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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Karma einmischen?
    »Was ist?« erkundigte er sich argwöhnisch.
    »Lassen Sie mich einen Moment nachdenken, Furansu-san.«
    Kurze Zeit später sagte sie dann mit vollkommen veränderter Stimme, so warm und weich wie in den alten Zeiten, als er ihr erster Kunde gewesen war und das ganze Haus zur Feier der Eröffnung üppig mit Wein und Speisen bewirtet hatte: »Seit wir uns kennen, ist viel Wasser unter vielen Brücken hindurchgeflossen, hat es oft gute Zeiten und viel Lachen in unserer Schwimmenden Welt gegeben, aber auch, wie es im Leben so ist, viel Traurigkeit und ein Meer von Tränen, auch wenn ich es nicht gewollt habe. Ich mußte plötzlich daran denken, daß es, als wir das letztemal so geschachert haben, um Hanas Vertrag ging.«
    Sein Gesicht erstarrte zur Maske. »Nicht reden von Hana.«
    »Oh, tut mir leid, aber ich würde gern, bitte, weil ich vielleicht eine Lösung für Sie habe.«
    »Gibt keine«, widersprach er zornig. »Keine Heilung, Hana tot, Hana nichts zu tun mit Perlen.«
    »Stimmt. Bitte, beruhigen Sie sich und hören Sie mir zu. Vielleicht«, sagte sie liebevoll, »vielleicht könnte ich eine andere Hana finden, eine ähnliche, aber eine, die schon die chinesische Krankheit hat.«
    »Nicht möglich«, stieß er entsetzt hervor. »Krankheit sehr schlimm, sehr schlimm, häßlich.«
    »Ja, zuletzt«, stimmte sie ihm geduldig zu. »Oft aber sieht man jahrelang nichts. Sie sind nicht häßlich, bei Ihnen merkt man nichts, Furansu-san – es kann Jahre dauern, bis es so weit ist. Das hängt von Ihrem Karma ab. Soll ich für Sie so ein Mädchen suchen?«
    Er wollte etwas sagen, hielt inne und schüttelte den Kopf.
    »Hören Sie mir zu, wenn ich eine neue Hana finden könnte, und…«
    »Nicht möglich!«
    »…wenn Sie sie mögen und sie Sie mag, könntet ihr zusammen sein, bis… bis Sie entscheiden…« Raiko zuckte die Achseln. »Denken wir nicht an die Zukunft, heute ist heute, so lautet die Regel in der Schwimmenden Welt. Sie könnten das Mädchen hierlassen, ich würde Ihnen ein neues Haus bauen, das andere haben wir natürlich zerstört, Sie behandeln sie in jeder Hinsicht wie Hana, derselbe Vertragspreis, derselbe monatliche Betrag für Kleidung und Unterkunft, und sie ist ausschließlich für Sie da.«
    Ihre Blicke durchbohrten ihn, und er wußte, daß sie in seine Seele blicken und sehen konnte, wie er sich vor plötzlicher, hektischer Hoffnung wand und sich danach verzehrte, das zu akzeptieren, was ihn von seinen Qualen erlösen würde – die Nachricht von seinem Karma hatte sich mit Lichtgeschwindigkeit verbreitet, und inzwischen war ihm jedes Haus verschlossen, sehr höflich, aber verschlossen, und Kopfkissen war für ihn nur in Drunk Town möglich. Noch schlimmer war, daß sein sexuelles Verlangen keineswegs nachließ, sondern stieg, daß er von einer immer stärkeren Besessenheit getrieben wurde, sich sexuell zu betätigen, so stark, daß sie ihn zwei Nächte zuvor bereits zu diesem Wahnsinn mit Angélique getrieben hatte – nicht, daß er sie nicht mehr begehrte, im Gegenteil, er begehrte sie mehr denn je und wußte, daß er es ohne Ventil wieder versuchen und beim nächstenmal sein Ziel erreichen würde. Madonna, hilf mir, dachte er, den Tränen nahe, ich will sie doch nicht auch noch anstecken.
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Raiko mit merkwürdigem Blick. »Darüber können wir später reden. Und nun zu Hana.«
    »Nicht reden von Hana!«
    »Aber ich muß, Furansu-san. Also. Sie wollten wissen, wie sie starb, neh?« Raiko sah, wie sich sein Blick schärfte und sein Atem fast erstarb. »Nachdem Sie in die Nacht hinausgelaufen waren und sie mir weinend den Grund dafür erklärt hatte, war ich ebenso entsetzt wie Sie; ich wies sie aus dem Haus und verfluchte sie, obwohl sie für mich wie eine Tochter war. Selbstverständlich hatten Sie recht, und Sie hätten sie umbringen, nicht nur schlagen sollen, bevor Sie davonliefen, aber Sie hatten recht, und ihre Mama-san hätte mir natürlich davon erzählen müssen, und zwar in dem Moment…«
    »Bitte… langsam reden… langsamer.«
    »Bitte entschuldigen Sie, aber es ist sehr schwierig, langsam zu sprechen, aber sie hätte es mir in dem Moment sagen müssen, da sie es wußte. Ich war wütend, ich habe sie allein gelassen, um Ihnen nachzulaufen, aber ich konnte es nicht. Dann kam eine der Zofen… es war Mieko. Mieko kam hereingestürzt, um mir zu sagen, daß Hana versucht habe, Hara-kiri zu begehen…«
    Raiko schwitzte.

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