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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ich hier unzweifelhaft erledigt.«
    »Vielleicht wird ihm das Warten zuviel. Jeder einzelne Mann im Dorf ist angewiesen worden, nach ihm Ausschau zu halten, und niemand darf ihn von See her hereinschmuggeln.«
    »Wer würde es wagen, einem Dorfbewohner zu trauen?«
    »Dann überlaß es, wenn du die Waffe hast, wenigstens mir«, erbot sich Akimoto ernst. Er war wesentlich kräftiger als Hiraga. Nachdem er diesen bei seiner Ankunft nicht gleich erkannt hatte, hatte er sich schnell einen ähnlichen Haarschnitt zugelegt.
    Schließlich hatte Hiraga am Strand den Matrosen angesprochen, sich als zu Besuch weilender chinesischer Händler aus Hongkong ausgegeben und einen Handel mit ihm abgeschlossen – unter der einzigen Bedingung, daß der Revolver nicht gestohlen sein durfte. Aber er würde natürlich gestohlen sein.
    Akimoto erwartete ihn in ihrer Unterkunft in einer Dorfgasse. »Eeee, Vetter, bitte entschuldige mich«, sagte er lachend. »Überflüssig, zu fragen, ob du ihn hast, aber du siehst so komisch aus in diesen Kleidern. Wenn dich unsere Shishi-Kameraden so sehen könnten…«
    Hiraga zuckte die Achseln. »So sehe ich aus wie einer der Gai-Jin-Kulis, wo immer die herkommen. Alle möglichen Gai-Jin und Kulis in Drunk Town kleiden sich so.« Er rückte seine Hose bequemer zurecht; er hatte sich zwischen den Beinen wund gerieben. »Ich kann einfach nicht begreifen, wie sie ständig so schwere Kleider, einengende Hosen und erstickende Jacken tragen können – und wenn es heiß ist, eeee, sind sie ganz furchtbar.« Während er sprach, prüfte er die Funktionen der Waffe, wog sie auf der Hand, zielte mit ihr. »Ziemlich schwer.«
    »Saké?«
    »Danke. Und dann werde ich mich bis zum Sonnenuntergang ausruhen.« Er lud den Revolver, trank einen Schluck Saké und streckte sich, zufrieden mit sich selbst, auf den Futons aus. Er schloß die Augen, begann zu meditieren. Als er zum Frieden mit sich selbst gelangt war, ließ er sich treiben. Innerhalb von Sekunden war er eingeschlafen.
    Bei Sonnenuntergang erwachte er. Akimoto hielt immer noch Wache. Er blickte aus dem winzigen Fenster. »Weder Sturm noch Regen heute abend«, stellte Hiraga fest, dann zog er ein Halstuch heraus und knotete es sich um den Kopf, wie er es bei den rangniederen Gai-Jin und den Matrosen gesehen hatte.
    Plötzlich bekam Akimoto Angst. »Und nun?«
    »Nun«, sagte er und schob sich den Revolver in den Gürtel, »werde ich Ori suchen gehen. Wenn ich nicht zurückkomme, mußt du ihn töten.«
    Die meisten Dorfbewohner auf der Straße erkannten ihn nicht, und in seinen europäischen Kleidern würde er für die meisten Gai-Jin einer der vielen eurasischen oder chinesischen Händler aus Hongkong, Shanghai oder Manila sein, denn die Qualität seiner Kleider und seiner Haltung verriet seine Position und seinen Reichtum: »Aber vergiß nie, Nakama-san«, hatte ihn Tyrer immer wieder gewarnt, »so reich du auch aussiehst – wenn du allein nach Drunk Town oder anderswo hingehst, werden dich feine Kleider nicht vor Belästigungen oder Beleidigungen durch das Gesindel schützen.«
    Als er sich zum erstenmal auf die Suche nach Ori machte – nachdem ihm der Shoya mitgeteilt hatte, daß Ori ungehorsam gewesen war –, war er in seinen Tyrer-Kleidern nach Drunk Town hineingestürmt und fast umgehend von einer Gruppe betrunkener Rowdys in die Enge getrieben worden, die ihn umringten, verhöhnten und beschimpften und ihn sogar angreifen wollten. Nur seine Karatekunst, eine den Gai-Jin noch unbekannte Kampfart, hatte ihn gerettet. Schäumend vor Wut hatte er sich zurückgezogen und zwei gebrochene Schädel sowie einen Schwerverletzten hinterlassen.
    »Finde genau heraus, wo Ori-san ist! Auf der Stelle!« hatte er dem Shoya befohlen. »Was er macht und wie er lebt!«
    Am nächsten Abend malte ihm der Shoya eine grobe Skizze: »Das Haus liegt hier, an dieser Ecke, zum Meer hinaus, in der Nähe einiger Lagerhäuser. Es ist ein Trink-Schlaf-Haus für sehr niedrigstehende Personen. Ori-san hat sich ein Zimmer gemietet und den doppelten Preis bezahlt, wie man mir sagte. Ein übles Haus, Hiraga-san, ständig voll böser Männer. Ohne einen speziellen Plan werden Sie niemals hinfinden. Ist es so wichtig, daß er fortgeschickt wird?«
    »Ja. Solange er hier ist, schwebt Ihr ganzes Dorf in Gefahr.«
    »So ka!«
    Zwei Tage darauf hatte ihm der Shoya berichtet, daß das Ori-Haus in der Nacht niedergebrannt war und die Überreste von drei Männern in den Ruinen gefunden worden

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