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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Gyokoyama, und wog dabei seine Möglichkeiten ab.
    Die Wahl war einfach: töten oder nicht töten, zuhören oder nicht zuhören. Als er noch sehr jung war, hatte seine Mutter gesagt: »Hüte dich, mein Sohn, und merke es dir gut: Töten ist leicht, aber unmöglich rückgängig zu machen.«
    Für einen Augenblick verweilten seine Gedanken bei ihr, die immer weise gewesen war, ihn immer mit ausgestreckten Armen willkommen geheißen hatte – trotz der Schmerzen in ihren Gelenken, die zu ihrem Leben gehörten, solange er sich erinnern konnte, und sie jedes Jahr ein wenig schlimmer plagten.
    »Sehr wohl, Shoya. Ich werde zuhören. Einmal.«
    Nun seufzte der Shoya; ein wichtiger Graben war überbrückt. Er füllte die Schalen. »Auf sonno-joi und die Shishi!«
    Sie tranken. Von Zeit zu Zeit füllte er die Schalen nach. »Otami-sama, bitte haben Sie Geduld mit mir, aber wir glauben, daß wir alles haben können, was die Gai-Jin haben. Wie Sie wissen, ist Reis in Nippon eine Währung, Reishändler sind Bankiers, sie leihen Bauern Geld auf zukünftige Ernten, um Saatgut und dergleichen zu kaufen. Ohne das Geld würde es in den meisten Jahren keine Ernte und damit auch keine Eintreibung von Steuern geben. Sie leihen den Samurai und Daimyos für ihren Lebensunterhalt gegen zukünftige Bezahlung, zukünftige Koku, zukünftige Steuern; ohne dieses Geld gibt es gewöhnlich keinen Lebensunterhalt, bis Ernten zu besteuern sind. Geld ermöglicht jede Lebensweise. Geld – in Form von Gold, Silber, Reis, Seide oder sogar Dung – ist das Rad des Lebens, Profit schmiert dieses Rad, und…«
    »Kommen Sie zur Sache. Das Geheimnis.«
    »Oh, ich bitte um Verzeihung. Der Punkt ist, daß die Gai-Jin-Geldverleiher, Bankiers – in ihrer Welt ist das ein ehrenwerter Beruf –, einen Weg gefunden haben, all ihre Industrien, Maschinen, Schiffe, Kanonen, Bauwerke und Armeen auf profitable Weise ohne die Verwendung wirklichen Goldes zu finanzieren. Auf der ganzen Welt kann es keine solche Menge wirklichen Goldes geben. Irgendwie können sie große Anleihen machen, wobei sie das Versprechen von Gold oder angebliches Gold benutzen, und das allein macht sie stark, und anscheinend tun sie das, ohne daß ihre Währung dabei Schaden nimmt wie bei den Daimyos.«
    »Angebliches Gold? Wovon sprechen Sie? Drücken Sie sich klarer aus!«
    Der Shoya wischte sich einen Schweißtropfen von der Lippe. Er war jetzt erregt, weil der Saké seine Zunge lockerte, aber mehr noch, weil er zu glauben begann, daß dieser junge Mann das Rätsel vielleicht lösen könnte. »Verzeihen Sie, falls ich mich kompliziert ausdrücke, aber wir wissen, was sie machen, doch wir wissen noch nicht, wie sie es machen. Ihr Taira, diese Ihre Gai-Jin-Informationsquelle, die Sie so klug anzapfen, weiß es vielleicht; vielleicht könnte er Ihnen erklären, wie sie es machen, die Tricks, die Geheimnisse, und dann können Sie es uns sagen, und wir können Nippon so stark machen wie fünf Englands. Wenn Sie sonno-joi erreichen, können wir und andere Geldverleiher uns zusammentun, um alle Schiffe und Waffen zu finanzieren, die Nippon jemals brauchen wird…« Sorgfältig arbeitete er sein Thema aus, antwortete beredt auf Fragen, lenkte Hiraga, half ihm, schmeichelte ihm, versorgte ihn bedachtsam mit Saké und Wissen, beeindruckt von seiner Intelligenz, und fuhr damit fort, bis die Sonne untergegangen war.
    »Geld, was? Ich muß zu… zugeben, Shoya«, sagte Hiraga stockend, schwerzüngig vom Alkohol, während sein Kopf barst von so vielen neuen und verwirrenden Gedanken, die seinen tiefsten Überzeugungen zuwiderliefen, »zugegeben, daß Geld mich nie inter… essiert hat. Nie habe ich Geld wirklich … wirklich verstanden, nur den Mangel daran.« Ein Rülpser erstickte ihn fast. »Ich, ich glaube, ich sehe ein, ja, Taira wird es mir sagen.« Er versuchte aufzustehen, aber es gelang ihm nicht.
    »Darf ich Ihnen zuerst ein Bad anbieten und dann nach der Masseuse schicken?« Der Shoya überredete ihn mühelos, rief eine Dienerin zu Hilfe und überließ Hiraga starken, aber sanften Händen – bald schnarchte er in tiefer Bewußtlosigkeit.
    »Gut gemacht, Ichi-chan«, flüsterte seine Frau, als es ungefährlich war, und strahlte ihn an. »Du warst perfekt, neh?«
    Er strahlte zurück und sagte ebenso leise: »Er ist gefährlich und wird es immer sein, aber wir haben einen Anfang gemacht, das ist das Entscheidende.«
    Sie nickte, zufrieden, daß er ihren Rat befolgt hatte, an diesem Nachmittag

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