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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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stärker als normal. Der Medizinmann-Riese kam heute vormittag, um nach ihr zu sehen, aber sie wollte ihn nicht empfangen, ich mußte ihn wegschicken. Irgend etwas ist da…«
    »Ist mein Sohn schon bei ihr gewesen?«
    »Sie wird ihn heute nachmittag empfangen.«
    »Gut. Heute ist seine Zunge wie eine Natter zu seiner alten Mutter, wenn’s um sie geht. Spitznase und Schamhaar – geheime Verschwörer? Das stinkt, das stinkt tatsächlich. Halte Augen und Ohren offen, Jüngere Schwester.«
    »Da ist noch was.« Ah Soh griff in die Tasche und legte einen Korken auf den Tisch. Der untere Teil war violett bis schwarz verfärbt. »Das hab ich unter dem Bett gefunden, als ich den Nachttopf hervorholte.«
    Vor Verwunderung wurde das runzlige Gesicht noch faltiger. »Und?«
    »Riech mal dran, Ältere Schwester.«
    Ah Tok gehorchte. Es roch stechend und vage bekannt. »Was ist das?«
    »Ich bin mir nicht sicher… aber für mich riecht es wie Dunkel des Mondes. Ich glaube, die Flasche, die damit verschlossen war, hat einen Extrakt von Dunkel des Mondes enthalten… zusammen mit anderen Kräutern.«
    Die Ältere hielt den Atem an. »Den Austreiber? Um eine Fehlgeburt herbeizuführen? Unmöglich! Warum sollte sie das tun wollen?«
    »Sehr schlechtes Gesicht für deinen Sohn, vor der Ehe Vater zu werden, eh? Du weißt, wie sich die fremden Teufel anstellen, mit der Ehe und Skandalen und Jungfräulichkeit, keine Kopulation vor der Hochzeit – der Mann wird immer für schuldig gehalten, wie töricht! Schlechtes Gesicht für deinen Sohn. Und dann muß er sich vor Tai-tai Tess verantworten und vor ihrem widerlichen und rachsüchtigen fremden Teufelsgott.«
    Beide Frauen erschauerten. Ah Tok schnupperte noch einmal am Korken. »Du meinst, Spitznase hat die Flasche ins Meer geworfen?«
    »Mir fehlt auch eine Teekanne, die könnte für die beigefügten Kräuter verwendet worden sein, sie wollte heißes Wasser und auch Honig.«
    »Um den widerlichen Geschmack zu überdecken. Ayeeyah!« Dann sagte Ah Tok ernst: »Mein Sohn ist… sehr unausgeglichen, was diese Frau betrifft.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Du hattest recht, es mir zu berichten. Wir werden sofort an Illustrious Chen schreiben und ihm mit der nächsten Post den Korken schicken. Er wird wissen, ob du recht hast und was wir dann tun sollen.«
    Schwer auf seine Stöcke gestützt hinkte Malcolm Struan über die High Street zum Struan-Building. Der Himmel war bedeckt, ein leichter Wind wehte von See her, der Nachmittag war frisch, und seine erdrückenden Sorgen waren verflogen. Das verdankte er der Tatsache, daß er Angélique besucht und sich überzeugt hatte, daß es ihr gut ging und daß sie, wenn auch noch bleich und erschöpft, schöner war denn je. Da er sie nicht ermüden wollte, war er nur wenige Minuten geblieben.
    Einige berittene Händler zügelten höflich die Pferde, um ihn vorbeizulassen, und grüßten mit erhobener Gerte. »Tag, Tai-Pan«, sagte Lunkchurch mit ebenso finsterem Gesicht wie die anderen. »Werden Sie bei Sonnenuntergang im Club sein?«
    »Was ist denn los?« erkundigte sich Struan.
    Mit dem Daumen deutete Lunkchurch auf das gedrungene schwarze Zweimast-Dampfschiff, das in der Bucht neben Marlowes Fregatte ankerte. Am Mast wehte die Flagge von Brock and Sons. »Sie und ihre neuesten Nachrichten. Norbert hat eine Versammlung einberufen, nur die Händler, ohne Sir William.«
    »Ich hatte eigentlich dasselbe vor. Sonnenuntergang, gut. Ich werde dasein«, antwortete Malcolm verkniffen. Die Ocean Witch – alle großen Brock-Schiffe trugen den Zunamen ›Witch‹, wie die Struans ›Cloud‹ benutzten – war gestern abend überraschend mit Nachrichten, Post und den neuesten Hongkong-Zeitungen eingelaufen. »Verdammt idiotisch!«
    Die Leitartikel aller Zeitungen handelten von Admiral Ketterer und dem äußerst erfolgreichen Angriff auf die chinesischen Piratennester in der Mirs Bay und davon, daß er zum Kohlebunkern und zu Gesprächen auf dem Rückweg nach Hongkong war.
    Der Guardian faßte das Problem folgendermaßen zusammen:
    In einer Depesche an den Gouverneur schrieb Admiral Ketterer, daß sie einige Verluste durch chinesische Küstenbatterien erlitten hätten, die mit modernen Kanonen bestückt seien – in Birmingham produzierte Kanonen aus Hongkong, legal oder illegal von Wu Sung Choi erworben, dem Anführer der Weißer-Lotus-Flotten, der bedauerlicherweise nicht gefangengenommen oder getötet wurde.
    Wegen dieses unbedeutenden Zwischenfalls

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