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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ständig zu tragen haben. Dann wird es ein guter Schutz für sie sein – und erklär ihnen, was die Schriftzeichen bedeuten.«
    Wieder gehorchte Misamoto ohne nachzudenken und zeigte den beiden, wie man die Westen trug. Inzwischen vorsichtig geworden, heuchelten sie Geduld und Bescheidenheit, was ihrem Wesen zutiefst widersprach. »Charlie«, flüsterte der Mann aus Cornwall, während er die Bänder verknotete, und bewegte dabei, wie die meisten Exsträflinge – vier Jahre Schwerstarbeit im australischen Outback für Claim Jumping – kaum die Lippen: »Wer A sagt, muß auch B sagen.«
    Der Amerikaner, ein wenig lässiger, grinste. »Ich hoffe, es springt auch was dabei heraus, alter Kumpel…«
    Yoshi beobachtete die beiden. Als er zufrieden war, winkte er Misamoto. »Nimm sie mit und wartet im Hof.«
    Sobald sie fort waren – diesmal nach einer korrekten Verneigung ohne Hilfestellung –, schickte er alle bis auf Inejin davon. »Setzen Sie sich, alter Freund.« Er deutete auf die Treppe, wo der alte Mann bequem sitzen konnte, denn seit ihm ein Sturz vom Pferd die linke Hüfte zerschmettert hatte, konnte er nicht mehr knien. »Gut. Und nun – was gibt’s Neues?«
    »Alles und nichts, Herr.« Seit drei Jahrhunderten dienten Inejin und seine Ahnen diesem Zweig der Toranagas. Als hatamoto fürchtete er sich nicht, die Wahrheit zu sagen. »Das Land ist fleißig bearbeitet und gedüngt worden, das Korn wächst, aber die Bauern sagen, daß es in diesem Jahr selbst hier in Kwanto eine Hungersnot geben wird.«
    »Wie schlimm wird die Hungersnot werden?«
    »Um sicher zu sein, werden wir in diesem Jahr Reis von anderswo brauchen, aber anderswo wird es viel schlimmer sein.«
    Yoshi dachte an das, was Hisako ihm schon berichtet hatte, und war froh über ihre Voraussicht und Vorsicht. Und froh über einen Vasallen wie Inejin – ein Mann, dem man blind vertrauen konnte, war schwer zu finden, viel schwerer noch einer, der die Wahrheit sagte, eine Wahrheit, die auf echtem Wissen basierte und nicht aus Gründen des persönlichen Vorteils gesagt wurde. »Weiter.«
    »Alle loyalen Samurai sind von Ungeduld erfüllt angesichts der ausweglosen Situation zwischen den Bakufu und den aufrührerischen äußeren Lehnsherrn von Satsuma, Choshu und Tosa, deren Samurai ebenso unzufrieden sind, vor allem aus den üblichen Gründen: Ein Sold, der vor einem Jahrhundert festgelegt wurde, verschlimmert ihre Lage noch, da es immer schwieriger wird, die Zinsen für die ständig zunehmenden Schulden zu bezahlen und zugleich Reis und Lebensmittel zu immer höheren Preisen zu kaufen.« Da der größte Teil seiner zahlreichen Familie ebenfalls sehr stark unter den Entbehrungen litt, war sich Inejin dieses Problems schmerzlich bewußt. »Täglich bekommen die Shishi neue Anhänger, wenn nicht offen, so doch mit Sicherheit heimlich. Die Bauern verhalten sich korrekt und bescheiden, die Kaufleute nicht, aber alle, bis auf die meisten Kaufleute in Yokohama und Nagasaki, möchten die Gai-Jin vertreiben.«
    »Und sonno-joi?«
    Nach einer Pause sagte der alte Mann: »Wie so vieles auf Erden, Herr, ist dieser Schlachtruf zum Teil richtig, zum Teil falsch. Alle Japaner verabscheuen die Gai-Jin – mehr noch als die Chinesen, mehr noch als die Koreaner –, alle wollen, daß sie verschwinden, alle verehren den Sohn des Himmels und halten Seinen Wunsch, sie zu vertreiben, für die richtige Politik. Von Ihren zwanzig Männern, die heute abend hier sind, würden, glaube ich, zwanzig diesen Teil von sonno-joi unterstützen. Genau wie Sie selbst, vorausgesetzt, es ist das Shōgunat, das gegenwärtig die Macht hat, Seine Wünsche zu realisieren, und zwar nach dem von Shōgun Toranaga niedergelegten Verfahren.«
    »Ganz recht«, stimmte ihm Yoshi zu, obwohl er im Herzen wußte, daß er, wäre er an der Macht gewesen, schon den ersten Vertrag nicht zugelassen hätte, denn dann wäre es nie so weit gekommen, daß sich der Kaiser in Angelegenheiten des Shōgunats einmischen mußte. Und außerdem hätte er niemals zugelassen, daß niederträchtige Lakaien den Sohn des Himmels umgaben und ihn irreleiteten.
    Dennoch, wenn er die Macht hätte, würde er, im Gegensatz zu sonno-joi, einige von den Gai-Jin einladen, solange er noch Zeit dazu hätte. Allerdings nur zu seinen Bedingungen. Und nur gegen die Waren, die er selbst zu kaufen wünschte. Denn nur mit Schiffen und Kanonen wie den ihren, dachte er, können wir unser Land vor ihnen schützen, sie aus unseren Meeren

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