Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
brauchte nach ihrem Ziel zu fragen. »Gewaltmarsch, Sire?«
    »Ja. Absolutes Schweigen. Abmarsch!«
    Einhundertzwanzig Leagues, zehn bis elf Tage, dachte er. Dann Kyōto und die Tore. Meine Tore.

25
    Am späten Nachmittag desselben Tages duckte Hiraga sich in den Windschatten einer Hütte am Rand von Drunk Town, wo nervös ein kleiner, verdreckter Matrose wartete. »Gib mir das Geld, Kamerad«, forderte der Mann. »Du hast es doch, eh?«
    »Ja. Pistole, bitte?«
    »Mal bist du ‘n Gent, mal bist du ‘ne miese Null.« Der Mann hatte einen grauen Stoppelbart und war mißtrauisch; in seinem Gürtel steckte ein gefährliches Messer, in einem Unterarmholster ein zweites. Als Hiraga zum erstenmal am Strand mit ihm sprach, hatte er seine von Tyrer beschaffte Kleidung getragen. Heute kam er in einem schmutzigen Arbeiterwollkittel, groben Hosen und abgewetzten Stiefeln. »Was für ‘n Spielchen treibst du?«
    Hiraga zuckte die Achseln; er verstand den Mann nicht. »Revolver, bitte.«
    »Den Revolver willst du? Ich hab ihn hier.« Der verschlagene Blick des Mannes wanderte über das von Unkraut wuchernde, mit Müll übersäte Gelände zwischen Drunk Town und dem japanischen Dorf – von den Einwohnern Niemandsland genannt –, das Hiraga gerade durchquert hatte, vermochte aber keine fremden Beobachter zu entdecken. »Wo ist das Moos?« fragte er mürrisch. »Das Geld, verdammt noch mal, die Mexe!«
    Hiraga griff in die Tasche des Kittels; für ihn fühlten sich die Kleider, die er eigens für diesen Tag gekauft hatte, unbehaglich und fremdartig an. In seiner Hand glitzerten drei mexikanische Silberdollar. »Revolver, bitte.«
    Ungeduldig langte der Matrose in sein Hemd und zeigte ihm den Colt. »Den kriegst du, wenn du das Moos rausrückst.«
    »Kugel, bitte?«
    Ein schmutziger Lumpen aus der Hosentasche des Mannes enthielt etwa ein Dutzend Patronen. »Abgemacht ist abgemacht, und mein Wort ist mein Wort.« Der Matrose griff nach dem Geld, doch bevor er es sich nehmen konnte, hatte Hiragas Hand sich wieder geschlossen.
    »Nicht gestohlen, ja?«
    »‘türlich nicht gestohlen, nun mach schon, verdammt!«
    Hiraga öffnete die Faust. Gierig wurden die Münzen gepackt und sorgfältig untersucht, ob sie auch nicht abgeraspelt oder gefälscht waren, während der listige Blick ständig hierhin und dahin schoß. Als er endlich zufrieden war, überreichte er Colt und Patronen und stand auf. »Laß dich nicht damit erwischen, Freundchen, sonst baumelst du, ‘türlich ist das Ding gestohlen!«
    Tief gebückt schlich sich Hiraga in die vergleichsweise Sicherheit des japanischen Dorfes zurück – sicher nur, solange das Gesindel und die Betrunkenen nicht beschlossen, Krawall zu machen. Es gab keine Polizisten oder Wachtposten, von denen die Dorfbewohner Schutz erwarten konnten. Nur eine Navy- oder Army-Patrouille marschierte gelegentlich durch die Hauptstraße, und diese Männer ergriffen bei einer Schlägerei selten Partei.
    Hiraga hatte viele Tage gebraucht, um diesen Kauf zu bewerkstelligen, denn Tyrer konnte er natürlich nicht um Hilfe bitten. Niemand in der Yoshiwara besaß eine Schußwaffe. Raiko hatte unangenehm berührt gesagt: »Nur Gai-Jin haben so etwas, Hiraga-san, tut mir leid. Gefährlich für zivilisierte Personen, mit einer solchen Waffe erwischt zu werden.«
    Akimoto sagte grinsend: »Wenn mein Vetter eine will, dann besorgen Sie ihm eine, Raiko! Sie können doch alles, neh? Dafür dürfen Sie auch ohne Bezahlung mit mir schlafen…« Er duckte sich, weil sie ein Kissen nach ihm warf und in sein Lachen einstimmte.
    Raiko fächelte sich. »Ah, Hiraga-san, es tut mir leid«, sagte sie, »bitte, nehmen Sie diesen unartigen Mann mit hinaus, zwei meiner Mädchen haben schon einen freien Tag beantragt, damit sich ihr Yin vom Ansturm seines Yang erholen kann…«
    Als sie allein waren, sagte Akimoto, jetzt ohne Scherz: »Vielleicht solltest du deine Absicht ändern. Vergiß die Waffe. Ich möchte versuchen, Ori zu überreden, sich hier mit uns zu treffen.«
    Hiraga, der über die Gesellschaft seines gutmütigen Vetters erfreut war, schüttelte den Kopf. »Ori hat eine Schußwaffe, er wird sie sofort gegen uns benutzen, wenn er uns sieht. Ich habe auf jede nur mögliche Art versucht, ihn aus Drunk Town herauszulocken – ohne Erfolg. Wenn ich ihm dort mit einem Revolver auflauere, wird es aussehen, als habe ein Gai-Jin die Tat begangen. Er wird jetzt jeden Tag wieder versuchen, zu diesem Mädchen zu gelangen, und dann bin

Weitere Kostenlose Bücher