehren.
    Aus Langeweile habe ich so ziemlich alles gelesen, was mir unter die Hände kommt (die Zeitungen, die nicht über Mode und das Pariser Leben berichten, sind wirklich recht interessant, mußte ich zu meiner Überraschung feststellen, aber sie führen mir vor Augen, was für ein Wirrkopf ich selber bin).
    Schließlich muß ich mich auf die Soireen vorbereiten, die ich für meinen Ehemann geben werde, um seine wichtigen Gäste zu bewirten – und deren Ehefrauen. Also bin ich entschlossen, möglichst viel über Handel, Opium, Tee, Baumwolle und Seidenraupen zu lernen… Aber man muß sehr vorsichtig sein. Als ich zum erstenmal versuchte, von einem Artikel über den traurigen Zustand der französischen Seidenindustrie zu sprechen (deswegen sind die japanischen Seidenraupen so wertvoll), sagte Malcolm: »Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen darüber, Angel…« Ich habe kein Wort dazwischenwerfen können, und er war sogar recht ärgerlich, als ich erklärte, Struan’s könnte doch in Frankreich eine Seidenfabrik bauen…
    Ach, Colette, ich wünschte, Du wärst hier, dann könnte ich Dir mein armes Herz ausschütten – Du fehlst mir, fehlst mir, fehlst mir…
    Die in einem Halter aus Knochen

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