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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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steckende Stahlfeder begann zu klecksen. Während sie sorgfältig die Spitze trocknete und reinigte, staunte sie darüber, daß das so leicht und die Feder so gut wie neu war. Vor ein paar Jahren, als allgemein noch Federkiele benutzt wurden, hätte sie ein spezielles Federmesser nehmen, eine neue Spitze zuschneiden und vorsichtig spalten müssen, die dann auch nur ein bis zwei Seiten gehalten hätte, während die in Birmingham hergestellten Mitchell-Federn tagelang hielten und in allen möglichen Größen zu haben waren, je nach Laune und Schreibgewohnheit.
    Hinter ihr bewegte sich Struan, erwachte aber nicht. Im Schlaf hat er ein klares Gesicht. Klar und stark…
    Die Tür ging auf, und Ah Soh kam herein. »Tiffin, Missee. Sie wollen hier oder unten, heya?«
    Struan wurde augenblicklich wach. »Deine Herrin wird hier essen«, sagte er barsch auf kantonesisch. »Ich esse unten, im großen Speisezimmer, und sag dem Koch, er soll dafür sorgen, daß das Essen hervorragend ist.«
    »Ja, Tai-Pan.« Ah Soh verschwand.
    »Was hast du zu ihr gesagt, Malcolm?«
    »Nur, daß du hier oben den Lunch einnimmst. Ich esse unten. Ich habe Dimitri, Jamie und Norbert eingeladen.« Er betrachtete ihre Silhouette vor dem Licht. »Du siehst fabelhaft aus.«
    »Danke. Darf ich auch mit unten essen? Das wäre mir wirklich weitaus lieber.«
    »Tut mir leid, wir haben Geschäftliches zu besprechen.«
    Mühsam stemmte er sich aus dem Sessel, während sie ihm die beiden Stöcke reichte. Bevor er sie ergriff, nahm er sie in den Arm, und sie schmiegte sich mit einem Seufzer an ihn und verbarg ihren Zorn darüber, daß sie wieder einmal hier eingesperrt war: nicht ausgehen konnte, nichts zu tun hatte, höchstens weitere Briefe schreiben, weitere Zeitungen lesen und warten konnte. Langweilig, langweilig, langweilig!
    Lim schnitt die ersten der großen Apfelpasteten in Quadrate, schob sie auf feinste Zinnteller, goß reichlich dicke Sahne darüber und servierte sie den vier Herren.
    »Großer Gott, woher zum Teufel haben Sie die?« fragte Norbert Greyforth, und Dimitri sagte gleichzeitig ebenso verblüfft: »Ich will verdammt sein!«
    »Die Sahne?« McFay rülpste. »Pardon. Mit herzlichen Grüßen vom Tai-Pan.«
    Dimitri schob sich einen Löffel voll in den Mund. »Das letztemal hab ich vor sechs Monaten Sahne gegessen, in Hongkong. Verdammt noch mal, das schmeckt! Ist dies ein neuer Exklusivservice des Noble House?«
    Malcolm lächelte. »Vor ein paar Tagen hat unser letzter Clipper drei Kühe eingeschmuggelt. Wir haben sie bei Nacht an Land gebracht und mit Hilfe des Army-Quartiermeisters zwischen den Pferden versteckt. Damit wollten wir vermeiden, daß sie entführt wurden oder der Jappo-Zoll Fragen stellte. Jetzt werden sie Tag und Nacht bewacht.« Er konnte seine Genugtuung über die Wirkung der Sahne nicht verbergen, aufgetischt nach reichlichen Mengen von Rindfleisch, Bratkartoffeln, frischen Gemüsen, einheimischer Fasanenpastete, französischem und englischem Käse – mit Bier, Château Haut-Brion ‘46, einem guten Chablis und Portwein. »Wenn sie sich hier akklimatisieren, wollen wir eine Herde züchten und eine Meierei einrichten – einen Ableger unserer Meierei in Hongkong. Das war Jamies Idee, und die Produkte kann natürlich jeder kaufen.«
    »Zu den üblichen ›noblen‹ Preisen?« erkundigte sich Norbert sarkastisch, eindeutig verärgert, weil er von diesem neuen Struan-Unternehmen nicht längst unterrichtet worden war.
    »Mit einem gewissen Profit, aber einem vernünftigen«, korrigierte ihn Struan. Den Befehl, die Kühe von Hongkong hierher zu verfrachten, hatte er sofort nach seiner Ankunft gegeben. »Noch etwas, Dimitri?«
    »Danke. Großartige Pastete, Male!«
    »Was hören Sie von zu Hause?« fragte Jamie, um die Atmosphäre zwischen Struan und Norbert Greyforth zu entspannen.
    »Nur Schlechtes, Furchtbares. Beide Seiten kämpfen – mit Gewehren und Fernkampfgeschützen – Scheiße, das Töten ist schlimmer denn je, ich fürchte, die Neue Welt ist völlig verrückt geworden.«
    »Die ganze Welt ist verrückt geworden, alter Freund«, behauptete Norbert. »Doch für die Glücklichen bedeutet Krieg gute Geschäfte, das ist eine Tatsache«, ergänzte er dann, um Struan zu reizen. »Brock’s hat so viel Hawaii-Zucker, wie Sie nur wollen – zu einem vernünftigen Preis.«
    »Wäre wirklich eine Abwechslung, wenn mal was vernünftig wäre«, bemerkte Dimitri leichthin. Er wußte von den riesigen Verlusten, die Struan’s

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